Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
eines Menschen ergriffen zu
sein, dazu waren alle Anwesenden zu abgestumpft, zu
viele Leichen hatten ihren Weg bis hierher auf dieses
bewehrte Felsenriff am Mittelmeer gesäumt. Und doch
mußte sich Rik zwingen, die Geschichte von dem Ring zu
Ende zu bringen.

aus der Niederschrift von Mahdia
Der Königsritt
Bericht des Rik van de Bovenkamp
    In einem Wäldchen unweit der Stadt Konstanz schläft
Oliver von Arlon fest unter dem Baum, an dem er sein
Pferd angebunden, als er unsanft geweckt wird, eine
Stiefelspitze ist ihm schmerzhaft in die Seite gefahren. Im
Hochschnellen will er zu seinem Schwert greifen, doch
auf dessen Heft steht der andere Stiefel des sich
breitbeinig über ihm erhebenden Feldhauptmanns der
Schwaben.
    »Er schläft – der Hund!« poltert der seine Empörung
heraus, »als hätte er den Schlaf verdient!«
Olivers Blick wandert von den Stulpenstiefeln hinüber
zu Elgaine – sie hat ihn verraten! Zwei kräftige Soldaten
halten sie beidseitig mit grobem Griff an den Armen fest.
Es sieht nicht so aus, als habe sie die Burschen freiwillig
hierhergeführt. Seine Befürchtungen haben sich also
bewahrheitet.
»Am besten wär’s«, knurrt der stämmige Hauptmann,
»wir hängten beide auf!«
Er betrachtet gerade prüfend die Äste des Baumes über
sich, als Pferdegetrappel sich nähert.
Oliver nimmt die Ablenkung wahr, schnellt mit beiden
Beinen hoch in die Kniekehlen seines Peinigers,
gleichzeitig krallt er sich mit einer Hand in das Gemächte,
um den Hauptmann zu sich hinunterzureißen, ihm mit
geschlossenen Fingern der anderen Hand ins Auge zu
fahren. Doch der Hauptmann hat entweder keine Eier oder
kein Schmerzempfinden, er läßt sich rückwärts fallen,
langsam sucht die Spitze seines Schwertes den Hals des
Gegners.
»Haltet ein! Im Namen des Königs!«
Die Stimme verschafft sich auf Anhieb Respekt, die
Ringenden erstarren. Es ist nur ein einzelner Ritter, aber er
trägt den weißen Mantel eines Komturs des Deutschen
Ordens.
Elgaine reißt sich ärgerlich los und wäre dem
Hauptmann ins Gesicht gesprungen, wenn der jetzt nicht
Oliver aus der Umklammerung entlassen hätte. Der
Ordensritter ist Armand de Treizeguet. Elgaine kennt ihn
vom Hofe her – und Oliver dämmert langsam, daß er ihm
schon mal, im Wald von Forlat, begegnet ist.
»Laßt den Burschen laufen!« befiehlt der
Deutschordensritter mit der rechten Portion Verachtung,
der Hauptmann läßt Oliver also sein Schwert aufheben
und gesellt sich achselzuckend zu seinen Untergebenen.
»Dann werdet Ihr, hoher Herr, gewiß auch diese… ›Dame‹
ins Lager zurückbegleiten?!«
Seine pampige Fragestellung ärgert den Komtur, nur mit
zusammengebissenen Zähnen hat sich der Kerl zu der
Bezeichnung ›Dame‹ durchgerungen.
»Nein!« entgegnet Treizeguet scharf. »Schafft sie
zurück, wie Euch geheißen!«
Und er wendet sich an Oliver: »Was steht Ihr hier noch
rum?! Verschwindet!«
Elgaine tritt, von niemanden gehindert, auf ihren
Gefährten zu und umarmt ihn so leidenschaftlich, daß
niemand bemerkt, wie sie ihm den Ring in die Hand
drückt. Ebenso abrupt wie begonnen bricht sie die
Umarmung ab und läßt Oliver stehen. »Ich halte mich zur
Verfügung!« geht sie mit vorwurfsvollem Unterton, fast
ungeduldig den verwirrten Hauptmann an. Der blickt noch
einmal fragend zu dem Komtur auf, dann setzen sie sich in
Bewegung. Er schreitet voraus, darauf folgt erhobenen
Hauptes Elgaine, den Schluß bilden die beiden Soldaten.
Der Komtur wartet noch ab, bis Oliver auf sein Pferd
gestiegen und grußlos davongeritten ist. Dann trabt er
gemächlich hinter dem kleinen Zug her, der wieder auf das
Lager zustrebt.
»Was steht denn nun in dem Ring!?« tönte die Frage aus
dem Loch in der Decke.
    Rik schaute unwillkürlich hoch, obgleich er sich
geschworen hatte, das Spielchen des Emirs zu ignorieren.
»Was weiß ich!« maulte er, unwillig, die Neugier des
Freundes zu befriedigen, doch der ließ nicht locker.
    »Ihr, Rik, habt ihn doch von der Sajidda Blanche
zurückerhalten?«
Rik ließ sich viel Zeit, Kazar Al-Mansur sollte endlich
begreifen, daß er nicht gewillt war, sich auf diese Weise
von der Vergangenheit einholen zu lassen. »Ich habe ihn
unbesehen ins Meer geworfen!« erklärte Rik mit
bündigem Trotz.
Der Emir nahm sich ebenfalls Zeit, bevor er Rik und alle
anderen überraschte. »Ich weiß«, sprach er gedehnt.
»Karim hat Euch dabei beobachtet.«
Rik steckte den Schlag nicht ohne Widerrede weg.

Weitere Kostenlose Bücher