Das kostbare Opfer
jetzt an, die Drinks zurechtzumachen.«
»Ich käme gern, Schätzchen«,
sagte ich. »Aber ich kann nicht; ich habe zu tun. Ich bin Polizeibeamter — du
weißt ja, wie das ist.«
»Nein, ich weiß es nicht«,
seufzte sie. »Aber wenn du sagst, du kannst nicht kommen, dann kannst du eben
wohl nicht. Dann ziehe ich mich wieder an.«
»Ja, tu das«, sagte ich
zögernd.
»Ruf mich morgen an, Al«, sagte
sie mit warmer Stimme. »Irgendwann im Laufe des Tages. Laurence ist dann im
Büro.«
»Ist gut«, sagte ich. »Ich
werde dich am Vormittag anrufen.«
»Gute Nacht, Liebling«, sagte
sie mit zarter Stimme.
»Gute Nacht..., er...« Das Wort
blieb mir im Hals stecken, als ich Polniks grinsende Visage sah.
Mit einem Knall warf ich den
Hörer auf die Gabel. »Er ist nicht daheim«, sagte ich.
»Hab’ ich mir schon gedacht.«
Polniks Grinsen wurde breiter. »Das war doch seine Frau, wie, Leutnant?«
»Ich glaube«, sagte ich
kleinlaut.
»Sie glauben es nur?« Seine
Augen drohten aus den Höhlen zu treten. »Das möchte ich mal erleben, daß ich
nicht genau weiß, wer die Frau ist, die nach mir verrückt ist!«
»Wenn Sie so weiterreden,
werden Sie den morgigen Tag nicht mehr erleben«, sagte ich grimmig.
»Entschuldigung, Leutnant«,
sagte Polnik höflich.
»Sehen wir trotzdem nach«,
sagte ich. »Ich glaube nicht, daß wir auch nur die Spur einer Hoffnung haben,
jetzt noch irgendwas zu finden, aber es wird nicht schaden, wenn wir mal
nachsehen.«
Zwanzig Minuten später parkte
ich den Austin Healy vor dem Appartementhaus, in dem Malone wohnte, und wir
gingen hinein. Ich drückte auf die Klingel neben der Wohnungstür, die Malone fast
sofort öffnete. Als er uns erkannte, lächelte er verbindlich. »Hallo,
Leutnant«, sagte er. Er trug ein offenes Hemd und ein Paar Baumwollslacks. Er
machte einen sportlichen Eindruck.
»Fröhliche Weihnachten«, sagte
ich und drängte mich an ihm vorbei in die Wohnung. Polnik trottete wie ein
Jagdhund hinter mir her.
Die Wohnung bestand aus einem
Wohnzimmer, einem Schlafzimmer, einer Küche und einem Bad. Ich blickte in jedes
Zimmer und gelangte schließlich wieder ins Wohnzimmer zurück.
»Wo brennt’s?« fragte Malone.
»Haben Sie was verloren?«
»Es hat mich nur interessiert,
Vince, ob Sie vielleicht Besuch haben«, sagte ich. »Offensichtlich haben Sie
keinen.«
»Ist es ein Verbrechen, Besuch
zu haben?« fragte er.
»Es hätte mich nur
interessiert«, sagte ich. »Wo waren Sie heute abend?«
»Ich?« Er zuckte die Achseln.
»Nirgends.«
»Sind Sie da sicher?«
»Aber natürlich. Ich bin gegen
drei nach Hause gekommen. Seitdem bin ich nicht mehr weg gewesen.«
Und plötzlich fiel mir ein, daß
ein superschlauer Leutnant namens Wheeler Sergeant Johns um diese Zeit von
Malone abgezogen und auf die Cornish-Spuren gesetzt hatte. »Na schön, Vince«,
sagte ich. »Ich will mich mit Ihnen nicht herumstreiten.«
»Vielen Dank, Leutnant.«
»Haben Sie heute abend eine
Verabredung?«
»Mit Edna meinen Sie?« Malone
schüttelte den Kopf. »Nein, sie muß heute abend arbeiten. Jedenfalls hat sie
das gesagt, und ich glaube nicht, daß sie mich anlügen würde.«
»Darauf können Sie Gift
nehmen!« sagte Polnik düster.
»Kennen Sie Edna?« fragte
Vince.
Polnik starrte ihn an und sein
Gesicht rötete sich. »Quatsch«, knurrte er.
Von Malones Wohnung fuhren wir
zum Plaza Hotel. Ich zeigte dem Portier meine Marke, und er gähnte
ostentativ.
»Ich möchte ein paar Auskünfte
über einen gewissen Edgar Jones«, sagte ich.
»So?«
»Er ist doch heute abend
abgereist?«
»Stimmt.«
»Hat er eine neue Anschrift
hinterlassen?«
»Nee.«
Er betrachtete eingehend die
Fingernägel seiner linken Hand, während seine Rechte lässig auf dem Pult lag.
Ich nahm den Federhalter des auf dem Pult stehenden Schreibservices und piekte
ihm die Feder mit Nachdruck und Sorgfalt in den Handrücken. Er schrie auf und
sprang mindestens fünfzehn Zentimeter in die Luft.
»Schon besser«, sagte ich. »Nun
bin ich überzeugt, daß Sie sich etwas besser auf das Problem konzentrieren
werden.«
Er schluckte. »Natürlich,
Leutnant. Gegen sieben Uhr fünfzehn reiste er plötzlich in aller Eile ab. Er
hatte seine Koffer schon gepackt, kam zum Empfang gerast, zahlte seine Rechnung
und verließ das Hotel. Ich habe keine Ahnung, wo er hin ist.«
»Nahm er ein Taxi?«
»Ich weiß nicht, Leutnant«,
sagte er, und es klang fast wie eine Entschuldigung. »Ich konnte nicht von
meinem Platz
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