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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Gebäudes überwachen.
    Ich warf erneut einen Blick zum Eingang. Nach ein paar Sekunden wandte der Kerl sich um, und ich rannte in die Gegenrichtung davon. Ich lief die Mauer entlang, ohne mich umzudrehen, und bog in die erste Straße rechts ein.
    Agnès hatte mich gebeten, sie vor ›dem Restaurant‹ zu treffen. Sie hatte nicht gesagt, vor welchem, da sie vermutete, dass unser Gespräch abgehört wurde, aber ich war fast sicher, dass sie das Parfait Silence meinte, wo wir zu Abend gegessen hatten. Wenn sie das Wepler gemeint hätte, hätte sie bestimmt ›die Brasserie‹ gesagt. Ich hoffte, dass ich mich nicht irrte. Ich rannte weiter, überquerte zwei Straßen, dann blieb ich stehen, um mich zu vergewissern, dass mir niemand folgte. Ich sah keinen Verdächtigen hinter mir. Das war jedoch kein Grund zu trödeln. Ich lief sofort weiter und hielt erst an, als das Restaurant in Sichtweite war.
    Agnès war noch nicht da. Vorsichtshalber hielt ich Abstand. Ich stellte mich unter den Vorbau eines Hauses und wartete mit klopfendem Herzen. Ungefähr zehn Minuten später sah ich, wie sie schnellen Schritts auf mich zukam. Ich ging auf dem Trottoir weiter und machte ihr ein Zeichen. Sie entdeckte mich und rannte auf mich zu.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie außer Atem.
    »Ja. Aber ich glaube, die Kerle sind an dir dran.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich habe gehört, wie der Aufzug hochfuhr, ich habe das Haus über die Tiefgarage verlassen und sah einen Kerl, der den Eingang des Gebäudes bewachte.«
    »Scheiße! Diesmal geht es zu weit, Vigo. Der Staatsanwalt muss sofort informiert werden.«
    »Nein.«
    »Fang nicht wieder so an! Hör zu, jetzt bin ich diejenige, die bedroht wird. Und wenn tatsächlich irgendwelche Typen gerade meine Wohnung durchwühlen, dann … du bist sehr nett, aber ich glaube, dass ich trotzdem das Recht, ja die Pflicht habe, etwas zu unternehmen.«
    »Warte wenigstens, bis ich mich mit dem Anwalt getroffen habe. Wenn du willst, begleite mich, und dann tust du, was du für richtig hältst.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du raubst mir den letzten Nerv. Um wie viel Uhr bist du mit ihm verabredet?«
    »Um elf.«
    »Gut, ich warte.«
    Sie zog ihr Handy heraus und tippte schnell eine Nummer ein. Sie ging auf dem Trottoir hin und her, das Handy an die Wange gepresst. Dann hörte ich ihre Worte. »Michel? Ja, ich bin's, Agnès. Ja … Sag, ich muss dich um einen großen Gefallen bitten. Ja, mein Lieber, jeder ist mal dran. Ich glaube, irgendwelche Männer brechen gerade in meine Wohnung ein. Ich habe jetzt keine Zeit, es dir zu erklären. Ich kann nicht heimgehen, denn ich habe gerade einen … Notfall. Kannst du mal mit zwei Jungs vorbeischauen? Ja. Danke, ich zeige mich erkenntlich. Halt mich auf dem Laufenden.« Sie schaltete ihr Handy aus und kam wieder zu mir.
    »Komm, wir holen mein Auto, dann fahre ich dich zu deinem Anwalt.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, bin ich. Los.«
    Wir gingen mit schnellen Schritten zum Hauptkommissariat. Ich blickte regelmäßig zurück, um mich davon zu überzeugen, dass uns niemand folgte. In der Rue de Clignancourt holte Agnès ihren Wagen vom Parkplatz des Kommissariats, und wir fuhren ins 1. Arrondissement.
    Ich saß brav neben Agnès und spürte ihre Anspannung. In ihrem Kopf brodelte es. Schließlich vertraute sie mir an, was sie auf dem Herzen hatte.
    »Vigo, wir gehen zu deinem berühmten Rendezvous und danach hören wir auf, einverstanden? Es wird zu gefährlich. Du musst den Staatsanwalt informieren.«
    Ich nickte wortlos. Im Grunde genommen war Agnès' Großzügigkeit grenzenlos. Im Augenblick wurde vermutlich ihre Wohnung von meinen unsichtbaren Feinden auf den Kopf gestellt, und trotzdem kümmerte sie sich immer noch lieber um mich.
    »Heute Morgen habe ich versucht, mit Hauptmann Berger Kontakt aufzunehmen, der Kollege, der in der Untersuchungs- und Eingreiftruppe für die Steinbrüche arbeitete, um etwas über deine Katakombengeschichten herauszufinden. Leider ist er im Ruhestand.«
    Ohne den Blick von der Straße zu wenden, reichte sie mir ein Stück Papier.
    »Da ist seine Privatnummer. Du kannst ihm sagen, dass du dich auf meine Empfehlung an ihn wendest, aber ich bin mir nicht sicher, ob er dir helfen kann.«
    »Danke, danke für alles, Agnès.«
    Den Rest der Fahrt schwieg sie. Kurz vor elf erreichten wir den Justizpalast.
58.
    »Rechtsanwalt Blenod?«
    Der Mann nickte zustimmend. Er war hochgewachsen, hatte graumelierte Haare und trug einen viel zu

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