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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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auf den Kopf zusagen, daß er mit dem Rankl einen Streit hatte, der irgendein Ende nahm, das man sich nur auszudenken brauchte, um daraus einen begründeten Verdacht zu machen?
    Das war ihm jetzt egal. Damit konnte sich sein Nachfolger beschäftigen. Ihn banden nur mehr private Interessen an diesen Ort, und die hatten ihn in den letzten Tagen nicht zur Ruhe kommen lassen. Am Palmsonntag, da er die Barbara endgültig zwingen wollte, ihm Rede und Antwort zu stehen, hatte er sie nach der Kirche verpaßt. Heute fuhr der Alte anscheinend in die Stadt, und diese Gelegenheit wollte er benutzen, um sich von der Schwaigerhofertochter einen klaren Bescheid zu holen. Vielleicht war es besser, wenn er einmal anders auftrat. Das letztemal hatte er sich heimschicken lassen wie ein Schulbub.
    Die Türe auf dem Schwaigerhof war versperrt. Die Hauskatze spielte auf den steinernen Stufen, die zur Hausgred hinaufführten. Behäbig lag das Haus im Vormittag. Die dunkelbraunen Holzwände liehen sich von der Sonne einen warmen Schein, und die hölzerne Altane unter dem vorstehenden Schindeldach schien sich zu brüsten wie ein stolzer, selbstbewußter Bauer. Auf einem alten Birnbaum stritten sich die Stare mit den Spatzen um das Heimrecht im alten Kobel, und um die kleine Schwemme auf der Hauswiese schnatterten die Gänse.
    Der Hauptwachtmeister umging Haus und Stadel.
    Auf der Wiese, die hinterm Hof anstieg, sah er die Barbara und die Hauserin. Sie rechten die Steine und die Reste des Stalldungs ab, um den Gräsern jedes Hindernis zum Wachstum und der Sense jeden Widerstand aus dem Weg zu räumen. Da die beiden Frauen ihn nicht bemerkten, weil er im Schatten des Stadels stand, rief er die Barbara an. Sie hielt die Hand schattend über die Augen, legte den Rechen hin und kam über den Hang herunter. Ein weißes Kopftuch hatte sie um den Kopf gebunden, und ihr gesundes, reizvolles Gesicht mit den forschenden braunen Augen war vor Verlegenheit gerötet. Er streckte ihr die Hand hin, und zögernd legte sie ihre Finger darein.
    »Barbara, ich brauche heute deine Zusage! Ich muß es nun endlich wissen, ob ich – mit dir rechnen kann oder nicht. Hast es dir nun überlegt, ob du – mich heiraten willst?«
    Sie wich seinem bittenden Blick aus und sah zu Boden.
    Überlegt hab ich soviel, aber ich find den Ausweg net. Möcht ja sagen, aber ich weiß, daß ich das net kann. Warum ich net kann, das darf ich Ihnen net sagen – und gewiß weiß ich es selber net.
    In das Gesicht des Mannes schoß eine Röte von verhaltenem Zorn. Aber er faßte sich und drang bittend in sie:
    Barbara, das ist doch keine Antwort! Du bist doch ein erwachsenes und gescheites Mädel, das schon einen Entschluß fassen kann und weiß, was es will.
    Prüfend sah sie ihn an und schlug wieder die Augen nieder.
    Ich kann mich net entscheiden, jetzt net. Ich – , sie legte ihm die Hand auf den Arm und ihre Stimme klang beschwörend, ich kann net, Walter, und ich kann dir auch net sagen, warum net. Ich glaub, ich hab dich gern, ja ich weiß es sogar, aber –
    Er wurde heftig. Es kann doch gar keinen Grund geben, der dich abhalten könnte, mich zu heiraten! Es könnte nur dein Vater dagegen sein. Barbara, du bist in ein paar Wochen volljährig und kannst dann über dich selbst bestimmen. Dann brauchen wir die Einwilligung von deinem Vater nicht mehr. Sag doch ja, damit ich mich danach richten kann!
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
    Er faßte sie hart am Arm.
    Sag ja oder nein, und halt mich nicht zum Narren!
    Da versteinerten sich ihre Züge im Trotz: Das laßt sich net zwingen und net anschaffen. Nein, ich laß mich net zwingen.
    Dann geh ich halt! stieß er gekränkt hervor. »Dann geh!« Sie wandte sich ab und stieg den Wiesenhang empor, nahm den Rechen wieder auf und sah mit keinem Blick zurück.
    Weibsbild, verdammtes! knirschte er. Unschlüssig stand er noch eine Weile, dann verließ er den Hof.
    Das Mädel machte ihn noch verrückt! Wenn sie ihm wenigstens einen deutlichen Korb gegeben hätte, das hätte er verstanden. So aber!
    War es jetzt aus? Hatte sie denn nicht gesagt, daß sie ihn doch gern habe? Verrückt könnte man werden!
    Den schönen Frühlingstag sah er nicht mehr. Wie in einem Dämmern stolperte er dahin. Er übersah auch den jungen Rankl, der ihm entgegenkam, und bemerkte ihn erst, als sie sich schon gegenüberstanden.
    Ah, der Herr Rankl? Gehässigkeit sprach aus dieser Anrede, und der junge Bauer witterte sie wohl. Er achtete nicht darauf und wollte

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