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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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mag ihn und hält ihn für zuverlässig. Aber warum um alles in der Welt willst du wissen, wohin er das Essen bringt? Willst du dir den Goldmacher etwa anschauen gehen?«
    »Vielleicht«, entgegnete Annalena. »Es wäre sicher nicht schlecht, wenn ich den anderen Frauen etwas an Wissen voraus hätte.«
    Offenbar nahm Martha die Lüge für bare Münze, denn sie antwortete: »Also wenn du ihn dir anschauen gehst, dann komme ich mit! Auch ich kann neuen Tratsch in der Küche gut gebrauchen.«
    »Versprochen, wir machen es zusammen.« Das war eine weitere Lüge, die Annalenas Gewissen belastete, denn sie bezweifelte, dass sie bis zu Johanns Zelle kommen würden. Sie hatte gesehen, wie er in Wittenberg bewacht worden war, und die Möglichkeiten eines Kurfürsten waren wesentlich größer als die eines Kreisamtmannes. Aber davon brauchte Martha nichts zu wissen.
    »Gut, ich werde sehen, was ich tun kann. Der Page ist auch nur ein Mann, ein junger zwar, aber doch ein Mann. Es wäre doch gelacht, wenn ich ihm nicht etwas entlocken könnte.«
    »Ich danke dir.« Annalena lächelte sie an, gewiss eine Spur erleichterter, als es angebracht gewesen wäre, doch Martha bemerkte es offenbar nicht. »Wann wollen wir uns treffen?«
    »Ich denke, dass du heute Nacht zu unserem Quartier kommen solltest. Ich werde versuchen, ihm das Geheimnis gleich heute Abend zu entlocken.«
    »Dann bis heute Abend«, sagte Annalena und zog sie spontan in die Arme, eine Geste, die Martha gleichermaßen wie sie überraschte. Damit verabschiedeten sich die beiden Frauen voneinander.
    Martha kümmerte sich wieder um die Kräuter des Küchengartens, Annalena kehrte in die Gemächer der Mätresse zurück. Auf die Frage, wo sie denn solange geblieben war, antwortete sie, dass noch andere Mägde in der Waschküche waren, die ihre Körbe abliefern wollten.
    Gräfin von Löwenhaupt glaubte ihr, Fatime warf ihr ein Lächeln zu und alle anderen kümmerten sich nicht um das, was sie tat.

    »Der Kurfürst ist abgereist«, berichtete Pabst, nachdem er die Tür von Böttgers Kammer hinter sich zugezogen hatte. Johann saß am Fenster, den Blick auf die länger werdenden Schatten des späten Nachmittags gerichtet und das Buch des Basilius Valentinus auf dem Schoß, dem er allerdings bisher keinen einzigen Blick gewidmet hatte. Er wusste, dass alles, was darin stand, falsch war, dass dort keine Lösungen zu finden waren – jedenfalls nicht für ihn.
    Seit heute Morgen hatte er sich darüber Gedanken gemacht, wie er seine Demonstration am effektvollsten gestalten konnte, doch nun schien ihm das Schicksal zu Hilfe gekommen zu sein.
    »Wie bedauerlich«, entgegnete er und versuchte, sich seine Freude nicht anmerken zu lassen. Wenn August nach Polen reiste, würde es gewiss eine Weile dauern, bis er zurückkehrte und der Transmutation beiwohnen konnte.
    »Nun, es wird Euch sicher freuen, dass der Herr Statthalter Fürstenberg und der Herr Großkanzler Beichlingen anstelle Ihrer Majestät Eurem Experiment beiwohnen werden. Sie lassen nun anfragen, ob es Monsieur le Baron genehm ist, die Vorführung heute Abend zu geben.«
    Monsieur le Baron. Johann wusste nicht, ob er darüber lachen oder weinen sollte. Anstelle seines Namens sprach man ihn jetzt mit diesem Titel an, damit man ihn überhaupt irgendwie ansprechen konnte. Ein Baron war er damit noch lange nicht, aber wahrscheinlich glaubte der Statthalter, ihn so bei Laune halten zu können.
    Obwohl selbst das absurd schien, denn war er nicht ein Gefangener? Und seit wann wurden Gefangene nach ihrer Laune gefragt?
    »Es ist mir genehm«, antwortete Johann und setzte ein selbstsicheres Lächeln auf. »Allerdings muss ich darauf bestehen, vorher noch einmal das Laboratorium zu besichtigen, um meine Vorbereitungen treffen zu können.«
    »Vorbereitungen?«, fragte Pabst misstrauisch. Johann erinnerte sich an die Skepsis der beiden Geistlichen in Zorns Laboratorium. Ob Pabst auch darauf bestehen würde, das Blei selbst in den Tiegel zu geben?
    Soll er ruhig, sagte sich Johann. Solange ich die Möglichkeit habe, vorher den Tiegel zu präparieren …
    »Wenn Ihr glaubt, dass ich Euch betrügen will, könnt Ihr gern die Kiste mit meinen Ingredienzien inspizieren. Ihr werdet außer dem Stein der Weisen nichts finden, was absonderlich wäre.«
    Der Bergmeister sah ihn prüfend an, doch Johann konnte ihm geradewegs in die Augen blicken. Schließlich befand sich das, was ihm helfen würde, wirklich nicht in seinem Kasten.
    »Also

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