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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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noch
immer eine Herausforderung, die jeder Bergsteiger mit Freuden angenommen hätte.
»Nett, Sie wiederzusehen, Leutnant«, sagte sie sanft. »Ich dachte schon, Sie
hätten mich vergessen.«
    »Nach zwei Tagen?«
    Sie zuckte die Schultern, und
ich beobachtete interessiert die Reaktion. »In achtundvierzig Stunden kann
soviel passieren, Leutnant.«
    »Das glaube ich gern«, sagte
ich.
    »Wie gehen die Nachforschungen
voran? Haben Sie diese blonde Ermittlerin gefunden?«
    »Ich habe sie gefunden«, gab
ich zu.
    »Na und?« Sie schmollte. »Wenn
Sie mir nichts erzählen wollen, ich zwinge Sie nicht.«
    »Ich würde Ihnen gern davon
erzählen«, sagte ich, »aber im Augenblick habe ich keine Zeit. Ich möchte mit
Mr. Montello sprechen. Aber heute abend könnte ich es Ihnen erzählen. Warum
gehen wir nicht zu einem ruhigen Plätzchen, meine Wohnung zum Beispiel? Dann
könnte ich Ihnen alles erzählen.«
    »Oh!« Sie rutschte auf ihrem Stuhl
hin und her. »Das tut mir leid, heute abend bin ich schon verabredet.«
    »Dann werden Sie es nie
erfahren«, sagte ich kühl. »Und jetzt bitte Mr. David Montello.«
    Es dauerte nur drei Minuten,
bis ich vorgelassen wurde. Sein Büro war beträchtlich größer als das von Eve
Farnham, was darauf hinwies, daß er der Chef war. An den Wänden hingen die
eingerahmten Originale von Reklameentwürfen. Von einem Rotschopf in einem
»Aufrecht«-Mieder bis zu einer Blondine im Bad war alles vorhanden. Das
letztere warb für Seife, aber ich glaube nicht, daß der Erfolg allzugroß war —
für die Seife. Ich hätte zuerst die Blondine gekauft, und dann das Bad, wenn
man mich dazu gezwungen hätte. Die Seife bemerkte ich gar nicht.
    David Montello war ein sehr
kahler und sehr fetter Mann. Man konnte schon auf den ersten Blick sehen, daß
seine Tweedanzüge in London geschneidert wurden und er einen Jaguar fuhr. Er
war der Typ, der Pfeife rauchte, um seine Kunden zu beeindrucken; aber da ich
nur ein Polizeibeamter war, zündete er sich eine Zigarette an. »Setzen Sie
sich, Leutnant«, sagte er, und seine Stimme klang eine Oktave zu hoch für
seinen Leibesumfang. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie könnten mir über einen
Ihrer Kunden einige Auskünfte geben«, sagte ich.
    Er machte ein zweifelndes Gesicht.
»Die Geschäftsbeziehungen unserer Kunden sind vertraulich, Leutnant, soweit sie
diese Agentur betreffen. Nicht, daß ich Ihnen Schwierigkeiten machen möchte,
Sie verstehen doch?«
    »Wer möchte das schon?«
    Montello klingelte und sah mich
erneut an. »Wie heißt der Kunde?«
    »Cornish.«
    »>Aufrecht<-Mieder?« Er
drückte seine Zigarette aus, öffnete eine Schublade in seinem Schreibtisch und
holte eine Pfeife heraus. Ich sah ihm zu, wie er den Pfeifenkopf gegen seine
Nase rieb. Die Aussichten, wer dabei die beste Politur abkriegte, das Holz der
Pfeife oder die Äderchen auf seiner Nase, standen fünfzig zu fünfzig. »Was für
eine Auskunft möchten Sie im einzelnen?« fragte er vorsichtig.
    »Ich hörte, daß sich seine
Mieder nicht mehr besonders verkaufen«, sagte ich. »Daß sein Laden auf der
Kippe steht. Stimmt das?«
    Montello steckte die leere
Pfeife in den Mund und zog geräuschvoll daran.
    »Der Artikel hatte Flaute«, gab
er zu. »Aber nun geht Cornish mit einigen neuen Modellen ins Geschäft. Wir sind
gerade dabei, einen großen Werbefeldzug für ihn vorzubereiten.«
    »Glauben Sie, daß sich die
neuen Modelle besser verkaufen werden?«
    »Nun, wir haben die neuen
Flaggen noch nicht gesetzt; schwer zu sagen, wer salutieren wird«, sagte er.
»Der Stamm ist auf dem Kriegspfad, aber wir können noch keine Skalps zählen.«
    »Und in der Zwischenzeit ist
die Marschverpflegung alle?«
    Sein Gesicht hellte sich auf.
»Ich glaube, so könnte man es nennen.«
    »Nur noch eine Frage«, bat ich.
»Wie nahe am Ruin steht Cornish im Augenblick?«
    »Nun«, er klopfte leicht mit
dem Pfeifenstiel gegen seine Zähne. »Der Schnee ist ziemlich tief, würde ich
sagen. Wenn nicht bald ein Bernhardiner kommt, hilft selbst der Branntwein
nichts mehr.«
    Ich stand auf. »Vielen Dank,
Mr. Montello«, murmelte ich.
    »Ganz meinerseits, Leutnant«,
sagte er. »In der Beziehung ähneln sich unsere Berufe. Man muß den Dingen
nachgehen, um festzustellen, wo es brennt.«
    »Und meistens ist man um so
weiter von den Dingen weg, je näher man sich daran glaubt. Ich nehme mir ein
Flugzeug.« Mrs. Farnham bearbeitet doch >Aufrecht<, nicht wahr?« fragte
ich.
    »Eve?« Er nickte. »Ja.«
    »Wissen

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