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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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laufen und rief
Sie an, Leutnant.«
    »Klingt ganz interessant«,
sagte ich.
    »Was soll ich jetzt tun,
Leutnant?« fragte Polnik besorgt.
    »Sie können eine Weile Ihre
Füße ausruhen lassen«, sagte ich. »Aber seien Sie um halb sieben wieder in der
Hotelhalle. Versuchen Sie, so nahe wie möglich an die beiden heranzukommen,
ohne ihnen über die Füße zu stolpern. Wenn die beiden das Hotel verlassen, ohne
etwas Aufregendes zu tun, können Sie Feierabend machen und nach Hause gehen.«
    »Wenn sie etwas Aufregendes unternehmen
wollen, dann werden sie sicherlich in ihre Wohnung gehen!« wieherte Polnik
wieder los, bis mein Trommelfell vibrierte.
    »Ich meine etwas für einen
Kriminalbeamten Aufregendes«, schnauzte ich.
    »Wo ist denn da der
Unterschied?« fragte er. »Wir sind doch auch Menschen, Leutnant!«
    »Das ist Ansichtssache«, sagte
ich. »Strapazieren Sie meine Nachsicht nicht zu stark. Wenn die beiden also
etwas Aufregendes unternehmen, und ich meine dabei nicht dasselbe wie Sie, dann
rufen Sie mich zu Hause an.«
    »Ich tue alles, was Sie
wünschen«, versprach Polnik resigniert. »...Parfüm hinter die Ohren, so was!«
Er hängte ein, bevor ich ihm vorschlagen konnte, ein für allemal dahin zu
gehen, wo der Pfeffer wächst.
    Zwanzig Minuten darauf rief
Johns an. »Malone hat heute vier Besuche gemacht, Leutnant«, sagte er mit
dienstlich forscher Stimme. »Alles angesehene Firmen. Ich habe eine Liste
angefertigt.«
    »Darauf kommen wir noch
zurück«, sagte ich. »Wo ist Malone jetzt?«
    »Er hat eine Wohnung drüben in
der Stanmore Street. Vor zwanzig Minuten ist er nach Hause gekommen, und er ist
noch immer dort. Wünschen Sie, daß ich warte, bis er wieder weggeht?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich weiß,
wo er sich um halb sieben aufhalten wird, und bis dahin interessiert er mich
nicht. Sie können Malone für heute sein lassen, Johns.« Ich hatte eine
plötzliche Eingebung. Ich gab ihm die Personalbeschreibung von Calvin Cornish
und die Anschrift des »Aufrecht«-Büros. »Versuchen Sie, ihn zu finden und ihn
bis halb sieben zu beschatten. Dann können Sie mich über meine Privatnummer
erreichen.«
    »In Ordnung, Leutnant«, sagte
er.
    Ich legte auf und sah, daß
Annabelle Jackson mich mit leicht erstauntem Ausdruck beobachtete. »Ich muß
schon sagen, Leutnant, Sie tun ja wirklich mal was!«
    »Wieso?« sagte ich. »Klar, ich
bin der Bursche, der niemals schläft.«
    Sie rümpfte vielsagend die
Nase. »Wer’s glaubt!«
    »Aber ungeachtet meiner
Vielbeschäftigung«, fuhr ich fort, »werde ich irgendwie Zeit herausschinden.«
    »Wofür?«
    »Für unser Rendezvous heute
abend.«
    Annabelle lachte höflich. »Sehr
amüsant, Leutnant.«
    »Ja, so bin ich«, sagte ich.
»Die klassische Verbindung von Humor und Erotik, die in der besten Qualität
echter Männlichkeit gipfelt. Sie erhalten mich samt Wohnung und Hi-Fi-Anlage
praktisch ohne Anzahlung.«
    »Wohl kaum«, sagte sie. »Ich
habe heute abend das gleiche Rendezvous wie gestern.«
    Schmerzlich berührt, verließ
ich das Büro, wobei ich O Shenandoah vor mich hinpfiff.

SIEBENTES KAPITEL
     
    I ch spielte Duke Ellingtons Mood
Indigo auf dem Hi-Fi-Apparat, denn das entsprach genau meiner Stimmung. Um
punkt halb sieben klingelte das Telefon. Sergeant Johns war zumindest
pünktlich, das mußte man ihm lassen. Ich nahm den Hörer ab und sagte:
»Wheeler.« Es war eine vollkommene, knappe und treffende Feststellung von
Tatsachen.
    »Johns«, kam seine tiefe
Stimme. »Ich habe Cornish in seinem Büro erwischt, wie Sie gesagt haben. Um
vier Uhr fuhr er in ein anderes Büro im Zentrum: David Montello & Co.
Dort blieb er bis kurz nach fünf. Als er wieder herauskam, war er von einem
Mädchen begleitet. Sie fuhren in seinem Wagen hinaus zu seinem Haus in
Bannister am Hillcrest Drive, Nummer vier—dreiundsechzig. Sie sind noch dort.«
    »Prima«, sagte ich.
    »War es das, was Sie wissen
wollten, Leutnant?«
    »Das ist genau das, was ich
wissen wollte«, sagte ich. »Sie können jetzt nach Hause gehen.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte,
schenkte ich mir ein Glas ein und ließ mich in einen Sessel sinken, um die
Ellington-Platte zu Ende anzuhören. Die Zeit verging und als es halb acht war,
klingelte es. Ich fuhr aus meinem Sessel hoch. Vielleicht hatte Annabelle
Jackson es sich schließlich doch noch anders überlegt? Vielleicht hatte sich
ihr Rendezvous als Mißerfolg erwiesen und sie suchte Trost.
    Ich riß die Tür auf, und der
Fettwanst, der draußen stand,

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