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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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konnten.
    Zu Hause angelangt, fing sie erst zu reden an, während sie den Schal ablegte.
    »Jetzt – jetzt soll der Vater auch noch umgehen! Was wird denn net noch alles kommen! Und kein Mensch hat uns etwas gesagt! Im Dorf haben sie den Vater in den Mäulern herumgetragen! Ich hab gemeint, das Herz bleibt mir stehen.« Zwei Tränen rannen über ihre zornbleichen Wangen, als sie sich dem Franz zuwandte: »Oder hast du einmal was davon gehört, daß der Vater geistern soll?«
    Er ballte die Fäuste: »Kein Wörtl, und ich tät’s keinem raten! Wenn das mal einer zu mir sagt, dann hau ich zu, bis einer hin ist!«
    »Es gibt halt schlimme Leut, aber auf die darf man ja net gehen«, seufzte die Agatha und wollte mit ihren Worten die Bäuerin beruhigen.
    »Aber ich muß noch dahinterkommen, was da dran ist und wer etwas gesehen haben will!« beharrte die Ranklin. »Hätt der Pfarrer auch erst zu uns etwas sagen können. Das aber vor allen Leuten in der Kirch zu predigen…«
    »Hat es ja gut gemeint, der Herr Pfarrer«, beruhigte die Agatha wieder.
    »Eigentlich hast du recht, Dirndl! Was sollen wir uns um das Leutgered kümmern«, gab der Franzi zu, und dankbar lächelte die Dirn.
    Auch der Schwaiger verließ zeitig mit seinen Leuten die Kirche, um draußen zu sein, ehe die Kirchenbesucher sich vor dem Gotteshaus zu Gruppen zusammenstellten, wie es an schönen Sonntagen immer geschah.
    In ihm arbeitete es, und eine Anrede der Barbara fertigte er mit einem unwirschen Brummen ab. Die Hauserin war etwas zurückgeblieben und hatte ein Häuselweib abgefangen, um zu hören, was im Dorfe eigentlich erzählt worden war. Als sie dann nachgeschnauft kam, konnte sie kaum erwarten, das Erfahrene an den Mann zu bringen.
    »Bauer, so ein saudummes Gred! Haben die Leut gesagt, daß jeden Abend der Ranklhofer als ein Geisterlichtl auf dem Steinacker umgeht! Viele wollen das schon gesehen haben!«
    Es klang wie ein verhaltener Fluch, den der Schwaiger zwischen den Zähnen hervorpreßte. Ohne auf ihr Gerede zu achten, stapfte er weiter.
    »So ein Mist, gell, Bauer? Bist doch selber in den letzten Tagen öfter droben gewesen, hättest was sehen müssen von dem Geist.«
    Urplötzlich blieb der Bauer stehen: »Hast du das der alten Ratschen auch gesagt?« Er hatte den Arm erhoben, als wollte er zuschlagen. Dann beherrschte er sich wieder, und als sie seine Frage erstaunt verneinte, stapfte er weiter.
    Die Barbara hielt die Hauserin etwas zurück, so daß sie in einem ziemlichen Abstand hinter dem Bauern hergingen. Nun ließ sie sich von der Alten flüsternd erzählen, was sie von der Geisterei wußte.
    »Hauserin, sag nix mehr zum Vater!« bat sie. »Der ist schon ein paar Abende mit der Latern fort gewesen. Ich mein, ich kenn den Geist.«
    Die Hauserin bekam große Augen: »Mit der Latern? Warum mit der Latern? Ich weiß wohl, daß er droben war auf dem Steinacker, weil ich ihn hab selber gehen sehen, aber mit der Latern?«
    »Sei still!« beschwichtigte die Barbara. Am folgenden Tag, dem Montag der Karwoche, ließ der Schwaiger einspannen, und der Knecht mußte das Gespann führen. Auf dem Leiterwagen saß der Bauer und hatte fröstelnd den Rockkragen hochgeschlagen. Er holte das Kreuz für den Stein im Acker heim. Als sie durch das Dorf fuhren, wollte gerade der Hauptwachtmeister Braun das Kramerhaus verlassen, um einen Dienstgang anzutreten. Überlegend blieb er stehen und sah dem Gefährt nach. Dann kehrte er in das Dienstzimmer zurück, erklärte dem jungen Oberwachtmeister, daß er wahrscheinlich erst am Nachmittag wiederkommen werde, und schlug dann den Weg nach Hintereben ein.
    Nur noch einige Tage würde er hier Dienst tun, und er konnte sich über seine Versetzung nicht freuen. So einfach und derb, so natürlich und unverdorben diese Walddörfler hier waren, so sehr hatte er sich an sie gewöhnt. Hier hat ein Gendarm einen leichten Posten. Einige kleinere Vergehen im ganzen Jahr, vielleicht kleine Holzdiebstähle, die man hier nicht so sehr auf die Waage legte, und selten einmal Tätlichkeiten, wenn die Burschen im angeheiterten Zustand ihre Kraft ausproben wollten oder sich um ein Dirndl stritten, das war alles gewesen. Waldfrevel und Wilddieberei gehörten schon zu den seltenen Fällen.
    Bis dann diese Sache mit dem verschwundenen Rankl kam und ihn zum erstenmal vor eine Aufgabe stellte, die er bis jetzt nicht zu lösen vermochte. Hätte er anders vorgehen sollen? Hätte er den Schwaiger einfach unter Druck setzen müssen? Ihm

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