Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
hielt Annalena ihren Kopf und wartete, bis es vorüber war. Schließlich reichte man ihr das geforderte Riechsalz. Annalena hielt es der Mätresse unter die Nase, und spürte, wie ihr Körper sich entspannte. Allmählich floss das Rot zurück in ihre Wangen und Annalena war ihr einige Minuten später dabei behilflich, sich aufzurichten.
    Fatime fragte nicht, was geschehen sei, sie schien es zu wissen. Noch einen Moment lang verharrte sie im Sitzen, dann bedeutete sie Annalena, dass sie aufstehen wollte. Sobald sie wieder auf den Beinen war, umringten sie sogleich ihre Damen und Annalena wurde beiseite gedrängt. Als sie sich umwandte, sah sie den Kurfürsten zu ihnen eilen.
    »Was ist geschehen?«, fragte er, während er sich seinen Weg durch die Reihen der Damen bahnte.
    »Sie hat einen Schwächeanfall erlitten, Eure Majestät«, antwortete die Gräfin Löwenhaupt. August beachtete ihre Worte kaum und zog Fatime an sich. Es schien, als würden die beiden miteinander reden, doch Annalena stand zu weit weg, um es genau sagen zu können. Vielleicht legte Fatime lediglich ihren Kopf auf seine Schulter. Nach einer Weile sah August auf, und sein suchender Blick machte bei Annalena halt. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, und senkte sofort demütig den Blick.
    Wie lange sie der Kurfürst betrachtete, wusste sie nicht. Sie wagte erst wieder aufzusehen, als die kräftige Stimme des Kurfürsten von draußen erklang und den Jagdmeister anwies, die Hunde zurückzubringen.

    Nachdem sich die Aufregung etwas gelegt und man sich wieder im Schloss eingefunden hatte, wurde Annalena vor den Augen aller anderen Damen, Zofen und Mägde von einem Diener zum Kurfürsten beordert. Die Frauen blickten ihr teils ungläubig, teils neugierig nach. War der Raum eben noch von leisem Gemurmel erfüllt gewesen, so war er jetzt so totenstill, dass Annalena ihr eigenes Herz schlagen hörte.
    Etwas Unangenehmes hatte sie eigentlich nicht zu befürchten, dank ihres schnellen Handelns ging es Fatime jetzt schließlich besser. Dennoch war ihr alles andere als wohl zumute. Nicht nur, weil sie der Kurfürst noch immer so einschüchterte, dass sie fürchtete, in seiner Gegenwart kaum ein Wort herauszubekommen, gewiss würde er auch wissen wollen, woher sie sich so gut mit Kranken auskannte. Sicher wollte er ebenso den Grund für das Unwohlsein seiner Mätresse erfahren. Jemand, der zu helfen wusste, konnte kaum behaupten, dass er die Ursache nicht kannte.
    Der Diener brachte sie zum Kabinett des Kurfürsten. Dort gab es eine Art Vorraum, der dazu gedacht war, die Bittsteller darin warten zu lassen.
    »Setz dich«, sagte der Diener und deutete auf eine der samtbezogenen Sitzbänke. »Wenn Seine Majestät so weit ist, dich zu empfangen, wird er es dich wissen lassen.«
    Damit verschwand er, ohne dem Kurfürsten Bescheid gegeben zu haben. Der Grund dafür wurde ihr erst klar, als Stimmen durch die nur angelehnte Kabinettstür zu ihr drangen.
    »Der Goldmacher ist in Dresden angekommen und Pabst übergeben worden«, sagte eine Stimme, die ihr bekannt vorkam, auch wenn sie ihr kein Gesicht zuordnen konnte. »Man hat außerdem begonnen, ihm ein Labor einzurichten.«
    Annalenas Beine trugen sie auf einmal nicht mehr und sie ließ sich auf einen der Hocker fallen. Es war also geschehen. Der Kurfürst hatte Johann in seiner Gewalt. Offenbar hatte Kunckel versagt – oder sie vielleicht sogar verraten?
    »Hervorragende Neuigkeiten, Beichlingen«, entgegnete eine Stimme, die sie als die des Kurfürsten erkannte. »Was ist mit seiner Habe?«
    »Sie wird in Kürze eintreffen. Ich bin zuversichtlich, dass Eure Majestät schon bald einer Vorführung beiwohnen kann.«
    »Das hoffe ich«, entgegnete August. »Ich werde nicht mehr lange bleiben können. Inzwischen dürften die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass ich in der Stadt bin, und so wird es auch der Preußenkönig erfahren. Er hat seine Lauscher überall.«
    »Nun, zumindest was den Grund Eurer Anwesenheit angeht, wird er nichts in Erfahrung bringen können. Fürstenberg hat jedermann angehalten, den Namen des Burschen nicht auszusprechen.«
    »Friedrich ist nicht auf den Kopf gefallen und wird zweifellos die richtigen Schlüsse ziehen. Ich will den Burschen so bald wie möglich laborieren sehen, damit ich weiß, ob ich ihn ins Goldhaus sperren oder ihm den Kopf abschlagen lassen muss.«
    Annalena schlug das Herz bis zum Hals. Johanns Leben war mehr denn je in Gefahr! Und es gab nichts, das sie

Weitere Kostenlose Bücher