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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Wahl zu haben.
    »Gut, einverstanden.«
    Ich folgte ihm zu seinem kleinen grauen Mercedes, nahm neben ihm Platz und verstaute meinen Rucksack zu meinen Füßen. Ich fühlte mich unbehaglich. Er ließ den Motor an und fuhr in Richtung Place Saint-Michel.
    Er schaltete einen Musiksender ein und stellte ihn sehr laut.
    »Zuerst muss ich eines klären. Alles, was mein Mandant mir während seiner Untersuchungshaft anvertraut hat, ist streng vertraulich. Also erwarten Sie nicht, dass ich Ihnen etwas davon verrate. Ist das klar?«
    »Vollkommen.«
    »Gut, ich höre«, sagte er schließlich, als wir über die Seine fuhren.
    Ich atmete tief ein und merkte, dass ich mich auf dieses Gespräch nicht gut vorbereitet hatte. Ich musste aufpassen, nicht zu viel zu sagen, aber genug, damit er Vertrauen schöpfte und mir seinerseits Informationen lieferte. Das sah ganz nach einem Schachspiel aus.
    »Also«, fing ich an und räusperte mich, »ich befinde mich in einer Lage, die der Ihres Mandanten sehr zu ähneln scheint, und ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Man hat bei mir eine ausgeprägte paranoide Schizophrenie diagnostiziert, und ich wurde über zehn Jahre lang in einer Arztpraxis behandelt, die sich im SEAM-Turm befand: in der Praxis Mater. Nach dem Attentat habe ich sehr beunruhigende Dinge über diese Praxis herausgefunden. Ich stelle mir deshalb folgende Frage: War auch Ihr Mandant Patient in dieser Praxis?«
    »Darauf kann ich Ihnen nicht antworten.«
    Ich zog eine Grimasse. Die Unterhaltung mit dem Anwalt würde sich nicht einfach gestalten. Doch ich brauchte eine Bestätigung: Stand die Praxis Mater mit dem Attentat und mit Reynald in Verbindung? Die Reaktion des Anwalts am Tag zuvor ließ es mich vermuten, aber ich wollte Gewissheit haben.
    »Monsieur, ich verstehe ja Ihren Standpunkt und ich verspreche Ihnen, dass ich Ihnen Informationen liefern kann, die für die Verteidigung Ihres Mandanten nützlich sind. Aber warum sollte ich Ihnen diese Informationen geben, wenn ich nicht weiß, ob wir im selben Boot sitzen? Die Tatsache, ob Ihr Mandant in der Praxis Mater war oder nicht, fällt nicht unter Ihre anwaltliche Schweigepflicht …«
    Wir kamen an eine rote Ampel. Der Anwalt wandte mir den Kopf zu und musterte mich.
    »Monsieur Ravel, ich bin bereit, Ihnen Informationen zu liefern, wenn mir das, was Sie mir zu sagen haben, wirklich von Nutzen ist. Es ist ein Geben und Nehmen.«
    Er deutete auf seinen Aktenkoffer auf dem Rücksitz.
    »Ich habe Ihnen eine Akte zusammengestellt, die einige Informationen enthält. Natürlich nichts, was gegen meine Schweigepflicht verstößt, nichts, was während der Untersuchungshaft gesprochen wurde, aber vielleicht sind Dinge darunter, die Ihnen helfen könnten. Sie müssen es selbst entscheiden.«
    Es war bereits das zweite Mal, dass er das zu mir sagte. Sie müssen es selbst entscheiden. Er fing mich ernsthaft an zu nerven. Ich warf einen Blick auf seine Aktentasche.
    »Ich weiß ja nicht einmal, was Sie in Ihrer Aktentasche haben«, protestierte ich.
    »Ich habe Ihnen die Akte kopiert, die ich über Monsieur Reynald zusammengestellt habe. Sie enthält die Informationen, die ich sammeln konnte. Es ist nichts Aufregendes, aber ich bin davon überzeugt, dass es Sie interessieren wird. Auf jeden Fall sollten Sie eines begreifen: Im Augenblick weiß ich praktisch nichts. Solange mein Mandant in Untersuchungshaft sitzt, habe ich keinen Zugang zu seiner Ermittlungsakte. Ich konnte mich bis jetzt nur zweimal eine halbe Stunde mit ihm unterhalten. Wenn Sie Informationen haben, die mir helfen könnten, bin ich gern bereit, Ihnen zuzuhören.«
    Ich zögerte. Ich musste entscheiden, ob ich dem Anwalt die Information verraten konnte, die sicher die wichtigste Spur in diesem Fall darstellte, sofern man dem Hacker Glauben schenkte, das Protokoll 88.
    Ich wusste noch nicht, worum es ging, aber laut SpHiNx stand dieses Protokoll im Mittelpunkt unseres Falls. Es war nicht ungefährlich, diesen einzigen Hinweis preiszugeben. Schließlich hatte ich genauso viele Gründe, dem Anwalt zu misstrauen wie dem Staatsanwalt, den Agnès unbedingt informieren wollte. Nein. Es war besser, ich behielt es für mich. Sollte ich ihm von der geheimnisvollen Firma Dermod berichten, über die Agnès herausgefunden hatte, dass sie die Eigentümerin der Wohnung meiner Eltern war? Irgendwie war ich mir sicher, dass diese Gesellschaft in die Sache verwickelt war. Aber es war eine

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