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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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allerlei seltsamem Gerät, spendete nur das Feuer in dem Schmelzofen Licht.
    Neben Böttger und Siebert war auch ein dritter Mann anwesend. Röber kannte ihn nicht, hielt ihn wegen seiner Kleidung allerdings für einen Advokaten.
    »Meine Herren«, sagte er und begrüßte die Anwesenden kurz.
    Böttger reichte ihm die Hand und drückte sie herzlich, dann wandte er sich dem Fremden zu. »Dies ist ein Advocatus, der bezeugen will, dass hier alles mit rechten Dingen vor sich geht«, stellte Böttger den Unbekannten vor.
    »Und hat dieser Advocatus auch einen Namen?«
    »Den möchte er bedeckt halten, um seine Unparteilichkeit zu gewährleisten.«
    Röber musterte den Mann im blauen Gehrock, der grüßend seinen Kopf neigte, misstrauisch. Ein paar Advokaten in Berlin und Cölln waren ihm bekannt, sie kauften regelmäßig ihre Gewürze bei ihm. Diesen Mann hingegen hatte er noch nie zuvor gesehen. Seine Züge wirkten fremdartig wie die eines Türken oder Griechen, wenngleich seine Haut eher hell war. Könnte es sein, dass es sich bei diesem Mann um den mysteriösen Lehrmeister Böttgers handelte?
    »Nun denn, meine Herren, ich bin neugierig«, sagte Röber, denn er wollte keine Zeit verschwenden. »Zeigt mir, was aus meinem Geld wurde.«
    Böttger blickte zwischen Siebert und dem Advokaten hin und her, dann zog er eine Phiole aus dem Ärmel. Die Kristalle, die sich darin befanden, leuchteten im Feuerschein wie Blutstropfen. »Dies ist der Stein der Weisen. Und mit seiner Hilfe werde ich nun unedles Metall in Gold verwandeln.«
    Er klingt wie ein Jahrmarktsgaukler, dachte Röber bei sich. Aber er ist viel mehr als das. Ein hoffnungsvoller Bursche fürwahr.
    »Um Euch zu beweisen, dass alles mit rechten Dingen vorgeht, bitte ich darum, dass Ihr ein paar Taler in den Tiegel werft. Aus diesen werde ich Euch pures Gold machen.«
    Röber blickte ihn einen Moment lang an, dann zog er seinen Geldbeutel und entnahm ihm ein paar Zinnmünzen. »Dass Ihr mir etwas Anständiges daraus macht.«
    Unter den Blicken der Männer setzte Böttger den Tiegel mit den Münzen auf das Feuer und beobachtete ihn eine Weile, dann warf er eine Wachskugel, in die Siebert derweil einige rote Kristalle eingeknetet hatte, in den Tiegel. Es gab ein Zischen, eine helle Flamme brannte lichterloh aus dem Gefäß, und dichter Rauch erfüllte den Raum, so dass Siebert nichts anderes übrigblieb, als die Fenster aufzureißen.
    Röber sprang von seinem Stuhl auf, denn er befürchtete, dass alles in Flammen aufgehen würde. Doch das geschah nicht. Der Rauch zog ab und er konnte nun sehen, dass er der Einzige war, der in Unruhe geraten war. Alle anderen, auch der Advokat, schienen diese Wirkung der Chemikalien vorhergesehen zu haben.
    Böttger trat mit einer Greifzange ans Feuer und hob den Tiegel heraus. Der Inhalt war nun flüssig, doch er erkaltete sogleich, als Böttger ihn in den bereitstehenden Wasserbottich tauchte. Dampf stieg auf, und als auch dieser sich verzogen hatte, schüttete Böttger den Inhalt des Tiegels auf den Tisch. Beinahe wäre die kleine metallene Pyramide von der Platte heruntergerollt, doch Böttger fing sie und streckte sie dann Röber, Siebert und dem Advokaten entgegen.
    Angesichts der Farbe ahnte Röber, was es war, das da den Schein des Feuers einfing. »Ist es möglich?«, fragte er und streckte die Hand nach dem Regulus aus. Noch immer wohnte diesem Stück Metall die Hitze des Feuers inne. Doch es war unbestritten das, wofür er es hielt.
    »Der Herr Advocatus wird es bezeugen«, sagte Böttger und nahm Röber das Metallstück wieder ab. »Wir haben in dieser Nacht Gold erschaffen.«
    Röber konnte darauf nichts erwidern. Er starrte in einem fort auf das Goldhütchen, während ihm Tausende Möglichkeiten durch den Kopf schossen. Er könnte die Arbeit in seinem Kontor durch andere verrichten lassen und selbst danach streben, zu den wichtigsten Menschen Berlins und Cöllns erhoben zu werden. Er könnte an den Hof gehen oder vielleicht einen Adelstitel bekommen, indem er eine Adlige heiratete, vielleicht ein junges, schönes Ding, dessen Vater pleite war.
    Alles nur durch diesen Jungen!
    Auf keinen Fall durfte man ihm diesen Schatz wegnehmen. Ja, er war sogar gewillt, ihm die störrische Magd zu überlassen. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Annalena wegen ihrer Zimperlichkeit rauszuwerfen, doch vielleicht war sie mit Böttger mehr als nur befreundet. Wenn er sie entließ, würde er – trotz des Geldes, das er Böttger gab –

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