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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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werden mich nicht in die Finger bekommen, wenn ich den Amtmann überzeuge, dass ich nur dem Kurfürsten dienen will. Dieser Ryssel ist kein Dummkopf. Er verspricht sich allerhand davon, seinem Herrn einen Goldmacher zu liefern, und diese Chance wird er nicht so leicht verspielen. Erst einmal werde ich ihm mein Kunststück vorführen und ihn dazu bringen, mich als wertvoll anzusehen. Dann sehen wir weiter. Nur reite du jetzt, so schnell du kannst zu Kunckel.«
    »Und wo kann ich ihn finden?«
    »Soweit ich weiß, ist er wieder auf sein Gut nahe Dresden zurückgekehrt. Die Leute dort werden es kennen und dir Auskunft geben können.«
    Annalena nickte unter Tränen. Plötzlich streckte Johann seinen Kopf vor und seine Lippen berührten durch die Gitterstäbe die ihren. Für einen kurzen Moment schmeckte sie ihn, dann zog er sich wieder zurück. Da keine Rüge seitens des Wachmannes erfolgte, schien er es nicht mitbekommen zu haben.
    »Wir sehen uns bald wieder. In Freiheit«, versprach Johann ihr. »Bring du nur das Schreiben zu meinem Freund und pass auf dich auf. Die Wälder in der Gegend sind gewiss nicht sicher, beeil dich also, dass du durch sie hindurch kommst.«
    »Keine Sorge, ich reite schnell und bin wieder hier, ehe du dich versiehst.« Mit diesen Worten und einem Lächeln, das hoffentlich strahlend genug war, damit Johann es in seiner Erinnerung behalten würde wie einen Schatz, verabschiedete sie sich von ihm und verließ den Turm. Noch vor Einbruch der Dunkelheit würde sie sich auf den Weg machen.

15. Kapitel
    A us den geheimen Aufzeichnungen des Johann Friedrich Böttger:
    Der Morgen graut, und meine Gedanken sind bei A. Ich hoffe, dass sie meinen Freund Kunckel schnell und sicher erreicht. Er ist ein sehr einflussreicher Mann, und vielleicht gelingt es ihm, mir zu Hilfe zu kommen.
    Noch in dieser Nacht hat mich der Herr Amtmann aufgesucht und mir zwei Schreiben vorgelegt. Meine Auslieferung sei unausweichlich, betonte er, es sei denn, ich protestiere dagegen. Als ich darauf hinwies, dass ich das bereits getan hätte, meinte er nur: »Schriftlich. Ihr müsst schriftlich protestieren.«
    Er wusste, dass ich darauf eingehen würde, und hatte bereits zwei kunstvoll ausgefertigte Schreiben bei sich. Ihr Wortlaut war sehr verklausuliert, doch ich war sicher, dass diese Papiere nicht zu meinem Nachteil waren. Sie werden mich vielmehr vor dem Galgen bewahren, der in Preußen auf mich wartet.
    Ein Schreiben soll nach Cölln gehen, das andere nach Dresden, zum gnädigen Kurfürsten August. Letzteres wird mich dem Schutz des Sachsenfürsten anbefehlen. Natürlich wird dieser mir nicht die Freiheit gewähren, ohne dass ich eine Gegenleistung erbringe. Doch ist dies besser als die Auslieferung an Röber und die Soldaten, die meinetwegen vor der Stadt lagern.
    Ich unterzeichnete also ohne langes Nachsinnen und stellte mir dabei hämisch vor, was für ein Gesicht Röber ziehen würde, wenn er von diesen Schreiben erfuhr. Mein Wohltäter, der mich so schändlich verraten hat. Zur Hölle soll er fahren und die Preußen mit ihm!
    Der Amtmann zog daraufhin von dannen und ich blieb in meiner Zelle zurück, von deren Fenster aus ich einen sehr schönen Blick auf die Elbe habe. Ich würde mich nicht scheuen, mich in die Fluten zu werfen und mein Schicksal dem kalten Wasser und meinen Schwimmkünsten anzuvertrauen, doch das Fenster ist vergittert und die Höhe auch nicht ganz unbeträchtlich, so dass ich einen Sprung wohl kaum überstehen würde. Doch meine Gedanken rauschen mit dem Fluss dahin, und mir gefällt der Gedanke, dass A. dort draußen ist und vielleicht gerade am Flussufer entlangreitet.
    Geliebte A., meine letzte Hoffnung …
    Doch bevor ich mich wieder in der Erinnerung an meine liebe Freundin verliere, will ich noch berichten, dass heute ein preußischer Leutnant bei Dr. Ryssel vorgesprochen hat. Er wolle nicht eher aus dem Schloss weichen, bis ich ausgeliefert würde. Ryssel, der die von mir unterzeichneten Schreiben bereits dem Kurier zur Auslieferung übergeben hatte, sagte ihm darauf nur, dass es ihm freistünde, die Zelle neben mir zu beziehen.
    Ich habe jetzt also einen Zellennachbarn, und auch wenn ich mir eine bessere Gesellschaft vorstellen kann, entlockt mir dieser Umstand ein breites Lächeln, denn ich weiß, dass der Herr Leutnant sich auf einen ziemlich langen Aufenthalt wird einrichten müssen, und das, so Gott und Sachsens gesalbter Herrscher es wollen, vollkommen umsonst.
    Begleitet vom

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