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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und
schlüpfte hinein. Ich beobachtete sie, während sie die Knöpfe der Reihe nach
zuknöpfte. Als sie beim letzten Knopf angelangt war, stellte ich die Schüssel
auf den kleinen Tisch und sank in den nächsten Sessel.
    Einen Augenblick später kam
Natalie herein und lächelte mich an. »Ich hatte gehofft, Sie würden uns
inzwischen etwas eingeschenkt haben«, sagte sie. »Sagen Sie mir bloß nicht, Sie
wären schon müde.«
    »Es war nur die nervliche
Belastung«, entgegnete ich.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts
dagegen«, sagte sie. »Ich dachte mir, ich ziehe was Bequemeres an.«
    »Für Sie mag es bequem sein«,
sagte ich, »bei mir hebt es den Blutdruck.«
    »Alkohol ist dafür die beste
Medizin«, sagte sie. Sie setzte sich auf eine der Couches, schlug die Beine
übereinander und zog das Negligé sorgfältig zurecht. Nicht, daß das sehr viel
änderte — das Negligé war nämlich durchsichtig. Natalie war eine
Herausforderung, der aus dem Wege zu gehen ich nicht die Absicht hatte.
    Ich ging zu der kleinen Bar
hinüber, füllte die Gläser und trug sie zur Couch zurück. Sie nahm das Glas aus
meiner Hand und schnurrte vor Behagen. »Gefällt Ihnen das Klima hier oben nicht
besser als drunten in dieser Scheune, Al?«
    »Viel besser«, sagte ich
aufrichtig. »Die Art, wie Sie es sich bequem gemacht haben, gefällt mir. Alle
Mädchen sollten sich daran ein Beispiel nehmen.«
    »Sie müssen es ja wissen«,
sagte sie sanft. »Sie haben mich im Spiegel beobachtet. Wenn Sie es nicht getan
hätten, würde ich die Tür umsonst offengelassen haben.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Ich habe so ein Gefühl in
bezug auf Sie«, sagte sie. »Sie nehmen sich einfach, was Sie wollen, Al
Wheeler!«
    »Wenn es zu haben ist«, gab ich
zu.
    »Das ist ja das Kreuz mit
Laurence«, sagte sie. »Er hat einfach kein Rückgrat. Er läßt sich von mir
schuriegeln. Es gibt nichts, was eine Frau mehr haßt, als ein Mann, der sich
das gefallen läßt. Aber Laurence kann es sich eben nicht leisten, mein Geld
einfach zu ignorieren. Deswegen ist er sich selbst zuwider und deswegen haßt er
mich.«
    Sie leerte ihr Glas und starrte
brütend auf seinen Boden. »Früher oder später werde ich ihn mit einer seiner
billigen kleinen Blondinen erwischen. Wenn das passiert, lasse ich den Vorhang
über Mr. Laurence Cole so rasch fallen, daß er nicht weiß, was ihm geschieht.«
    »Scheidung?«
    »Natürlich!« nickte sie. »Und
er wird nicht einen Cent von mir bekommen. Ich habe es mir überlegt. Warum
sollte ich einem Mann treu sein, der mir gegenüber niemals treu gewesen ist?«
    »Bisher haben Sie alle Ihre
Fragen selbst beantwortet«, sagte ich. »Ich möchte Sie an dieser Gewohnheit
nicht hindern.«
    Sie lachte heiser. »Sie sind
ein Mann nach meinem Geschmack, Al. Sie gefallen mir — sehr. Ich glaube, Sie
haben es schon gemerkt.«
    »Ich vermute es«, antwortete
ich,
    Langsam knöpfte sie das Negligé
von oben nach unten auf, Knopf um Knopf. Sie sah bezaubernd aus, der Spiegel
hatte mir das bereits bestätigt.
    »Hemmungen, Al?« flüsterte sie.
    »Ich?« fragte ich
geistesabwesend. »Ich suchte nur den Lichtschalter.«
    Erneut lachte Natalie Cole
heiser. Sie saß auf der Couch und konnte sich vor Lachen kaum halten, während
ich nach dem Lichtschalter suchte. Sie lachte noch immer, als ich mich zur
Couch zurücktastete.
    Und plötzlich hörte sie zu
lachen auf.

SECHSTES KAPITEL
     
    A nnabelle wandte den Kopf, um
mich anzusehen, als ich das Büro betrat. Ihre Hand berührte eine Schachtel mit
Büroklammern, die mit einem schrecklichen Bums zu Boden fiel.
    Ich legte die Hände an den Kopf
und warf ihr einen gequälten Blick zu. »Sie sollten morgens eine Blaskapelle
herbestellen«, sagte ich säuerlich. »Die könnte Ihr Lieblingsstück für Sie
spielen.«
    »Das klingt, als wären Sie
heute nacht nicht nach Hause gekommen, Leutnant.«
    »Ich war abends aus«, sagte ich
und lächelte einen Augenblick lang selig, während ich mich erinnerte. »Aber es
hat mir eine ganze Nacht ersetzt.«
    Ihr Gesicht drückte kalte
Mißbilligung aus. »Wer immer sie auch gewesen sein mag, die Ärmste verdient
mein Mitleid. Sie hatte Ihnen wahrscheinlich vertraut.«
    »Natürlich hat sie das«,
pflichtete ich ihr bei. »Ich mußte ihr doch beweisen, daß ihr Vertrauen nicht
ungerechtfertigt war. Nicht wahr?«
    »Ersparen Sie mir die
schmutzigen Details!«
    »Es mag Details gegeben haben«,
gab ich zu. »Aber niemals schmutzige.«
    Annabelles Finger schwebten
über ihrer

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