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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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laut vor: »Madame, verlassen Sie sofort – SOFORT – Ihre Wohnung. Sie sind in Gefahr. Und sagen Sie Vigo, er soll nicht mehr sein Handy benutzen. Wir nehmen in Kürze wieder Kontakt mit Ihnen auf. SpHiNx.«
    Ich begann zu zittern.
    »Wann wurde die Mail geschrieben?«, fragte Agnès.
    Ich schaute in die oberste Zeile der Mail.
    »Sie wurde heute Morgen um 7.54 Uhr geschickt.«
    »Vigo, leg sofort auf und verlass auf der Stelle die Wohnung. Ich treffe dich vor dem Restaurant.«
    »Wie?«
    »Leg auf, du Trottel. Schalt dein Handy aus und schalt es ja nicht wieder ein.«
    Ich unterbrach das Gespräch und schaltete sofort mein Handy aus. Ich überlegte einen Moment, ich wollte nicht in Panik geraten. Agnès hatte recht. Es war keine Sekunde zu verlieren. Wir wussten beide, dass der Hacker glaubwürdig war, seine erste Botschaft hatte es bewiesen. Wir konnten nicht wagen, seine Ratschläge zu ignorieren. Wir mussten schnell handeln. Sehr schnell. Überlegen und schnell handeln. Ich rannte ins Wohnzimmer, griff nach meinem Rucksack und sammelte meine Habseligkeiten ein. Ich warf noch einen letzten Blick auf die Wohnung, dann stürzte ich zur Diele, zog meinen Mantel an und ging hinaus.
    Auf dem Treppenabsatz hörte ich den Aufzug, das typische Geräusch der Kabel, die in den Schienen glitten. Die Kabine näherte sich langsam. Sie sind in Gefahr. Die Botschaft des Hackers war eindeutig. Jemand schien auf dem Weg in die Wohnung zu sein. War es möglich, dass sie es bereits waren? Ich machte kehrt, öffnete die Tür zur Nottreppe und rannte hinunter. Unten angekommen, blieb ich kurz vor der Tür stehen. Und wenn sie jemanden vor dem Gebäude aufgestellt hatten? Ich beschloss, über die Garage zu fliehen.
    Ich machte erneut kehrt und stürzte die Stufen zum ersten Untergeschoss hinunter. Das Licht ging aus. Ich zögerte und beschloss, lieber im Dunkeln zu bleiben. Tastend suchte ich die Tür zur Tiefgarage. Ich fand eine Klinke und öffnete die Tür.
    Die Autoreihen waren durch das schwache grüne Licht der Notausgangsschilder beleuchtet. Ich war allein, um mich alles still. Mein Herz schlug heftig. Und wenn ich auf die Kerle stoßen würde? Ich sah meine zwei Verfolger von La Défense vor mir in ihren grauen Trainingsanzügen. Jede Sekunde rechnete ich damit, sie wiederauftauchen zu sehen, am Steuer eines Wagens, der mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern auf mich zufuhr.
    Aber nein, es war unnötig, mir selbst Angst einzujagen. Weit und breit war niemand zu sehen. Ich atmete tief durch und ging im Halbdunkel weiter, vorsichtig immer an den Wagen entlang. Vor mir tauchte die Ausfahrtsrampe auf. Ich ging schneller. Plötzlich startete hinter mir ein Motor. Ich wandte mich um. Ich sah, wie die Scheinwerfer einer dunklen Limousine aufleuchteten. Ich bekam Angst und duckte mich hinter einen Wagen. Das Auto rollte langsam aus seiner Parklücke und steuerte auf mich zu. Das Scheinwerferlicht blendete mich. Ich kauerte mich noch tiefer nieder. Ich spürte, wie das Blut in meinen Schläfen rauschte, der Schweiß meinen Rücken hinunterrann und die Innenflächen meiner Hände feucht wurden. Das Auto kam näher. Ich biss die Zähne zusammen. Als es auf meiner Höhe war, beugte ich mich vor, um den Fahrer zu erkennen. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Es war eine kleine, ältere Dame, die an ihrem Lenkrad klebte.
    Der Wagen hielt vor dem Ausgang der Tiefgarage. Die Fahrerin schob ihre Karte in den Ticketautomaten. Die Tür ging auf. Ich ließ sie hinausfahren und rannte hinter ihr her, um die offene Tür zu nutzen. In gebückter Haltung lief ich die Rampe hinauf. Oben angelangt, presste ich mich gegen die Wand und ging dann vorsichtig weiter in Richtung Straße. Auf Zehenspitzen warf ich einen Blick nach links. Der Eingang des Gebäudes befand sich etwa fünfzehn Meter von mir entfernt. Und wie ich befürchtet hatte, lauerte ein Mann vor der Tür. Er trug keinen grauen Trainingsanzug, sah aber auch nicht wie ein Engel aus. Er hatte eine Lederjacke an, die Hände in den Taschen vergraben und erinnerte mit seinem rasierten Schädel an den Rausschmeißer einer Nachtbar. Ich war sicher, dass es einer von ihnen war. Einer der Kerle, die mich suchten.
    Ich zog den Kopf zurück, atmete schwer. Ich zögerte einen Moment. So schnell wie möglich musste ich von hier wegkommen. Ganz bestimmt suchten oben noch weitere Männer, und wenn sie entdeckten, dass die Wohnung leer war, würden sie vielleicht die anderen Ausgänge des

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