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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Hochäcker nach Hintereben und kehrte dann zum Straßenbau zurück.
    Am Abend suchte sie zeitig ihre Kammer auf, und als sie bemerkte, daß Wallenbeck noch auf der Altane saß, öffnete sie das Fenster und bat ihn, doch noch etwas auf der alten Gitarre zu spielen. Er tat es gern und sang dazu einige Lieder. Sein weiches und wohlklingendes Organ trug den Gesang über das abendliche Tal hin, und in den Höfen von Hintereben horchten sie auf. Auch der junge Ranklhofer hörte es und ging neugierig ein Stück des Weges gegen den Schwaigerhof. Auf der Altane sah er den Ingenieur sitzen, und aus dem Fenster daneben schaute die Barbara.
    »So, so!« knirschte er, »ist halt auch ein anderer als unsereins! Ein Besserer! Kann wohl auch schön reden wie der Gendarm, und singen kann er ja auch! Auf dem Schwaigerhof gelten die Stadtleut und net die Bauernlümmel! Aber jetzt wird einmal andersherum getanzt!«
    Er machte kehrt und wanderte dem Dorfe zu. War nie seine Sache gewesen, an einem Wochentagabend ins Wirtshaus zu gehen, aber heute war er gerade dafür gut aufgelegt.
    In der Gaststube, die sonst zu dieser Zeit keinen Gast sah, herrschte reges Leben. Die Straßenarbeiter saßen an den Tischen und spielten Karten oder unterhielten sich, und der Zigarettenrauch stand so dick unter der Decke, daß er das Licht verdunkelte. Er setzte sich zu einer Gruppe von Arbeitern, die sich eifrig unterhielten und ihn nicht weiter beobachteten. Er hörte ihnen eine Weile zu und goß nacheinander etliche Glas Bier hinunter. Sie sprachen von der Arbeit und kamen auch auf den Ingenieur zu reden.
    »Ist ein famoser Kerl, der Wallenbeck, mit dem läßt sich gut arbeiten«, sagte ein älterer Mann, der wohl einer der Vorleute war.
    Der junge Ranklhofer rückte den Hut ins Genick, lümmelte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch und musterte die Männer, einen nach dem andern.
    »Mir war dieser Wallenbeck zu hochnäsig«, sagte er abfällig, »der meint, es gibt außer ihm keine gescheiteren Leut.«
    Mißtrauisch fixierte ihn der Ältere. »Was willst denn du wissen? Kennst ihn ja gar net, den Mann.«
    »Wohnt bei uns in Hintereben«, tat der junge Bauer und zog den Mundwinkel verächtlich nach unten, »haben ihn schon kennengelernt.«
    Da meldete sich ein anderer, den der Rankl als Baggerführer kannte. »Über den Wallenbeck laß ich nix kommen, der Mann ist in Ordnung.«
    Bierdämpfig und mit verschwommenen Augen spöttelte der Rankl weiter: »Ein dummer Kerl ist er, ein eingebildeter! Meint, er wäre was Besseres als wir!«
    »Verrenk dir dein Maul net, Bauernbub!« knurrte da der Baggerführer ärgerlich. »Dem Wallenbeck kannst das Wasser net reichen, und wennst den größten Bauernhof mit den dicksten Kartoffeln hast.«
    Die anderen lachten. Der Ranklhofer fühlte sich getroffen und dachte nach, wie er diesen Hieb zurückgeben konnte. Er lehnte sich zurück und wandte sich halb ab, als wollte er damit bekunden, daß er mit solchen Leuten nichts zu tun haben wolle.
    »Kommt alleweil so ein Geschmeiß zusammen bei einem Straßenbau. Da ist einer wie der andere.«
    »Wie meinst denn das?« forschte der Vorarbeiter. »Davon kann sich jeder abschneiden, soviel er braucht«, meinte der Rankl noch, dann spürte er eine feste Faust im Genick, die ihn hochhob und schüttelte. Es war der Baggerführer, und blitzschnell wandte sich der Rankl um und fuhr ihm an die Kehle. Ein Faustschlag traf ihn ins Gesicht, und ehe seine Füße noch einmal den Boden berührten, flog er zur Türe hinaus und schlug auf die Straße. Das war so schnell gegangen, daß der Wirt gar nicht dazukam, zu schlichten.
    Die Männer kehrten in die Gaststube zurück. Der Ranklhofer erhob sich taumelnd, tastete sein schmerzendes Gesicht ab, und Tränen der Wut tropften ihm aus den verschwellenden Augen.
    »Den – den bring ich um!« keuchte er und riß vom Gartenzaun eine Latte. Als er damit wieder der Türe zu wollte, wurde er am Arm gepackt und zurückgehalten.
    »Mach keine Dummheiten, Nachbar, mit diesen Leuten laß dich lieber net ein!« Der junge Bauer wollte sich losreißen.
    »Schwaiger, das tränk ich diesen Lümmeln ein – mich so zu schlagen «
    Der Bürgermeister ließ nicht locker. Rauh und bestimmt raunte er dem anderen zu: »Geh weiter jetzt! Mach dich net zum Gespött!«
    Er wand ihm die Zaunlatte aus der Hand und warf sie fort. Dann zog er den sich Sträubenden über den Dorfplatz fort.
    »Heim gehen wir jetzt! Bin grad auf dem Heimweg und genau rechtzeitig

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