Das kostbare Opfer
Sie, ob zwischen ihr
und Cornish ein persönliches Verhältnis besteht?«
»Ich habe die Kerze nicht
gehalten«, sagte er nachdenklich. »Ich glaube nicht. Für derartige Dinge habe
ich ein Gefühl, Leutnant.«
»Wer hat das nicht.«
»Noch etwas?«
»Ich glaube nicht«, sagte ich.
»Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich möchte schnell mal die Kerze
anzünden und sehen, ob sie ausgeblasen wird.«
Als ich hinauskam, lächelte
mich das Mädchen am Empfang an. »Wie war es bei Mr. Montello?« fragte sie.
»Es wäre besser gewesen, wenn
er sich weniger blumig ausgedrückt hätte«, sagte ich und ging zur Tür.
Ich fuhr zurück ins Büro.
Annabelle teilte mir mit, daß der Sheriff hier gewesen und wieder gegangen sei.
Das tat mir alles andere als leid. Sie sagte weiter, daß ein Mann namens
Williams von einem Kreditbüro angerufen und gesagt hätte, er würde mich gegen
Mittag noch einmal anrufen. Es war halb zwölf, und ich entschloß mich zu
warten.
Punkt zwölf kam Williams’
Anruf. »Ich habe einige Neuigkeiten für Sie, Leutnant«, sagte er. »Dachte mir,
daß es Sie interessieren würde. Ich bin gerade in der Bar des Camille. Wenn Sie nicht allzusehr beschäftigt sind, warum kommen Sie nicht auf ein Glas
herüber? Ich könnte sie Ihnen bei dieser Gelegenheit erzählen.«
»Klingt recht vernünftig«,
sagte ich. »Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen.«
Knapp zehn Minuten später
betrat ich die Bar des Camille. Ich entdeckte Joe Williams an einem Ende
der Theke, und er winkte, als er mich sah. Die Geste war leicht übertrieben,
und ich fragte mich, wie lange er wohl schon in der Bar saß.
»Willkommen, Leutnant«, sagte
er mit belegter Zunge, als ich neben ihn trat. »Ich habe schon einen Drink für
Sie bestellt.«
»Danke«, sagte ich und nahm auf
dem Hocker neben ihm Platz. »Sieht aus, als hätte bei Ihnen heute morgen flauer
Geschäftsgang geherrscht.«
»Man soll sich nicht
überarbeiten«, sagte er und langte nach seinem Glas.
»Da haben Sie recht«,
pflichtete ich ihm bei und griff zu dem meinen. »Sie haben einige strenggeheime
Informationen für mich, Joe?«
»Ich habe eine Vermutung«,
sagte er. »Ich dachte mir, es würde Sie interessieren. Was ich im Augenblick
wirklich tue, ist hier sitzen und darauf warten, bis die Freundin auf ihre
hübsche Schnute fällt.«
»Welche Freundin?«
»Die Star-Ermittlerin«, sagte
er. »Die helle Edna Bright. Und wenn Sie danebenhaut, wird Cole mir den Auftrag
geben.«
»Sie reden gerade so, als wären
Sie überzeugt davon, daß sie danebenhauen wird.«
»Das ist eine ganz große
Sache«, sagte Williams. »Ich erzählte Ihnen schon früher, Leutnant, daß sie bei
den großen Aufträgen immer versagt. Ein Buchhalter in Milwaukee. Ist mit
dreißigtausend Dollar abgehauen. Vielleicht dürfte ich das gar nicht sagen,
aber Sie sind außer einem Polizeibeamten auch noch ein anständiger Kerl. Sie
können doch etwas vertraulich behandeln, oder?«
»Probieren Sie es aus«, schlug
ich vor.
Er beugte sich vor, und der
Alkoholgehalt seiner Whiskyfahne schien mir nahe an der tödlichen Dosis zu
sein. »Wenn es sich um große Sachen wie diese handelt«, sagte er leise, »sind
die Leute, denen das Geld gehört, mehr daran interessiert, die Moneten
zurückzubekommen als den Kerl ins Gefängnis zu bringen.«
»Was Sie nicht sagen.«
»Also dieser Buchhalter, Blount
heißt er, Edgar Blount. Unser Büro erhielt einen Hinweis, daß er sich in Pine
City befindet und in einem der Hotels wohnt. So bekommt denn Miss Blau-Auge den
Auftrag — ganz klar! Aber sie wird ihn nicht finden, Leutnant. Die großen
Fische findet sie nämlich nie. Und wenn sie eingestehen muß, daß sie den
Burschen nicht findet, bekomme ich den Job. Cole wird ihn mir geben müssen.
Darauf warte ich. Sind Sie im Bilde?«
»Ich bin im Bilde«, sagte ich.
»Nur begreife ich nicht, was ich damit zu tun haben soll. Ausgenommen, daß ich
jetzt noch eine Runde bestelle.« Ich winkte dem Barkeeper, der diensteifrig
heraneilte.
»Ich sag’s Ihnen«, sagte
Williams geduldig. »Bei Edna ist irgend etwas faul, wenn man überlegt, daß ihr
die großen Fische regelmäßig durch die Lappen gehen. Ich denke, Sie sollten
sich da einmal darum kümmern. Auch daran, daß sie Farnham aufgestöbert hat und
er unmittelbar danach den Unfall hatte, ist vielleicht etwas faul.«
»Glauben Sie, sie hat sich mit
Eve Farnham über die Versicherungssumme geeinigt und dann den Ehemann
abgemurkst?«
Williams schüttelte
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