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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Mann mit starken Augengläsern war es, der sie aus rotgeränderten Augen ansah. Feiner Sägestaub lag wie Mehl auf seiner Mütze und haftete an seiner blauen Arbeitskleidung, und auch Gesicht und Hände waren überpudert.
    »Mußt dein Wehr ablassen, Stegmüller!« schrie der Bürgermeister ihm durch das Getöse und Gerumpel entgegen. Verständnislos schaute der Alte ihn an.
    »Warum?«
    »Wir suchen einen, und es könnt sein, daß er im Bach steckt.«
    »Wer geht denn ab?« Die Blicke hinter der dicken Brille hafteten neugierig am Gesicht des Bürgermeisters.
    »Der Ranklhofer!«
    Ungläubig verzog der Müller den Mund. »Mach keine Witz! Und der, meinst, könnt im Bach sein?«
    »Suchen müssen wir wohl«, mischte der Kramer sich ein. »Laß nur ab, den Weiher!«
    »Geh, laß dich net auslachen! Mich kostet das einen Arbeitstag, denn ich muß warten, bis mir das Wehr wieder volläuft.«
    »Kann dir net helfen«, entschied der Bürgermeister. »Meinst, wir und das Dorf suchen, weil’s uns Spaß macht?«
    Brummend ging der Stegmüller in den Sägeraum zurück und ließ die Maschinen abstellen. Mit den beiden Männern ging er hinüber zum Wehrsteg, und an einem Rad drehend, setzte er die Zahnräder mit der Zahnstange in Bewegung, die das Wehr hob. Die Wasser rauschten unten hervor, und das Wasserrad begann sich in der Radstube langsamer zu drehen und stand still. Sie sprachen derweil vom Rankl.
    »Sind Schulkameraden gewesen, hab ihn aber net oft gesehen. Meinst, daß ihm was zugestoßen ist, oder daß er selber sich was angetan hat?«
    Der Bürgermeister zuckte die Schultern. »Ich kann net so und net so sagen. Er ist abgängig, und da müssen wir halt suchen.«
    »Rausch hat er sich angetrunken in der letzten Zeit, so groß wie die Berg«, bemerkte einer der Müllerbuben, die neugierig nachgekommen waren und zuhörten. Sie sahen auf den langsam sinkenden Wasserspiegel und schritten den Stauweiher entlang. Vom Hinterebener Weg herab kam, auf dem verkürzten Fuß springend und diesen am Knie mit der Hand stützend, der Hetscher. Weit vorgebeugt hielt er den Kopf schief geneigt. Schlecht gekleidet und ohne Kopfbedeckung, war er wohl wieder auf dem Weg zu seinen Kostplätzen in den Bauernstuben, um sich zu wärmen. Erst ging er in einem Bogen um die Männer herum, dann knappte er mit langsamen Sprüngen heran.
    »Warum laßt denn das Wasser ab, Müller?« kreischte er, »tust fischen?«
    Die Männer sahen einander an, und einer schien es dem anderen zu überlassen, dem schwachsinnigen armen Teufel zu antworten, den man als den harmlosen Dorfnarren gelten ließ.
    »Sie suchen einen!« schrie ihm dann ein Müllerbub zu. »Kann sein, daß er ins Wasser gegangen ist.«
    Mit blinzelnden Augen sah der Hetscher von einem zum andern. »Gell, geht einer ab«, kicherte er, »wer denn?«
    »Der Rankl von Hintereben«, sagte der Kramer kurz angebunden.
    »Der Rankl?« kreischte der Hetscher. »Da drin ist er net! Der ist ganz woanders!«
    Da mischte sich der Bürgermeister ein und forschte: »Wo ist er denn dann? Weißt du es vielleicht?«
    Da wurde das Gesicht des Alten grau, und er richtete sich auf, soweit sein krummer Rücken es zuließ. »Ich«, stieß er erschreckt hervor, »ich? Nein, ich hab ihm nichts getan! Ich nicht!«
    »Hast ihn auch net gesehen?« fragte der Gruber noch einmal.
    Rückwärts schreitend, entfernte sich der Hetscher von den Männern und maß sie mit zwinkernden Augen. Dann drehte er sich ab und sprang über die Wiese zum Weg hinauf, als wären die Dorfhunde hinter ihm.
    »Ist halt ein Narr«, ärgerte sich der Bürgermeister.
    Das Wasser im Stau sank weiter, und der Boden wurde sichtbar. Sie schritten noch ein Stück den Bach aufwärts, und die Müllerbuben stocherten mit Stangen im Tümpel unter dem Wehr und unterm Wasserrad.
    Sie fanden nichts. Auch die Streifen der Dörfler hatten keinen Erfolg eingebracht. Der Ranklhofer war verschwunden. Bis in die einbrechende Nacht hinein waren sie in den Wäldern unterwegs gewesen, hatten die Höhen des Nothackerwaldes und der Riedberghänge abgesucht und zwei Stunden im Umkreis auch in den Dörfern nachgefragt. Sie hatten den frischen Schnee zerstampft, ohne auf eine andere Spur als die eigene zu treffen. Der junge Rankl war mit ihnen wieder ins Dorf zurückgekommen. Ungeschlacht und müde stand er in der Stube des Bürgermeisters.
    »Hast du es daheim schon gesagt?« fragte ihn dieser.
    »Bin noch net heimkommen. Wird etwas Hartes werden«, gab ihm der junge

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