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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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dieser es nur mehr aufzuwärmen brauchte. Keine Uhr zeigte im Besenbinderhäusel die Zeit an, und so wurde es spät, als sie sich auf den Heimweg machte. Man schlief schon in allen Höfen. Nur auf dem Ranklhof schimmerte noch das Licht aus den kleinen Fenstern. Sie fing zu laufen an. Warum waren die heute noch auf?
    Dann stand sie betroffen unter der Stubentüre, starrte wortlos den jungen Bauern an, der sich das blutverschmierte Gesicht wusch.
    »Was ist denn gewesen?« Mit einem halb spottenden, halb geärgerten Lächeln antwortete ihr die Bäuerin: »Hat das Raufen einmal probiert. Hoffentlich langt es ihm zu einer guten Lehr.«
    Als ihr niemand weiter etwas wollte, ging sie, steinmüde, wie sie war, ins Bett.
    »Muß die auch noch daherkommen, damit sie mich auslachen kann!« ärgerte sich der Franz.
    Da kam er aber bei der Mutter falsch an: »Lach dich selber aus und schäm dich vor dir selber!« Damit ging sie in ihre Kammer und ließ ihn allein.
    Ein fruchtbarer Maienregen löste die schönen Sonnentage ab. In groben Schauern trieb ein kühler Wind die Regentropfen durch das Tal und schlug sie in triefenden Schwaden an die Hauswände und auf die Dächer. Wie Nebelfahnen trieben die tropfenden Wolken tief über den Wald.
    Die Arbeit beim Straßenbau ruhte wegen der Regengüsse. Die Arbeiter versaßen die Zeit im Wirtshaus oder in der Wohnbaracke, die man inzwischen für sie an den Dorfrand gestellt hatte. Wallenbeck hielt sich in seinem Baubüro, einer Bretterbude neben dem ersten Bauabschnitt, oder in seiner Stube auf dem Schwaigerhof auf. Der Bürgermeister verhielt sich ihm gegenüber in diesen Tagen merkwürdig frostig und verschlossen und wich ihm aus. Dem Ingenieur machte dieses unfreundliche Verhalten nichts aus, denn da der Straßenbau kein gemeindliches Unternehmen war, hatte er mit dem Schwaiger als Bürgermeister nicht viel zu tun. Nur einmal noch hatte sich der Schwaiger so nebenbei erkundigt, wie das nun mit der Straßenführung über die Hochäcker sei und ob das Kreuz im Acker auch sicher unberührt bliebe. Als Wallenbeck ihm zusicherte, daß der Stein an seinem Platz bleiben könne, war er befriedigt wieder weggegangen.
    Den Regentagen folgte ein strahlend schöner Maiensonntag, und Wallenbeck setzte sich am Nachmittag zur Barbara und der Hauserin auf die Hausbank und erzählte ihnen launige Geschichten. Der Schwaiger war zu einer Gemeinderatssitzung gegangen. Für einen Augenblick hatte sich auch der junge Rankl eingefunden, war unschlüssig und verlegen herumgestanden, ohne sich am heiteren Gerede der anderen zu beteiligen, und dann wieder gegangen. Gegen Abend unternahm Wallenbeck einen Spaziergang rund um das Hinterebener Tal, und die Barbara war, seiner Einladung folgend, mitgegangen. Währenddessen kam der Bauer nach Hause und wurde fuchsteufelswild, als die Hauserin ihm auf seine Frage nach der Barbara mitteilte, daß sie mit dem Ingenieur spazierengehe.
    »Jetzt wird mir die G’schicht zu dumm!« wetterte er. »Zuerst der Gendarm und jetzt dieser Wallenbeck! Ich kann dieses Scharmuzieren mit den landfremden Mannsbildern net leiden!«
    »Ich versteh dich net, Bauer«, wagte die Hauserin einzuwenden, »soll denn die Bärbel net einmal mit anderen Leuten reden dürfen?«
    »Nein!« antwortete er kurz und grob.
    An diesem Abend fiel der Barbara die Unruhe auf, die den Vater befallen hatte. Er ging rastlos durch die Stube, nahm da und dort etwas in die Hand und legte es wieder hin, nahm die Pfeife in den Mund und vergaß sie anzuzünden. Auch am Verhalten der Hauserin merkte sie, daß wieder etwas in der Luft lag. Als sie gegessen hatten und Wallenbeck sich entfernte, wandte sich der Schwaiger an seine Tochter:
    »Komm mit!« Mit Unbehagen folgte sie ihm in seine Schlafkammer. Selten nur betrat sie diesen Raum, den nur die Hauserin aufräumte. Seit fast zwanzig Jahren standen die zwei Betten, von denen das eine seit dem Tod der Mutter unberührt geblieben war. Es roch nach altem Holz und alten Kleidern, und blind waren die Gläser der wenigen Bilder an den Wänden. Ein Sterbekreuzlein hing über dem Bett des Vaters und darüber das Bild der Mutter, eine junge hübsche Bäuerin im Brautstaat darstellend. Auf einer alten Kommode stand in einem gläsernen Sturz eine buntbemalte Muttergottes.
    Er setzte sich auf sein Bett, und sie blieb in banger Erwartung vor ihm stehen. Als er sie eine lange Weile schweigend ansah, unterbrach sie die Stille mit der Frage:
    »Was ist denn, Vater?«
    Da schien

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