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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Fürstenberg war.
    Polen, dachte Annalena schockiert. Und was dann? Wenn seine Goldmacherei beim nächsten Mal fehlschlägt, werden sie ihm dort den Kopf abhacken.
    »Macht Ihr Euch keine Sorgen darüber, dass der Bursche unterwegs verlorengehen könnte?«, hörte sie Beichlingen wie aus weiter Ferne fragen, während sie immer noch den Schrecken über dieses Vorhaben abzuschütteln versuchte. »Er könnte fliehen oder die Preußen könnten …«
    »Haltet Ihr mich etwa für einen Dummkopf, Beichlingen?«, fiel der Statthalter ihm ungehalten ins Wort. »Ich werde schon geeignete Maßnahmen treffen. Und Ihr tätet gut daran, mich dabei nach Kräften zu unterstützen.«
    Annalena spürte, auch ohne seine Miene zu sehen, dass Beichlingen Mühe hatte, eine ganz und gar nicht angebrachte Erwiderung hinunterzuschlucken.
    »Das werde ich, Monsieur Fürstenberg. Ihr könnt Euch meiner Treue gewiss sein«, gab er schließlich klein bei. »Wann gedenkt Ihr aufzubrechen?«
    »Morgen, gegen Mitternacht«, entgegnete Fürstenberg. »Wir bringen den Burschen durch den Schwarzen Gang vor die Mauer, wo die Equipage auf uns warten wird. Ihr sorgt bis dahin für seine Sicherheit, Beichlingen.«
    Schon morgen.
    Schon morgen würde er fort sein, ohne dass sie die Gelegenheit hatte, ihn zu sehen und ihm zu sagen, dass sie jeden Tag an ihn dachte. Dass sie noch immer für ihn hoffte.
    Doch vielleicht gab es eine Möglichkeit, die Reise zu verhindern!
    Es widerstrebte ihr, mit Röber in Kontakt zu treten. Aber er war ihre letzte Hoffnung.

22. Kapitel
    A us den geheimen Aufzeichnungen des Johann Friedrich Böttger:
    Die Demonstration ist geglückt, mein Hals fürs Erste gerettet. Ich muss zugeben, dass mir ein Teil meiner früheren Impertinenz abhandengekommen ist. Selbst in Wittenberg waren meine Hände ruhiger, als in den Augenblicken, da die Augen des Statthalters und des Großkanzlers auf mir ruhten.
    Pabst, misstrauisch wie er war, baute sich in meinem Rücken auf und betrachtete jede meiner Regungen. Er tat das auch schon bei unserem Laborbesuch früher am Tage. Unerwartet kamen mir die Burschen, die mir als Assistenten zugeteilt waren, zu Hilfe, indem sie etwas fallen ließen, was nicht nur Krach machte, sondern auch die Aufmerksamkeit des Bergmeisters ablenkte, so dass ich die Goldmünzen unbemerkt in den Tiegel schmuggeln konnte.
    Die Vorführung an sich gestaltete sich nicht wesentlich anders als die anderen zuvor. Der mir bekannte Statthalter hatte einen jüngeren Mann bei sich, der mir als Großkanzler von Beichlingen vorgestellt wurde. Ich sah Eifer und Neugierde in seinem Blick leuchten. Er ist anders als alle Männer, mit denen ich es bisher zu tun gehabt habe. Für sie hat nur das Ergebnis gezählt, für ihn zählt der Prozess. Während der ganzen Zeit beobachtete er jeden meiner Handgriffe genau, und bald war meine Anspannung dermaßen gewachsen, dass mir die Schläfen schmerzhaft zu pochen begannen.
    Doch wie zuvor war das Ergebnis auch diesmal ein Goldregulus, der bei den Anwesenden Staunen erregte.
    Fürstenberg versicherte mir, dass ich ein extraordinäres Talent sei, das Seine Majestät mit höchstem Wohlwollen zu fördern bereit wäre. Ich schützte Freude vor, aber in Wirklichkeit wollte ich nur raus aus diesem Keller, fort von diesem Ort, an dem ich ein weiteres Mal meine Wissenschaft verraten habe.
     
    Nachtrag: Soeben war Pabst bei mir und hat mich davon unterrichtet, dass ich morgen Abend mit dem Herrn Statthalter auf eine Reise gehen werde. Zunächst wollte er mir nicht sagen wohin, doch auf mein Drängen rückte er mit der Sprache raus und erklärte mir, dass man mich zum Kurfürsten an seinen Hof in Warschau bringen wird. Fürstenberg hofft, die Kutsche Ihrer Majestät unterwegs einholen zu können, damit ich gleich nach der Ankunft in Warschau mein Kunststück noch einmal wiederholen kann.
    Glücklicherweise habe ich noch ein paar Dukaten …
    Fröstelnd und mit schmerzendem Rücken stand Annalena am Rand des Marktplatzes und ließ ihren Blick über die wenigen Passanten schweifen, die in diesem Wetter unterwegs waren. Ein schneidender Wind heulte durch die Gassen, wehte Schnee von den Dächern und trieb ihn mit sich fort. Die meisten Männer hatten die Hüte tief ins Gesicht gezogen und die Mäntel fest um die Schultern gewickelt.
    Annalena hatte die Gelegenheit genutzt, sich aus dem Schloss zu stehlen, als man ihr auftrug, frische Wäsche zu holen. Wahrscheinlich würde die Gräfin toben, wenn sie davon

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