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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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herkommen.« Er hakte den jungen Ranklhofer unter und zog den Wankenden auf der Straße weiter.
    »Hab mir’s gedacht, daß du net daheim bist«, murrte der Franz.
    »Warum?«
    »Weil der saubere Ingenieur mit der Bärbel auf der Altane sitzt und er ihr Lieder vorsingt.«
    Der Schwaiger horchte erst mißtrauisch auf, dann schmunzelte er. »Und das hat dich geärgert und ins Wirtshaus trieben? Weißt, ein bissei was mußt schon hinnehmen! Warum sollt sich das Madel das net anhören, wenn der andere singt?«
    »Die Geschichten kenn ich schon!« wollte der Rankl nicht nachgeben. »Mich zum Narren halten, und wenn so ein Besserer daherkommt – «
    »Schrei net so!«
    »Ein Gendarm muß es sein oder ein Ingenieur! Da kann die Bärbel auch freundlich sein! Aber so ein dummer Bauer ist ihr zu wenig!«
    »Gib jetzt endlich einmal Ruh!« wurde der Schwaiger kritisch, »ist ja lauter Unsinn, was du daherredest.«
    »Wahr ist es!« begehrte der Franz auf.
    »Mach dir keine unnötige Sorg. Das geht, wie ich es will. Und wenn du meinst, dann wollen wir am Pfingsttag den Verspruch feiern.«
    »Das, Nachbar, das war mir schon recht. Wissen möcht man ja doch, wie man dran ist.«
    Auf dem Ranklhof brannte noch Licht.
    »Sapperlot, ist die Mutter noch auf!« angstete der Franz, »wenn ich da mit meinem verschundenen Gesicht komm – « Ernüchtert blieb er stehen. »Geh lieber gar net heim und leg mich im Stadel auf das Heu.«
    Der Schwaiger mußte lachen: »Ich geh mit dir und red dich raus. Komm!«
    »Hab ihn noch eine Weile beim Wirt aufgehalten, damit ich net alleinigs zum Heimgehen gewesen bin«, entschuldigte der Schwaiger den jungen Bauern, »da ist er mit ein paar besoffenen Straßenarbeitern zusammengerumpelt.« Die alte Bäuerin sagte kein Wort und sah nur den Franz an. Ein Auge war blau unterlaufen und verschwollen, die Nase zerkratzt und Hose und Joppe grau vom Straßenstaub. Langsam setzte sie sich auf die Bank, und dann kam es rauh und heftig aus ihr:
    »Fängst du auch schon an mit dem Wirtshaus wie dein Vater? Wirst halt auch einmal ausbleiben!«
    Unangenehm berührt trat der Bürgermeister von einem Fuß auf den anderen. »So schlimm ist das net, Nachbarin, ist halt dumm hergegangen. Vielleicht schadet’s gar net einmal.«
    Da die Alte ihm sichtlich kein Gehör gab und ihn auch nicht beachtete, verabschiedete er sich.
    Als er seinem Hof zustapfte, redete er voller Ärger mit sich selber. »Die Geschichte muß jetzt einmal ein End nehmen, und bis Kathrein muß geheiratet sein! Auf Pfingsten ist Versprach, und wenn der Teufel auf Stelzen kommt! Ist grad, als war das alles nur eine Weibersach und mein verzogenes Dirndl könnt anschaffen. Jetzt wird einmal anders dahergeredet! War das schönste: erst die saudumme Sache mit dem Braun und jetzt das Umtun mit dem Wallenbeck! Darf mir den Mann net verärgern, sonst hätt ich ihn eh ausquartiert. Aber die Bärbel soll sich besser zurückhalten. Der Bursch soll sich seine Unterhaltung woanders suchen.«
    Auf seinem Hof lag schon alles im Bett. Die Tauben gurrten im Schlag, und der Geruch des frischen Grases zog vom Bach herauf.
    Langsam sperrte er auf und drückte leise die Haustüre hinter sich zu. Ohne ein Licht zu machen, tastete er sich zur Schlafkammer.
     
    Der Hetscher erholte sich sichtlich wieder und schleppte sich schon, auf zwei Stöcke gestützt, in der Stube herum. Der Pfarrer war an diesem Abend auch wieder einmal für eine Weile im Besenbinderhäusel gewesen und hatte sich nach dem Alten erkundigt. Er wußte, daß die lebenslange Not und das Darben die Menschen so zähe machte, daß sie Unglaubliches vertrugen, und wunderte sich deshalb nicht über die scheinbare Genesung. Die Pflege, die ihm die Rothkopf Agatha hatte zukommen lassen, war für den Hetscher gut gewesen. Und weil das Dirndl an diesem Abend gerade wieder fleißig in der Stube herumarbeitete, als der Pfarrer kam, sagte er zum Hetscher:
    »Ich mein, du wärst schon in der anderen Welt, Adamsberger, wenn das Dirndl nicht gewesen war. Jetzt aber, scheint mir, hast du wieder ein paar Jährlein gewonnen.«
    Glückselig lachte der Besenbinder und sah sich in der Stube um: »Und was ich seitdem für eine saubere Stuben hab, Herr Pfarrer! Meiner Lebtag ist es net so schön gewesen.«
    Die Agatha hatte das Lob des Pfarrers glücklich gemacht, und als dieser gegangen war, arbeitete sie noch bis weit in die Nacht hinein, wusch und flickte und kochte dem Hetscher das Essen für den nächsten Tag, damit

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