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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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konnte sie nicht sehen, denn das Vorhängchen an der Tür war zugezogen, und der kleine Spalt, der offenstand, gab ihm keinen Einblick in die Kammer.
    »Geh spazieren, wennst net schlafen kannst! Verschwind wieder! Was soll sich der Herr Wallenbeck denken, wenn er etwas hört?«
    Sie sagte es voller Ärger und machte die Türe zu. Ernüchtert stand er und überlegte.
    Was sollte er jetzt tun?
    Gehen mußte er! Sich wegschleichen wie ein Dieb!
    Am liebsten hätte er alles kurz und klein geschlagen vor Zorn. Und wußte nicht, ob er sich über sich selbst oder über die Barbara ärgern sollte.
    So ging er mit leisen Schritten über die knackenden Bretter der Altane zurück. Doch als er an der Türe zur Stube des Ingenieurs vorbeikam, stand dieser in der Tür und rief ihn an:
    »Halt! Was suchen Sie da!«
    Er fühlte sich am Arm gepackt und wollte sich wehren. Da spürte er die Hand des andern an seiner Kehle, und der Griff war so kräftig, daß er fast in die Knie ging. »Laß mich aus, das geht dich nichts an!« stieß der Ranklhofer hervor und versuchte sich loszureißen.
    »Bürscherl, du sagst, was du wolltest, oder – «
    »Bin beim Kammerfenster gewesen«, keuchte der Franzi.
    Da lachte Wallenbeck und ließ ihn los. »Ach so, dann entschuldigen Sie. Ist aber besser, Sie kommen beim Tag. Hab Sie eben erst erkannt, Herr Rankl.« Mit einem belustigten Lachen zog er sich in seine Kammer zurück, und die Türe klappte leicht, als er sie vorsichtig zudrückte.
    Der Ranklhofer schwang sich über die Altane, zog die Schuhe an und wanderte zurück, hinüber zu seinem Hof.
    Er hätte stundenlang fluchen mögen wegen dieses Reinfalls. Auf seiner Hauswiese legte er sich ins Gras und schaute gegen den Mond. Hätte nicht die Barbara für einen Augenblick für ihn Zeit haben können? Das hätt der großen Schwaigertochter keine Perle aus der Krone gebrochen! Wenn sie ihn wirklich ein wenig gern hatte, dann hätte sie ihn nicht so kurz und schroff abfertigen dürfen.
    Und was ging es diesen Straßenbauer an? Gar nichts! Der sollte ihm einmal in den Weg laufen! Vielleicht fand sich bald eine Gelegenheit, bei der er zurückzahlen konnte. Er tastete seinen Hals ab. Auch der Arm schmerzte ihn noch.
    Was tat er sich überhaupt solche Umstände auf? War da nicht auch die Agatha, die mehr auf ihn hielt als die anderen. War sie nicht ein sauberes und braves Mädel?
    Taumelnd erhob er sich und hastete dem Hause zu.
    Unwillig knurrte der Hund, als er durch den Hausflur tappte.
    »Kusch, Harro!« Er gab dem Tier einen Fußtritt.
    Droben klopfte er an die Türe, hinter der die Agatha schlief.
    »Was ist denn?« frage diese verschlafen.
    »Mach auf, Agerl«, flüsterte er. »Warum? Ist mit der Bäuerin was?«
    »Mach nur auf, ich möcht dir was sagen?« zischelte er.
    »Kannst das morgen net tun?«
    »Möcht ein bissel mit dir plauschen – kann net schlafen – «
    Da erhielt er keine Antwort mehr. Er drückte an der Türe und versuchte, den Türhaken herauszupressen.
    Da begann sie drinnen zu weinen. Als drunten im Haus eine Türe ging, schlich er sich davon und legte sich nieder. Am anderen Morgen sagte die Ranklhoferin nur kurz und streng: »Laß mir das Dirndl in Ruh, sonst muß ich es wegtun. Willst dem armen Hascherl die Heimat wegnehmen?«
    Da hätte er heulen mögen vor Scham.
    Am nächsten Morgen mußte Wallenbeck schmunzeln, als er der Barbara begegnete und an das nächtliche Erlebnis dachte.
    »Diesen Irrtum heute nacht müssen Sie schon entschuldigen, Fräulein Barbara, ich habe nämlich wirklich geglaubt, es wäre ein Einbrecher.«
    Sie sah ihn unter halbgeschlossenen Lidern eine Weile an. Ein verlegenes und teils spöttisches Lächeln spielte um ihre Lippen.
    Langsam fragte sie: »Sie meinen wohl, ich hätte den Burschen herbestellt? Er ist aber net mein Schatz, und ich hab mit ihm nix zu tun. Ich bin froh, daß Sie – « Sie preßte die Lippen fest aufeinander und sah ihn voll an.
    Er wurde nun seinerseits etwas verlegen.
    An diesem Tag aber erschien sie an der Baustelle und ließ sich von ihm bereitwilligst die Arbeit der Bagger zeigen und den Fortschritt des Straßenbaues erklären. Sie bewunderte die Selbstverständlichkeit und die Sicherheit, mit der er dabei seine Anordnungen gab. Hemdsärmlig, mit offener Brust, braungebrannt, obwohl erst die Maiensonne schien, die kurze Pfeife im Mund und den hellen Blick überall, so ging er neben ihr her, und immer wieder mußte sie ihn ansehen. Er geleitete sie noch über die

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