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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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weg.«
    »Na schön«, sagte ich. »Wie
lange war er hier?«
    Er sah im Gästeregister nach.
»Acht Tage.«
    »Hatte er irgendwelche Besucher,
an die Sie sich erinnern können?«
    »Bis heute abend niemand. Da
kam ein blondes Mädchen, eine Miss Edna Bright, und...« Er sah Polnik an, und
riß die Augen auf. »Sagen Sie mal! Sind Sie nicht der Betrunkene, den man
gegen...«
    »Klar«, knurrte Polnik. Er hob
die rechte Hand, bis sie fünfzehn Zentimeter vor dem Gesicht des
Hotelangestellten schwebte, und ballte sie langsam zur Faust, groß wie ein
Schinken. »Wollen Sie was von mir? Vielleicht ’nen Polizisten rufen?«
    »Ich habe nichts damit zu tun«,
sagte der Portier hastig. »Miss Bright war Mr. Jones einziger Besucher, soweit
ich informiert bin, Leutnant. «
    »Na schön, vielen Dank«, sagte
ich.
    Wir gingen zurück zum Healy und
setzten uns eine Weile hinein. »Vielleicht versteckt ihn die Blonde in ihrer
Wohnung?« meinte Polnik.
    »Dafür ist sie viel zu
gerissen«, sagte ich. »Ich wette, daß sie ihn inzwischen zum Flugplatz gebracht
hat und wir gar nichts weiter unternehmen können.«
    »Nachschauen könnten wir ja
mal«, schlug Polnik vor.
    »Meinetwegen«, sagte ich. »Wenn
Sie von solchem Biereifer besessen sind, können Sie ja mal nachsehen.«
    »Wie Sie meinen, Leutnant.«
Polnik zwängte sich wieder aus dem Wagen.
    Ich sah ihm nach, wie er die
Straße hinunterging, dann startete ich und fuhr in Richtung Bannister davon.
Vielleicht würde es sich doch noch als sinnvoll herausstellen, daß ich Johns
von Vince Malone abgezogen und hinter Cornish hergeschickt hatte.
    Das Haus war im Ranch-Stil
erbaut, mit einem niedrigen Dach und einem von Hecken umgebenen gepflegten
Rasen. Ich parkte den Healy am Straßenrand und ging zu Fuß die Auffahrt hinauf
und an dem Cadillac vorbei, der bei der vorderen Veranda stand.
    Nachdem ich zum vierten Male
geklingelt hatte, öffnete Cornish schließlich die Tür. Er trug einen dunklen
Hausmantel aus Seide und war mit Lippenstift verschmiert, der keinesfalls sein
eigener sein konnte. Der Farbton stimmte nicht. Sein Gesicht verdüsterte sich,
während er mich anstarrte. »Schon wieder Sie!« knurrte er. »Was zum Teufel
wollen Sie denn jetzt?«
    »Wir haben gerade eine Meldung
bekommen«, sagte ich in dienstlichem Ton, während ich an ihm vorbeiging und in
den Flur trat. »In diesem Augenblick wird gerade in Ihr Haus eingebrochen. Nach
unseren Informationen von sechs Männern in dunklen Anzügen — oder war es ein
dunkler Mann in sechs Anzügen?« Inzwischen hatte ich das Schlafzimmer erreicht
und stieß die Tür auf.
    Mitten im Raum stand das
unvermeidliche Bett, eine hübsche, etwas zu große Angelegenheit nach dem
bewährten Hollywood-Muster; und mitten auf dem Bett lag spärlich bekleidet das
Mädchen.
    Cornishs Wutgebrüll hallte in
meinen Ohren, als ich mir die Attraktion auf dem Bett betrachtete. Auch sie war
eine hübsche, etwas zu groß geratene Sache aus Hollywood, mit allen
einschlägigen Rundungen, einer schmalen Taille und unglaublich langen Beinen,
die man, abgesehen von den Traumgebilden gewisser Kalenderfabrikanten, nicht
sehr häufig zu sehen bekommt. Aber sie war keine Brünette, sie war eine
Blondine. Und wie sie auch immer heißen mochte — Eve Farnham hieß sie gewiß
nicht.
    Ich war enttäuscht.
    Die Blonde vom Empfang der
Werbefirma setzte sich auf und lächelte mich höflich an. »Hallo, Leutnant«,
sagte sie. »Ich habe nicht gewußt, daß Cal eine Party gibt. Sonst hätte ich
mich passender angezogen.«
    In diesem Augenblick erschien
Calvin Cornish im Zimmer. Er sah aus wie der wütende Vater, der nach einem
Schießprügel sucht, um den Verführer seiner Tochter zu erschießen. Aber ich
überlegte mir, daß seine Empfindungen kaum väterlich sein konnten.
    Ich wartete, ob er vielleicht
Schaum vor den Mund oder einen Herzschlag bekommen würde, aber nichts
dergleichen geschah. Er holte von ganz hinten zu einem wilden Schwinger aus.
Ich trat einen Schritt zurück und spürte den Luftzug, als seine Faust vor
meinem Gesicht vorbeifuhr. Er hatte sein ganzes Gewicht in diesen Schlag gelegt
und keine Kraftreserven übrig, um abzubremsen, nachdem er danebengegangen war.
    Mit erhobenem Arm drehte er
sich einmal ganz um seine Achse, wobei er aussah wie die betrunkene
Freiheitsstatue; dann verlor er das Gleichgewicht und krachte zu Boden. Beim
Sturz schlug er mit dem Kopf gegen die Bettkante. Dann lag er bewegungslos da
und atmete schwer durch den

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