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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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königliche Statthalter in Sachsen.«
    Es wäre geheuchelt gewesen, wenn Johann behauptet hätte, dass es ihm eine Freude sei, ihn kennenzulernen. »Wo bin ich hier?«, fragte er stattdessen, denn da der Mann ihn bereits kannte, war eine Vorstellung nicht mehr vonnöten.
    »Ihr seid in der Obhut unseres gnädigen Kurfürsten Friedrich August, auf Schloss Moritzburg.«
    Johann hatte von diesem Schloss gehört, es war das Jagdschloss des Kurfürsten. Der Ruf seiner Falknerei war bis nach Berlin gedrungen, in der Zorn’schen Apotheke hatte er einmal zwei Adlige belauscht, die sich darüber unterhalten hatten. Die Erinnerung versetzte ihm einen Stich, denn er wäre wohl kaum in dieser Situation, wenn er wie der Schuster bei seinen Leisten geblieben wäre.
    »Ich versichere Euch, dass alle Unbill, die Ihr durch Preußen zu erleiden hattet, nun ein Ende hat. Seine Majestät, der Kurfürst von Sachsen und König von Polen, wird Euch freundlichst aufnehmen.«
    Johann brauchte eine Weile, um das Gehörte zu verdauen und sich zu einer Antwort durchzuringen. »Das ist sehr freundlich von Seiner Majestät.«
    Bevor Fürstenberg etwas darauf entgegnen konnte, öffnete sich eine Tür und ein weiterer Mann erschien. Er überragte alle Anwesenden um Haupteslänge. Über seinem Nachthemd trug er einen langen purpurfarbenen Morgenmantel, der mit goldenen Ornamenten bestickt war, und sein schwarzes, nur von einigen Silberfäden durchzogenes Haar war so dicht, dass man es für eine Perücke halten konnte. Wer dieser Mann war, dämmerte Johann erst, als sich die anderen vor ihm verneigten.
    »Nun, Fürstenberg, das ist der Bursche?«, fragte er den Statthalter.
    »Ja, das ist er, Eure Majestät. Ihr erinnert Euch sicher des Bittgesuchs, das er an Euch gesandt hat.«
    Der stattliche Mann nickte und trat näher an Johann heran, um ihn in Augenschein zu nehmen. Böttger wusste, dass er keinen besonders repräsentativen Eindruck machte, doch der Kurfürst würde es ihm sicher nachsehen. Schließlich konnte er von sich selbst auch nicht behaupten, elegant angezogen zu sein.
    »Wir haben schon einiges an Nachricht von Ihm erhalten«, sagte der Kurfürst. »Unser Amtmann in Wittenberg zeigte sich sehr beeindruckt von Seiner Arbeit.«
    »Ich habe nur getan, was mir mein Lehrmeister beigebracht hat.«
    »Lascarius war es, nicht wahr? Ryssel hat Uns einen sehr detaillierten Bericht geschickt.«
    »Ja, sein Name war Lascarius. Er gab mir das Rezept für den Stein der Weisen.« Johann spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Durch die Kälte, die in diesem Raum herrschte, fühlten sich seine Kleider schon bald klamm an. Es war ihm plötzlich, als hätte ihn ein Geist berührt.
    »So, das geheimnisvolle Arkanum hat er Ihm also in die Hand gegeben. Wo ist Sein Lehrmeister nun?«
    »Das weiß ich nicht, Majestät. Er verließ Berlin schon vor einigen Monaten.«
    Der Kurfürst und sein Statthalter blickten sich an, als teilten sie ein Geheimnis, von dem sie nicht wussten, ob sie Böttger einweihen sollten.
    »Sein Lehrmeister ist vor einigen Wochen in Stralsund gestellt worden«, erklärte August schließlich. »Er lag auf dem Sterbebett und konnte der preußischen Abordnung nur noch sagen, dass er das Arkanum an Euch weitergegeben habe und er dafür im Fegefeuer schmoren würde.«
    Johann blickte den Kurfürsten erschüttert an. War das Arkanum also wirklich ein Schwindel? Denn wie konnte Lascarius sterben, wenn er das Mittel zum ewigen Leben in den Händen hielt? Aber vielleicht verlängerte es das Leben auch nur und der Mönch war einfach am Ende seiner Spanne angekommen.
    »Wir würden uns sehr freuen, wenn Er uns eine kleine Kostprobe Seines Könnens liefern könnte«, sagte der Kurfürst nun. »Man sagt, Er sei sehr geschickt im Tingieren; und das Gold, das Er hergestellt hat, sei von feinster Qualität.«
    Das hatte ihm Ryssel zweifelsohne mitgeteilt. Doch Johann konnte frohlocken. Die übereilte Abreise erwies sich jetzt als Vorteil. »Um laborieren zu können, brauche ich einige Zutaten. Mein eigener Vorrat ist samt und sonders in Wittenberg geblieben«, antwortete er. »Soweit mit bekannt ist, hat ihn der Herr Kreisamtmann in einem Kellerraum eingeschlossen. Sofern meine Herren Begleiter die Kiste nicht mitgenommen haben, wird sie wohl immer noch dort stehen.«
    August sah zu Fürstenberg hinüber. Wieder schienen sich der Monarch und sein Statthalter nur durch Blicke zu verständigen. »Wir werden dafür sorgen, dass Er alles, was Er für

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