Das Kreuz der Kinder
seine
Gedanken sammeln, um danach nicht allzu unwissend
dazustehen.
aus der Niederschrift von Mahdia
Der Königsritt
Bericht des Rik van de Bovenkamp
Dem Fräulein Elgaine d’Hautpoul, der jugendlichen
Vertrauten der Königin Constanze – war sie doch als
junges Ding mit der aragonesischen Prinzessin aus der
Provence an den sizilianischen Hof gekommen –, gelingt
es, zusammen mit ihrem selbstgewählten Beschützer
Oliver von Arlon, erst kurz vor der Reichsstadt Konstanz
den König einzuholen, mußten sie sich doch die
beschwerlichste Strecke des Weges ein Pferd teilen. In
Chur erwarb Elgaine dann zwar ein Reittier für sich, aber
sie hatten viel Zeit verloren. Friedrich hatte bereits sein
Lager vor den Toren der Stadt aufgeschlagen – sein
letztes, so hoffte er, denn auch wenn der Bischof Werner
von Staufen inzwischen verstorben war, so hatte doch sein
Nachfolger Konrad ihm – auf dringliches Anraten des
Amtskollegen zu Chur – in Aussicht gestellt, Friedrich
und sein Gefolge am nächsten Morgen in die Stadt
einzulassen. Das war auch bitter nötig, denn auf der
anderen Seite des Bodensees lagerte Kaiser Otto, der
herbeigeeilt war, als er von der tolldreisten Unternehmung
des jungen Staufers vernommen hatte. Der Welfe ging mit
Fug und Recht davon aus, daß die Stadt ihn mit allen
Ehren empfangen würde. Seine Köche hatte er schon
vorausgeschickt, um das Festmahl zu bereiten. Otto schlief
gut in dieser Nacht.
Als Elgaine und Oliver sich dem kleinen Feldlager
näherten, bemerkten sie, daß sich alle Begleiter Friedrichs
wie treue Schäferhunde rings um das Zelt des Staufers
gelagert hatten und weiß Gott nicht schliefen. Elgaine
schlug Oliver vor, er solle allein dort auftreten und um
Einlaß und Aufnahme in das Gefolge bitten, was ihm
sicher schmählich abgeschlagen würde, war er doch kein
Schwabe und hatte schon bei Chur diese einmalige Chance
ausgeschlagen. Doch uneinsichtig und dickschädelig
müsse er auf einem Gespräch mit dem König bestehen –.
Je heftiger der Tumult, den er auslöse, bis er schließlich
davongejagt würde, desto besser für Elgaines Plan! Das
kühl abwägende Hoffräulein wollte nämlich diese
Ablenkung nutzen, um ungesehen zum Zelt vordringen –.
Oliver bewunderte ihren kühnen Mut, und sie
verabredeten, – nach Erfolg ihrer Mission – sich an der
gleichen Stelle wiederzutreffen, an der sie sich jetzt
trennten. Der gute Oliver hatte von Elgaine nur soviel
erfahren, daß sie unbedingt einen Ring austauschen müsse,
dessen Besitz für Friedrich so brandgefährlich sei, wie
alles Feuer der Hölle! Oliver dachte an Gift – Elgaine
verschwand in der Nacht…
Hier legte Rik eine Verlegenheitspause ein, denn er wußte
nicht so recht, wie er angemessen – oder den Freund
schonend – fortfahren sollte.
»Der edle Tor!« tönte die Stimme des Emirs fast
ungehalten aus der verborgenen Deckenöffnung, Häme
schwang durchaus mit.
Alle senkten ihre Blicke, denn das harsche Urteil hatte
auch so geklungen, als schlösse es den unschlüssigen
Berichterstatter gleich mit ein.
»Der barsch abgewiesene Oliver wartete –.«
»– die ganze Nacht!« fügte Kazar Al-Mansur genüßlich
hinzu. »Dann bettete der brave Ritter sein mattes Haupt
zur Ruh, neben seinem treuen Pferd, aber er fand keine,
Vorwürfe peinigten ihn. Er konnte sich nur vorstellen, daß
die mutige Elgaine von den Wachen gefaßt und festgesetzt
worden war. Er machte sich fürchterliche Sorgen –.«
»Das hätte ich mir an seiner Stelle gewißlich nicht
minder –.«, verwahrte sich Rik im Namen des Freundes.
Die schallende Lache des Emirs ärgerte ihn, zumal der
freche Timdal darin einstimmte.
»Es gibt ein Maß an Weltfremdheit, lieber Rik, das
einem erwachsenen Kerl nicht mehr zur Ehre gereicht. Ich
will Euch zugute halten, daß Ihr Euch nachträglich vor den
Freund stellt. Tatsache bleibt, daß diesem noblen und
hilfsbereiten Mann nicht die naheliegendste Idee kam: daß
Elgaine nämlich die Nacht im Bett des Staufers
verbrachte!«
Kazar Al-Mansur legte genüßlich eine Pause ein, ganz
und gar nicht verlegen. »Nach allem, was man bis nach
Mahdia aus Palermo gehört hat, würde einer wie der Herr
Friedrich nie und nimmer eine so attraktive nächtliche
Besucherin von der Bettkante weisen, wie auch die junge
Hofdame wohl endlich die Gelegenheit wahrnehmen
konnte, weitab von Palermo und dem wachsamen Auge
der Königin, den Herrscher zum ritterlichen Trost zu
empfangen
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