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Das Kreuz am Acker

Das Kreuz am Acker

Titel: Das Kreuz am Acker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Schwaigertochter hastig zu, »kannst ihm das sagen, ohne daß die Nachbarin das weiß?«
    Überlegend stand das kleine Dirndl und strich sich langsam eine Haarsträhne aus der Stirne.
    »Ich weiß net – ob er net schon ins Bett gangen ist«, antwortete sie zögernd, aber als sie das verschreckte und ängstliche Gesicht der Barbara betrachtete, sagte sie schnell: »Glaub schon, daß er noch auf ist. Werd einmal nachschauen. Soll er herauskommen?«
    » Ja .«
    Die Agatha hatte sich schon zum Gehen gewandt, als sie sich noch einmal umkehrte und ganz nahe an die Barbara herantrat.
    »Bärbel«, heiß und voller Vorwurf war ihre Stimme, und die dunklen Augen sahen sie fast feindlich an, »muß es denn der Franz sein? Gibt es net auch noch andere Mannsbilder, die du zum Narren halten kannst? Der Bub nimmt sich das so zu Herzen, daß er ganz krank ist. Tu ihn dann wenigstens net alleweil hinhalten, sondern sag ihm, wie du es meinst.«
    »Was kümmerst dich denn du darum!« erwiderte ihr die Schwaigertochter heftig, doch bereute sie schnell ihre Worte, als über die Wangen der Agatha plötzlich die Tränen rannen.
    »Was hast denn?« forschte sie. »Ich will ihm ja nix, aber mein Vater und – ich weiß ja selber gar net, ob ich ihn mag. Aber ich kann ja net anders.« Sie nahm die Agatha beim Arm: »Du weißt ja net, wie mir ist, aber leicht wirst du es einmal wissen und mich verstehen.« In der zunehmenden Dunkelheit versuchte sie der anderen in die Augen zu sehen: »Willst du ihn?«
    Da riß sich die Agatha los und lief ins Haus. Die Barbara ging auf den Weg zurück, der zwischen den Höfen hinauf zum Nothackerwald führte, und wartete. Schon nach wenigen Minuten kam der junge Ranklhofer und schlenderte langsam über den Wiesenstreifen.
    Der kommt ungern oder tut absichtlich so, mußte sie sich denken. Sie fröstelte, und fast wollte ihr nicht mehr einfallen, wozu sie hergekommen war. Der da über die Wiese kam, war ihr fremder als je, und warum kam er so zögernd?
    So vermochte sie nicht das erste Wort zu sagen, als er vor ihr stand. Sein Gehaben zeigte eine Verlegenheit und vielleicht die Erwartung, etwas Unangenehmes zu erfahren.
    »Ist etwas passiert, Bärbel?«
    Sie schüttelte den Kopf und wunderte sich, daß er einige Schritte vor ihr stehenblieb.
    »Es ist nix passiert, aber trotzdem muß ich gerade heut noch mit dir reden.«
    Er atmete erleichtert auf und kam nun nahe an sie heran. »Wollen wir da stehenbleiben oder ein Stückel bergauf gehen?«
    Sie schüttelte den Kopf: »Es ist net viel, was ich von dir will, und das hab ich dir gleich gesagt.« Es klang fest und nicht freundlich.
    »Was ist denn los?« fragte er leichthin.
    »Möcht dich um etwas bitten, Franz. Der Vater will, daß wir am Pfingsttag Versprach halten. Kannst ihm das net ausreden?« Der junge Bauer fühlte, wie er nun doch die Oberhand bekam, weil die Barbara zum erstenmal zu ihm bitten kommen mußte.
    »Warum?« tat er gut gelaunt. »Ist mir ja gerade recht. Schau, einmal muß es ja doch sein, und die ganzen Ärgernisse gibt es nimmer, wenn wir einmal versprochen sind.«
    »Franzi, du mußt mich ja verstehen. Ich möcht, daß du das dem Vater noch ausredest. Es pressiert doch net so, und du hast mir doch in Bodenmais versprochen, daß du auch noch warten willst.«
    Das Gefühl der Überlegenheit bestärkte ihn, und ihre demütige Bitte nicht achtend, warf er sich in die Brust: »Ich bin schon auch dafür, daß wir den Versprach halten. Dem steht doch nix dagegen? Was hast du denn alleweil? Willst mich zu einem Narren haben?«
    »Nein, Franzi, aber – ich kann es dir ja net sagen. Ich weiß etwas, und das muß ich erst bestimmt wissen oder muß es überwinden. Eher kann ich mich net an dich binden lassen. Das war ein Unglück.«
    »Geh, Madel, sag doch keine solchen Spinnereien! Wir zwei heiraten uns, und die G’schicht hat sich.«
    »Nein«, sagte sie fest, »so einfach ist es net, und Spinnerei ist es auch keine. Willst mit dem Vater reden?«
    »Ich red schon mit ihm«, lachte er zufrieden, »aber ich muß ihm sagen, daß es mich freut, wenn wir am Pfingsttag den Verspruch halten können.«
    »Franzi«, bettelte sie, »bittschön, tu mir halt den Gefallen! Ich versprech dir, daß ich dich einmal heirat. Aber du mußt – wir müssen halt noch warten.«
    »Wie lange denn noch?«
    Sie zögerte und schluckte an den aufkommenden Tränen.
    »Bis – der Vater nimmer lebt.« Er lachte bitter: »So eine Narretei! Der kann ja hundert Jahr alt

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