Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
Vom Netzwerk:
nichts dagegen«, sagte der Schwaiger, »dieser ganze Flecken gehört ja jetzt mir, weil ich das eine Feld der Ranklin, meiner Nachbarin, abgetauscht habe, und meinetwegen können Sie von diesen Feldern wegmessen, was Sie brauchen.«
    Zwischen dem unteren und oberen Acker schritten sie den Feldrain entlang. Vor dem Schwaigerkreuz blieb Wallenbeck stehen.
    »Ein ganz neues Kreuz? Gute Schmiedearbeit.«
    »Ja, ist unser Familienkreuz und ist erst in diesen Tagen erneuert worden. Das alte Kreuz hat ein Narrischer heruntergeschlagen aus Feindschaft gegen mich.«
    Wallenbeck wandte sich gegen den Wald zurück und musterte die Lage der Felder. »Das ist die Stelle, wo wir etwas nach oben gehen müssen, um die Kurve ausbiegen zu können. Dieses schöne Kreuz wird man auch woanders aufstellen können. Hier müssen wir mit der Abböschung herein.«
    Der Schwaiger zuckte zusammen, als hätte ihm der andere einen Schlag versetzt. Aschfahl wurde er im Gesicht.
    »Das Kreuz – warum – das stört net – warum soll das weg?« Rauh und hart wurde seine Stimme: »Das Kreuz bleibt!«
    »Ach, das steht doch dort droben am Waldrand auch sehr schön, vielleicht besser als hier«, wollte der Vermesser ihm erklären.
    Das Wesen des Bürgermeisters hatte sich völlig geändert. Zitternd auf den Hakelstecken gestützt, starrte er zu Boden, und eine hektische Röte stieg in seine faltigen Wangen. Seine Augen blickten fast drohend, als er sich nun dem jungen Mann zuwandte:
    »Das Kreuz?« Schwer atmete er. »Das Kreuz? Das ist unser Familienkreuz, ist alleweil schon dagestanden, und da bleibt es auch!«
    Wallenbeck wollte den Bauern beruhigen.
    »Das ist doch nicht so schlimm, Herr Bürgermeister. Wir rücken es dann eben einige Meter nach oben und stellen es genauso wieder hin, wie es jetzt steht.«
    »Keinen Meter, keinen Zentimeter! An diesem Fleck wird überhaupt nix gegraben! Nach dem Plan geht die Straße fünf Meter weiter unten vorbei, und dabei muß es bleiben!«
    Nun versteifte sich auch der Ingenieur auf seinen Standpunkt. Schulterzuckend wandte er sich zum Weitergehen und meinte: »Ich sehe keine Möglichkeit, Herr Bürgermeister. Wegen dieses Kreuzes kann doch die Straße nicht unnötig ausgekurvt werden. Das müssen Sie doch einsehen!«
    »Gar nix seh ich ein!« Eine kreidige Blässe im Gesicht, wartete der Schwaiger, was der andere noch zu sagen hätte, und er blieb stehen, als ginge er nicht eher vom Fleck, bis diese Frage geklärt sei.
    »Na ja, vielleicht läßt sich auch noch eine andere Lösung finden. Das ist ja jetzt nicht so wichtig«, wollte Wallenbeck die Unterhaltung beenden.
    »Das ist ganz wichtig«, beharrte der Bauer. »Das ist so wichtig, daß lieber die Straß net gebaut wird, als daß das Kreuz auch nur um einen Meter verrückt wird! Wenn net zwei Meter vor dem Kreuz liegen bleiben können, wie sie liegen, dann geb ich keinen Grund ab!«
    Nun aber fing der Ingenieur, verärgert über die Starrköpfigkeit des Bauern, zu gehen an. Sie sprachen nicht mehr viel, bis sie die Strecke bis zum Dorf abgegangen und wieder nach Hintereben zurückgekehrt waren. Mit verschlossenem Gesicht und einer zornigen Falte zwischen den graubuschigen Brauen, stapfte der Schwaiger neben dem jungen Vermesser her.
    »Wenn Sie lieber im Dorf bleiben wollen – «, wollte er einmal beginnen, aber schnell fuhr Wallenbeck ihm dazwischen:
    »Nein, nein, ich bleibe schon bei Ihnen. Da bin ich der Arbeitsstelle am nächsten.«
    Die Arbeiter hatten inzwischen seinen Koffer zum Schwaigerhof gebracht, und er entließ sie bis zum Osterdienstag.
    »Zeig dem Herrn das obere Stübl«, knurrte der Schwaiger unwirsch die Hauserin an und befahl dem Sepp ebenso kurz und brummig, den Koffer hinaufzutragen. Dann polterte er in die Stube und schlug hinter sich die Türe zu.
    Die Hauserin brachte Wallenbeck nach oben und zeigte ihm eine zur großen Hausaltane führende Stube, die einfach, aber sauber eingerichtet war. Der Sepp folgte mit dem Koffer und stellte ihn etwas unsanft ab. Er musterte den jungen strammen Mann argwöhnisch von der Seite. Gern hatte der Bauer den nicht ins Haus genommen, das hatte er gemerkt, und das mußte einen Grund haben. Wie man nur so himmellang wachsen konnte wie dieser Stadtherr, der mit dem Kopf fast an die Decke der niederen Stube anstieß! Er trollte sich aus der Stube und ließ die Hauserin mit dem Fremden allein.
    Dieser wandte sich sofort an die ältliche Frau.
    »Sie sind also die Wirtschafterin auf dem Hof, die

Weitere Kostenlose Bücher