Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
gut, so sei es. Wenn es Euch beliebt, dann könnt Ihr das Laboratorium sogleich in Augenschein nehmen.«
    »Ich danke Euch.« Johann erhob sich und klemmte sich das Buch unter den Arm. Er würde es für seine Transmutation nicht brauchen, die Thesen, die Basilius aufstellte, waren ohnehin größtenteils falsch, doch es machte Eindruck auf den Bergmeister. Und vielleicht würde es, wenn er es überraschend auf den Laboratoriumstisch knallte, den Bergmeister und seine Gehilfen einen Moment lang von dem leisen Klirren der Dukaten im Tiegel ablenken.

    Am Abend, als alle anderen Zofen bereits tief und fest schliefen, schlich sich Annalena aus der Kammer und durch die stillen Gänge des Schlosses. Der Herr Statthalter Fürstenberg war heute Abend aus seinem Palais ins Schloss gekommen, was, wie sie den Reden der Kammerzofen entnehmen konnte, ungewöhnlich war, wenn der Kurfürst nicht hier war. Auch Beichlingen war gesehen worden. Vielleicht kommen sie wegen Johann, war Annalenas erster Gedanke gewesen, und das hatte sie dem Treffen mit Martha noch gespannter entgegensehen lassen.
    Leise hallte das Tappen ihrer Schritte durch die Galerie. Sie hatte sich entschlossen, ihre Schuhe in der Kammer zu lassen, damit sie sich möglichst lautlos bewegen konnte. Die Kälte des Bodens stach in ihre Fußsohlen, machte sie aber gleichzeitig hellwach.
    Wachposten waren hier nirgends zu sehen. Sie scharten sich vermutlich im Wachhaus um den sauren Wein, der ihnen für ihren Dienst zustand. Doch kaum unten angekommen hörte sie die Stimmen der Wächter vom Hof. Um zur Küche und zu den Kammern daneben zu gelangen, gab es keinen anderen Weg als über den Hof. Nach kurzem Überlegen kam ihr in den Sinn, dass sie, wenn sie bemerkt wurde, vorschützen konnte, etwas im Auftrage Fatimes oder der Gräfin von Löwenhaupt aus der Küche zu holen. Das gab ihr neues Selbstvertrauen und beruhigte ihren Herzschlag ein wenig.
    Damit war es im nächsten Augenblick wieder vorbei, denn draußen im Hof sah sie plötzlich ein seltsames, grünes Licht in einem der unteren Fenster. Die Wachen würde dieses Licht sicher in helle Aufregung versetzen. In so einem fahlgrünen Licht könnte nur der Teufel sein Unwesen treiben. Doch anscheinend hatten sie nichts bemerkt.
    Annalenas Herz schlug beim Anblick des seltsamen Leuchtens auch höher, jedoch nicht aus Angst. Es ähnelte dem, das sie gesehen hatte, als sie nach Marlies’ Tod zu Zorns Apotheke gelaufen war, um mit Johann zu sprechen.
    Ein sehnsuchtsvolles Brennen bahnte sich seinen Weg von ihrer Brust in ihre Kehle und ließ sie aufschluchzen. Annalena presste ihre Faust gegen die Lippen, um die Geräusche nicht zu laut werden zu lassen.
    Johann! Irgendwo in den Kellern war Johann und er war wieder dabei zu experimentieren.
    Jetzt verschwamm das grüne Leuchten zu einem undeutlichen Fleck, denn Tränen quollen unter ihren Lidern hervor. Sie war ihm so nah und doch so unendlich fern, denn er war immer noch ein Gefangener des Kurfürsten.
    Heute Nacht mochte sich entscheiden, ob sein Kopf fiel oder nicht.
    Sie konnte nicht anders, als hinter einer Säule stehen zu bleiben und das Fenster zu betrachten, als sei es Johanns Gesicht, selbst dann noch, als das grüne Leuchten erlosch und dem trüben Schein eines Ofenfeuers wich. Wie lange sie dort verharrte, wusste sie nicht, doch das Geräusch von Schritten holte sie in die Wirklichkeit zurück.
    »Ein bemerkenswerter Bursche, findet Ihr nicht?«, sagte eine Männerstimme, von der sie sich erinnerte, dass sie Beichlingen gehörte. Sie drückte sich fester an die Säule und hoffte, dass er und sein Begleiter sie nicht bemerkten.
    »Ja, das ist er in der Tat«, antwortete eine unbekannte Stimme. »Und das Aurum scheint mir echt zu sein. Das würde bedeuten, dass die Staatskasse einer Sanierung entgegensehen darf.«
    »Ich werde Ihrer Majestät sogleich berichten, was sich heute zugetragen hat«, erbot sich der Großkanzler, doch Fürstenberg lehnte ab.
    »Ihr werdet im Lande bleiben, Beichlingen. Sobald ich meine Geschäfte erledigt habe, werde ich persönlich zu Ihrer Majestät reisen und ihm die Transmutation vorführen.«
    Darauf sagte Beichlingen im ersten Moment nichts, doch dann wollte er es genauer wissen. »Und was ist mit dem Goldmacher? Wollt Ihr den mitnehmen? Bei allem Respekt Euch gegenüber, Herr Statthalter, aber Ihr seid schwerlich ein Feuerphilosoph.«
    »Natürlich werde ich ihn mit nach Polen nehmen«, antwortete der Mann, der niemand anderes als

Weitere Kostenlose Bücher