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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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feuchtheiße Luft der Wäscherei hinter sich gelassen hatte, sah sie, dass Martha zur Orangerie eilte. Rasch lief sie ihr nach.
    Die Küchenmagd schien irgendwelchen Gedanken nachzuhängen, jedenfalls bemerkte sie Annalena erst, als sie direkt hinter ihr war.
    »Jesus, hast du misch erschreggt!«, rief sie aus und griff sich an die Brust.
    Annalena lächelte sie an. »Verzeih, das wollte ich nicht. Ich habe dich nur gesehen und wollte kurz mit dir reden. Sonst komme ich ja nicht mehr dazu.«
    Martha zog verwundert die Augenbrauen hoch. In der Küche war sie es immer gewesen, die ein Gespräch begonnen und versucht hatte, Annalena aus der Reserve zu locken. Als sie das Quartier der Küchenmägde verlassen hatte, hatten die beiden sich ordentlich voneinander verabschiedet, doch irgendwie hatte Annalena das Gefühl, dass Martha ihr den Aufstieg in die Gemächer der Mätresse doch nicht ganz so sehr gönnte, wie sie vorgab.
    Martha erwiderte ihr Lächeln. »Wie geht es dir denn so bei der Türkin? Wenn man dich so anschaut, könnte man meinen, besser als bei uns in der Küche.«
    Hörte sie da einen Vorwurf heraus?
    »Mir geht es gut, aber die Arbeit ist ebenfalls anstrengend. Und es gibt niemanden, mit dem ich reden kann. Die anderen Mägde schweigen vor sich hin, die Zofen sind eingebildet und zu den Kammerfrauen, Gesellschafterinnen oder Fatime selbst wage ich nicht zu schauen.«
    »Aber allein das Zuhören muss dein Mundwerk ein wenig lockerer gemacht haben«, entgegnete Martha und streckte dann die Hand nach Annalenas Kleid aus. »Das ist wirklich schön. Ist das eines der Kleider von Fatime?«
    Annalena versuchte, sich die Kleider der Mätresse ins Gedächtnis zu rufen. Jedes von ihnen, selbst die orientalisch anmutenden, waren wesentlich prachtvoller als das, was sie gerade trug. »Nein, ich nehme an, dass es eine ihrer Damen getragen hat. Wir bekommen die abgelegten Kleider von ihnen und müssen sie so gut wie möglich instand halten.«
    Martha stieß einen sehnsuchtsvollen Seufzer aus. Während sie noch einmal über den Stoff strich, sagte sie: »Ich wünschte, der Kurfürst hätte mich zu der Türkin geschickt. Wie ist sie denn so?«
    Das Gefühl, mit diesem Gespräch Zeit zu verlieren, machte Annalena unruhig, doch sie versuchte, geduldig zu bleiben. »Sie ist sehr liebenswürdig. Die Damen um sie herum sind wie aufgeputzte Hühner, aber Fatime ist still und freundlich, und sie scheint Seine Majestät wirklich sehr zu lieben.«
    »Also gibt es keinen Klatsch, den du mir berichten könntest? Das kann ich nicht glauben.«
    Plötzlich, und ohne dass sie es geplant gehabt hätte, tat sich vor Annalena eine Möglichkeit auf. Zwar musste sie ihre Freundin belügen, aber sie überlegte nicht lange. Sie musste wissen, ob Johann im Schloss war!
    »Und ob es Klatsch gibt!«, antwortete sie daher und sah, wie Marthas Augen begierig aufleuchteten. »Es geht die Rede, dass der König einen Goldmacher aufs Schloss gebracht hat. Ich dachte, du wüsstest darüber Bescheid. Immerhin muss ein Gast essen, also muss auch jemand das Essen für ihn abholen.«
    Martha überlegte kurz, dann reckte sie ihren rechten Zeigefinger nach oben wie ein Schulmeister, der seine Schüler zur Aufmerksamkeit ermahnen will. »Es gibt tatsächlich etwas, das seltsam war in den vergangenen Tagen.«
    »Und was?« Annalena musste die Hände in ihre Schürze krallen, um nicht aufgeregt damit umherzufuchteln.
    »Ein Page wurde zu uns geschickt, der morgens, mittags und abends jeweils Essen für eine Person angefordert hat. Das erschien mir seltsam, denn die Speisen werden immer vom Küchenpersonal verteilt. Der Page gehört zu Fürstenbergs Leuten, und ich dachte erst, dass der Herr Statthalter vielleicht darauf besteht, von diesem Burschen bedient zu werden. Aber dann erfuhren wir, dass der Herr Statthalter seine Mahlzeiten wie immer einnimmt.«
    Annalenas Gedanken gerieten in Bewegung. War es möglich, dass diese Portion für Johann gedacht war? Konnte man etwas aus dem Pagen herausbekommen? Aber wenn er von Fürstenberg selbst für diesen Dienst ausgesucht worden war, war er gewiss verschwiegen.
    »Kennst du den Pagen? Und kannst du herausfinden, wo er die Speisen hinbringt?«
    Wie sie es nicht anders erwartet hatte, blickte sie Martha misstrauisch an. Aber sie war gezwungen gewesen, diese Frage zu stellen.
    »Wer er ist, kann ich dir sagen«, antwortete sie trotzdem. »Sein Name ist Martin. Er ist noch nicht lange im Schloss, aber der Küchenmeister

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