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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Hinweis auf Böttger.
    Doch dann hatte er sie gesehen.
    Sie war über den Markt geschlendert, den Körper in warme Kleider gehüllt, doch ohne Haube auf dem Kopf. Wie ein Trauerflor waren ihre schwarzen Haare hinter ihr hergeweht. Der Drang, sie bei diesen Zigeunerhaaren zu packen und sich für die erlittene Schmähung zu rächen, war beinahe übermächtig. Noch immer verspürte er zuweilen ein Zucken in der Schläfe, an der sie ihn erwischt hatte. Hätte ein Mann dieses Glas auf seinen Kopf geschmettert, wäre er sicher tot gewesen.
    Doch er beherrschte sich, denn ohne es zu wissen, hatte sie ihm nun den Goldmacher in die Hände gespielt. Allerdings fand er es betrüblich, dass der Herr Amtmann Dr. Ryssel so engstirnig war. Zunächst hatte es so ausgesehen, als würden sie ein leichtes Spiel haben. Kaum wussten sie, dass Böttger hier war, hatten sie den Leutnant der Gardetruppe, die ihnen gefolgt war und jetzt vor den Toren Wittenbergs lagerte, vorgeschickt, um Ryssel mitzuteilen, dass sich eine verdächtige und aus Preußen flüchtige Person in den Mauern der Stadt aufhielt. Der Amtmann selbst war nicht anwesend gewesen, dafür aber sein Actuarius Rappe. Dieser nahm den Bescheid des Leutnants auf und versprach, ihn an seinen Vorgesetzten weiterzuleiten.
    Doch dann war etwas geschehen, womit weder der Leutnant noch Schultze oder Marckwardt gerechnet hatten. Ryssel ließ Böttger zwar festnehmen, aber er lieferte ihn nicht aus. Röber sah sich daraufhin genötigt, ebenfalls bei dem Amtmann vorzusprechen, und auch er geriet nur an den Actuarius. Diesem erzählte er nun, dass Böttger wegen betrügerischer Goldmacherei gesucht wurde, in der Hoffnung, dass sich der Amtmann dadurch genötigt sehen würde, ihn auszuliefern. Doch das Gegenteil war der Fall. Ryssel erkannte offenbar den Wert seines Gefangenen, und nun hatten sie den Schlamassel …
    Ein Klopfen an seine Kammertür holte ihn aus seinen Gedanken fort. »Herein«, rief er, worauf seine beiden Begleiter eintraten.
    Sie schienen nahezu aus der Finsternis herauszuwachsen, mit den schwarzen Kleidern waren sie nur durch ihre blassen Gesichter von der Dunkelheit des Ganges zu unterscheiden.
    »Was bringt Ihr an Neuigkeiten?«, fragte der Kaufmann, nachdem sie die Tür wieder zugezogen hatten.
    »Der Versuch wird in zwei Tagen stattfinden«, sagte Marckwardt. »Danach wird man einen Kurier gen Dresden schicken, denn es steht wohl außer Frage, dass der Goldmacher die Prüfung besteht.«
    Röbers Auge zuckte. Das war eine nervöse Angewohnheit, die ihn seit Böttgers Flucht quälte. Vielleicht rührte sie auch vom Schlag auf den Kopf her. Wie gern würde er dieses verkommene Weibsstück dafür zur Rechenschaft ziehen! Doch zuerst galt es, Böttger in die Finger zu bekommen, und da die Soldaten vor den Toren Wittenbergs keine große Hilfe waren, mussten Röber und die beiden Spione sich auf sich selbst verlassen.
    »Und was sollen wir tun, wenn sie Böttger nicht rausrücken?«, fragte der Krämer.
    »Nun, es gibt zweierlei Möglichkeiten«, entgegnete Marckwardt. »Entweder entführen wir ihn oder wir drohen dem Amtmann.«
    »Eine Drohung wird ihn nicht einschüchtern, er hat den Kurfürsten auf seiner Seite«, entgegnete Röber. »Außerdem könntet Ihr in Schwierigkeiten kommen, wenn Ihr unseren Soldaten befehlt, die Stadttore zu durchqueren. König Friedrich wird kaum Krieg mit Sachsen wollen.«
    Die Spione schienen sich dessen bewusst zu sein. »Dann bleibt eben nur die Entführung«, meldete sich Schultze zu Wort.
    »Böttger wird sich nach Leibeskräften wehren, wenn er weiß, dass die Reise nach Preußen geht. Das fürchtet er weiß Gott mehr, als vor den sächsischen Kurfürsten zu treten.«
    »Vielleicht sollten wir es auf diplomatischem Wege versuchen«, schlug Schultze daher vor. »Ich könnte zurück nach Cölln reiten und um Rat bitten. Der Herr Kolbe könnte ein Schreiben an den Amtmann senden.«
    Röber bezweifelte, dass ein Schreiben des Premierministers zu etwas nütze war. Aber seinetwegen, sollte Schultze nach Cölln reiten. Böttger würde nicht davonlaufen, im Schloss saß er sicher hinter Gittern.
    »Und was ist mit den Soldaten?«, fragte Röber. »Wollt Ihr sie noch weiter vor der Stadt warten lassen? Der König könnte sie vielleicht anderweitig gebrauchen.«
    »Der König hat diese Männer eigens zu diesem Zweck abgestellt«, entgegnete Marckwardt. »Falls Ihr Euch Sorgen um die Belohnung macht, die steht Euch zu, auch dann, wenn Böttger

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