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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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gewesen.
    »Alsdann, Mutter, ich such ihn und werde ihn schon finden.« Er machte sich auf den Weg. Der Schnee lag schon eine Handbreit hoch, und drüben, am anderen Hang des Tales, wo in weiten Abständen drei Höfe, ein Kleingütel und das verlorene winzige Häusel des Hetscher standen, jauchzten die Kinder beim ersten Schlittenfahren.
    Er wanderte bis gegen Mitternacht, fragte noch einmal im Dorfwirtshaus, ging hinüber zum Reibenwirt und marschierte bis hinunter in das Waldstädtchen. Er fragte alle Bekannten, die ihm begegneten, aber niemand hatte seit gestern mittag den Ranklhofer gesehen. Bei diesem nächtlichen Gang kamen ihm sonderbare Gedanken.
    Die Schaufel hatte oben gelegen beim Feld am Nothackerwald und der Hut des Vaters! Mochte sein, daß einer einmal ein Stück Werkzeug liegenließ, aber den Hut? Wenn der kalte Wind ging und das Schneegewölk am Himmel stand?
    Hatte der Vater nicht zur Kathl gesagt, daß heute noch etwas passieren würde? Oder so ähnlich? War er nicht so seltsam schweigsam gewesen, als sie gestern vom Gericht heimgingen, und hatte er nicht immer den Blick am Boden wie einer, der etwas ausdenken will, der etwas im Sinne hat und über die Ausführung strubbelt?
    Als er aus seinem Nachdenken aufsah, war er wieder daheim. In der Stube brannte düster und stumpf das Licht. Herrgott, hoffentlich ist der Vater inzwischen heimgekommen! Leise trat er auf, als er über die Steingred ging, und sacht öffnete er die Haustüre und schob sich in die Stube. Und leise schloß er die Stubentüre wieder hinter sich. Am Tisch saß die Ranklin, hatte den Kopf auf die Arme gelegt und schien zu schlafen. Aber schon sah sie auf und fragte:
    »Hast ihn nit gefunden?«
    »Ist er net gekommen?« fragte er zugleich zurück, und dann schwiegen sie. Die Mutter stand auf und wischte mit der Hand über den Tisch, wie man eine Brotkrume wegwischt.
    Er schüttelte den Kopf.
    »So!« Hart und laut sagte sie es und richtete sich auf, als besäße sie nun eine Gewißheit, die sie erwartet hatte. »Dann mußt morgen in der Früh gleich zum Bürgermeister und zur Gendarmerie.«
    Wie die Mutter auf einmal anders war, wunderte er sich, alle Unruhe schien von ihr abgefallen zu sein, und geschäftig ging sie der Stubenarbeit nach, setzte ihm das Essen hin und riet ihm, sich bald hinzulegen.
    Es war keine Ruhe im Haus in dieser Nacht. Die alten hölzernen Wände knackten, und schlaflos wälzte er sich in seinem Bett.
    Die Stubentüre klappte, und Schritte glaubte er zu hören. Dann knarrte die Haustüre wieder, winselte der Harro, und oft horchte er so angestrengt nach solchen Geräuschen in die Nacht, daß er durch das geschlossene Fenster das Röhrlen des Hofbrunnens hörte.
     
    Der Gruber, der Bürgermeister, war ein untersetzter und schulterbreiter Mann in den fünfziger Jahren. Sein stattlicher, sauber gehaltener Hof, der unweit der Dorfkirche sich hochgieblig und mit weißgetünchten Mauern aufbaute und merklich von den alten Waldbauernhäusern mit den wetterbraunen Holzwänden und den steinbeschwerten Schindeldächern abstach, zeugte von Reichtum, soweit von einem solchen in dieser Steinwaldgegend die Rede sein konnte. Die redliche Art des Großbauern und sein Rechtlichkeitssinn hatten ihm das Vertrauen der Dörfler zugebracht, die ihn zum Oberhaupt wählten. Das gesund gerötete Bauerngesicht zierte ein mächtiger, ins Rötliche schimmernder Schnurrbart, und seine Redeweise war langsam und bedächtig, vielleicht noch überlegter als sonst, als er den jungen Rankl, der schon am frühen Morgen vor ihm in der Stube stand und berichtet hatte, fragte:
    »Und du kannst dir gar net denken, wo der Vater sein könnt?«
    »Nein, ich hab gesucht, wo ich gemeint hab, ihn zu finden.«
    »Hm – und du meinst, es könnt ihm ein Unglück zugestoßen sein?«
    Der junge Bauer zuckte die Schultern: »Er ist halt schon zu lang weg, und – «
    Der Bürgermeister sah ihn scharf und forschend an und meinte: »Da ist die Streitsach mit dem Schwaiger. Hat er sich das etwa recht zu Herzen genommen?«
    Diese Frage brachte den jungen Rankl fast in Verlegenheit. »Das wohl, aber – «
    »Was aber?« stellte ihn der Gruber schnell.
    Der Franz bekam einen roten Kopf: »Ich mein halt, was das damit zu tun hätt, daß der Vater net heimkommen ist!« Trotzig zog er die Augenbrauen zusammen. Diese Ausfragerei gefiel ihm gar nicht.
    Der Bürgermeister hatte die Hände auf dem Rücken zusammengelegt und war an das Fenster getreten.
    »Vor ein paar

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