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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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sich kommen.
    »Was wollt Ihr von mir?«, presste sie hervor. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt ein Wort hervorbrachte, die Angst vor dem kalten Metall an ihrer Haut schnürte ihr die Kehle zu.
    »Das weißt du genau!«, antwortete nicht Röber, sondern der Fremde, der sie mit dem Dolch bedrohte.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht«, entgegnete Annalena.
    »Oh, ich denke schon«, sagte nun Röber und trat näher an sie heran. »Siehst du diese Narbe?« Er strich sein Haar beiseite, so dass sie einen Blick darauf werfen konnte. Sie war nicht besonders groß und mittlerweile ausgeheilt, doch das blaurote Mal war gut zu sehen. An dieser Stelle musste ihn das Glas getroffen haben. »Eigentlich hätte ich nichts dagegen, wenn dich diese Männer töten. Du magst jetzt vielleicht bessere Kleider tragen, aber du bist noch immer ein dreckiges kleines Miststück.«
    Er nickte dem Mann mit dem Dolch zu, der daraufhin die Klinge zurückzog. Röber streckte die Hand nach ihrer Wange aus, doch Annalena drehte den Kopf beiseite, was er mit einem grimmigen Lächeln quittierte.
    »Aber du kleine Hure könntest dich für uns als wertvoll erweisen. Oder hast du die Striemen nicht der Hurerei, sondern dem Stehlen zu verdanken?«
    Annalena schnappte nach Luft. Der Schlag auf den Kopf hatte Röber nicht vergessen lassen, was er im Mondlicht auf ihrem Rücken gesehen hatte.
    Der Kaufmann schien ihren Gedanken zu erraten. »Ja, ich erinnere mich noch an deine Narben. Immer, wenn ich meine im Spiegel sehe, sehe ich auch deine. Du willst doch gewiss nicht, dass es publik wird, wer du wirklich bist, oder? Besonders nicht bei deiner hohen Herrschaft.«
    Annalena sagte nichts dazu. Röber brauchte nicht zu wissen, wie sie wirklich zu den Narben gekommen war. Abgesehen davon, dass er ihr wahrscheinlich nicht glauben würde, würde es eh keinen Unterschied machen.
    »Erinnerst du dich an unsere Abmachung?«, kam er endlich auf den Punkt. »Sie gilt noch immer! Ich will Böttger. Und du erzählst uns jetzt, wo wir ihn finden.«
    Annalenas Mund wurde trocken, und das nicht allein aus Furcht. Wenn Röber nach Johanns Verbleib fragte, dann war er gewiss nicht mehr in Wittenberg. War es Kunckel gelungen, ihn aus dem Elbeturm zu holen? Versteckte er ihn gar? Für einen Moment vergaß sie Röber und seine Spießgesellen. Wenn Johann in Freiheit war, dann würde sie zu ihm reiten, Anstellung hin oder her. Wenn sie wieder mit ihm vereint war, würde sie darauf drängen, mit ihm zu fliehen, nach Süden, nach Westen oder in jede andere Himmelsrichtung. Vielleicht sogar in die Neue Welt, in der Tartuffeln wuchsen.
    Ein Stoß gegen die Schulter holte sie in die Wirklichkeit zurück. »Ich hab dich was gefragt!«, schnarrte Röber sie an. »Ich will wissen, wo er ist. Wo ist Böttger?«
    »In Wittenberg, soweit ich weiß«, antwortete Annalena trotzig. »Im Schloss, wo Ihr ihn habt hinbringen lassen.«
    »Nicht wir haben ihn verhaftet, das waren die Sachsen«, entgegnete Röber und blickte zu seinen beiden Spießgesellen, die gelangweilt dreinschauten, als sei das hier alles Zeitverschwendung. Der Mann mit dem Hirschfänger wog seine Waffe ungeduldig in der Hand. »Aber das tut nichts zur Sache, denn aus Wittenberg ist er klammheimlich verschwunden. Also, wo hat man ihn hingeschafft? Ist er hier in Dresden?«
    Annalena konnte nicht anders, als zu lächeln. Vielleicht verlor sie jetzt ihr Leben, aber wenigstens hatten ihn die Preußen nicht in die Finger bekommen. Doch ihr Lächeln verschwand sofort wieder, denn sie wusste ja nicht, wie es Johann ging, und ob ihn nicht jemand anderes verhaftet hatte.
    »Woher soll ich das denn wissen?«, antwortete sie im nächsten Moment. »Ich bin nur eine kleine Magd in den Diensten des Kurfürsten. Ich habe Böttger das letzte Mal in Wittenberg gesehen, danach nicht mehr.«
    Wieder tauschten die Männer Blicke aus, und einer von Röbers Begleitern sprach aus, was die beiden augenscheinlich die ganze Zeit schon gedacht hatten. »Töten wir sie und lassen sie hier. Das bringt doch alles nichts.«
    »Ihr solltet nicht so vorschnell sein, mein lieber Freund.« Röbers Ton klang herablassend. »Habt Ihr nicht zugehört? Sie sagte, sie sei Magd im Dienste des Kurfürsten. Wenn er den Goldmacher in seine Finger bekommen hat, könnte sie herausfinden, wo er ihn versteckt. Sie hat Zugang zum Schloss, also ist es nur logisch, wenn sie für uns spioniert.«
    Würde er jetzt ihr Leben bedrohen, damit sie zustimmte? Oder

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