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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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für ihn tun konnte! Sie wusste ja nicht einmal, wo er war. Dresden war eine große Stadt, Johann konnte genauso gut im Kerker sitzen wie im Schloss oder in einem geheimen Haus. Sie musste Kunckel fragen, was er darüber wusste! Wenn möglich, noch in dieser Nacht!
    Das laute Rauschen in ihren Ohren machte es für einen Moment unmöglich, weiter zu lauschen. So bekam sie nicht mit, dass das Gespräch rasch beendet wurde. Als die Tür plötzlich geöffnet wurde, schreckte Annalena hoch.
    Beichlingen verließ den Raum, ohne Annalena eines Blickes zu würdigen. Wenig später trat auch der Herrscher selbst heraus. In seinem roten Rock, den er über seine Jagdkleidung geworfen hatte, wirkte er noch imposanter als sonst.
    Er war nicht überrascht, Annalena hier vorzufinden, vielmehr schien er nichts anderes erwartet zu haben. Er betrachtete sie einen Moment lang, und wieder fiel Annalena zu spät in ihren Hofknicks, was August lächeln ließ.
    »Sage mir«, begann er. »Warum bist du regelrecht starr, wenn du mich siehst? Du scheinst vor lauter Angst sogar deine Manieren zu vergessen. Bin ich etwa so zum Fürchten?«
    »Nein, Majestät, es ist nur …« Annalena wusste nicht, wie sie es erklären sollte. Angst war es nicht, die sie verspürte, wenn sie ihn sah, eher konnte man es Überwältigung nennen. Noch vor Monaten hätte sie sich nicht mal träumen lassen, dass sie einem Herrn wie ihm begegnen, ja sogar mit ihm sprechen würde. Außerdem hatte sie das Gehörte über Johann aus der Fassung gebracht, aber das konnte sie kaum sagen.
    »Nun, sprich freiheraus!«, forderte der Kurfürst, als sie stockte.
    Annalena atmete tief durch und versuchte, ihre Worte so sorgsam wie möglich zu wählen. »Ich habe noch nicht viele edle Herren wie Euch gesehen, und Ihr seid der Höchste von allen. Es ist Respekt, den ich fühle und der ist wohl so groß, dass er meine Glieder lähmt.«
    Der Kurfürst warf den Kopf in den Nacken und lachte auf. »Solche Untertanen wie dich könnte ich auch andernorts gut gebrauchen, besonders in Polen! Komm herein, ich will mit dir über das Fräulein Fatime reden.«
    Annalena folgte ihm in den Raum und achtete beim Schließen der Tür darauf, dass sie auch wirklich zu war. Der Kurfürst begab sich hinter sein Schreibpult, auf dem lediglich ein silbernes Tintenfass stand. Sie faltete züchtig ihre Hände vor dem Körper und blickte auf ihre Schuhspitzen. Noch einmal wollte sie nicht unangenehm vor dem Kurfürsten auffallen.
    »Du hast heute Morgen dem Fräulein Fatime beigestanden«, sagte August. »Das war sehr löblich. Und du wusstest offenbar auch genau, was du tun musstest, im Gegensatz zu den anderen Damen.«
    »Ich habe nur getan, was ich für richtig hielt, Eure Majestät. Immerhin habe ich …« Als Annalena begriff, was sie gerade sagen wollte, brach sie ab. Doch es war schon zu spät.
    »Was hast du?«, fragte der Kurfürst nach.
    »Ich wollte sagen, ich …« Annalena brachte es nicht über sich auszusprechen, was ihr durch den Kopf ging. Es wird dich in Teufels Küche bringen, dachte sie nur.
    »Mädchen, hab keine Angst. Ich habe nicht vor, dich zu bestrafen, egal, was du jetzt sagst.«
    Annalena schloss resigniert die Augen. »Ich wollte sagen, dass ich schon ein paarmal mit schwangeren Frauen zu tun hatte, das letzte Mal bei meiner früheren Herrschaft.« Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie einen erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht des Kurfürsten.
    »Du meinst, sie trägt ein Kind?«
    Annalena nickte. »Ich nehme es an. Frauen übergeben sich oft in den ersten Monaten und zuweilen neigen sie auch dazu, in Ohnmacht zu fallen. Ich denke, Fräulein Fatime weiß es am besten, sie müsste bemerkt haben, dass ihr Blut ausbleibt.«
    Der Kurfürst sagte dazu erst einmal nichts. Er zupfte an der Manschette seines Hemdes und begann dann, auf und ab zu gehen. Annalena hätte zu gern gewusst, was in seinem Kopf vor sich ging. Überlegte er nun, wie er die Mätresse loswerden konnte? Röber hatte dergleichen getan.
    »Du hast keine Ausbildung als Wehmutter, nehme ich an«, fragte August.
    »Nein, Eure Majestät. Aber ich habe in meiner Heimatstadt Nachbarinnen beim Gebären beigestanden.«
    »Und woher weißt du von den Anzeichen? Warst du selbst in diesen Umständen?«
    »Nein, Eure Majestät, aber ich habe den schwangeren Frauen zugehört.«
    August setzte seinen Marsch fort, während Annalena ihn verstohlen beobachtete. Sie sah, wie sich seine Stirn runzelte und seine Lippen

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