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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Herrin, und Alekos zog auch
gleich den Schwanz ein wie ein gemaßregelter Hund.
›Armin‹, die sich vorher für Elgaine eingesetzt hatte,
mißfiel der Ton, sie hielt sich aber in ihrer offenen Art an
den Emir. »In Vertretung des abwesenden Rik van de
Bovenkamp bestehe ich auf den Einbezug des ›Weges der
Deutschen‹«, forderte sie. »Ihr, Kazar Al-Mansur, habt
dieser Vorgehensweise zugestimmt – und wir«, ihr Blick
umfaßte sowohl den verlegenen Daniel als auch den
grinsenden Timdal, »wir möchten jetzt zu Gehör bringen
und in den gemeinsamen Bericht aufgenommen wissen,
was damals den Einzelnen nach der grausamen
Bezwingung der Alpen im lieblichen Italien widerfuhr.«
Elgaine wollte gerade protestieren, als sich die Tür
öffnete und Rik den Prinzen Karim vor sich her in den
Raum schob. Die Miene des Emirs schien sich blitzschnell
zu verfinstern, ob der Nichtbeachtung seines Gebots und
des freudigen Strahlens, das er als liebender Vater
empfand und das der Sohn sehen sollte, also sagte er sanft
zu Rik: »Was ist der Grund, daß Ihr Euch über die
Absprache hinwegsetzt?«
Der Sohn enthob seinen Erzieher der Antwort. »Er hat
ihn mir geschenkt!«
Karim gab sich Mühe, weder Anklage noch Empörung
zu zeigen. »Was aber einmal gegeben ist, kann nicht
zurückgefordert werden«, erklärte er seinem Vater
sachlich. »Wenn Ihr den Ring sehen wollt, dann bin ich es,
der ihn Euch – leihweise und unter Vorbehalt der
sofortigen Rückgabe – gerne zu Eurer gnädigen
Verfügung stellt!«
Er streckte auch dem Emir sofort die Hand hin, die den
Ring umschloß.
»Karim hatte ihn damals als kühner Taucher aus den
Felsen im Meer geborgen«, ergänzte Rik auf den
fragenden Blick des Emirs hin. »Da ihm dies verboten
war, haben sein Erzieher und der Prinz darüber Schweigen
bewahrt.«
Man konnte Kazar Al-Mansur den väterlichen Stolz
ansehen, Rik fuhr also erleichtert fort. »Da Belohnungen
oftmals erzieherischer wirken als Strafen und ich mich ja
des Ringes entgeben hatte, ist Karim heute rechtmäßiger
Besitzer – denn Eigentumsansprüche können höchstens
König Friedrich – und vielleicht noch seine Frau
Konstanze – geltend machen.«
»König Friedrich –.«, erklärte nun auch Karim, »wenn er
mich persönlich danach fragt, gebe ich ihm den Ring
sofort – und gern!«
Gerührt schloß Kazar Al-Mansur seinen Sprößling in die
Arme und nahm dann den Ring entgegen. Alle rückten
enger an den Hausherrn heran, wenn auch bemüht, ihre
Neugier nicht unziemlich wirken zu lassen. Nur der Mohr
verhehlte die seine nicht, er quetschte sich fast unter die
Hand, die das Schmuckstück gegen das Licht hielt,
bestrebt einen Strahl auf die Innenseite fallen zu lassen. So
sehr der Emir den Ring auch drehte, es gelang ihm nicht,
die winzigen Hieroglyphen zu erfassen, geschweige denn,
sie zu entziffern. Timdal kramte in den weiten Taschen
seines Gewandes, bis er das gefunden hatte, was er suchte.
Es sah aus wie ein geschliffener, klarer Kristall.
»Das Auge Gottes!« erklärte er den ihn umstehenden
Gaffern verschmitzt. »Es sieht auch die Dinge im
Verborgenen!«
Er hielt den leicht gewölbten Glasstein dem Emir über
die Hand. »Haltet es im rechten Abstand zum Objekt
einerseits, zu Eurem Augapfel zum anderen, dann werdet
Ihr jede Pore, jedes Härchen Eurer Haut erkennen!«
Kazar Al-Mansur nahm das Gottesauge mit spitzen
Fingern entgegen, verzichtete schon aus Argwohn oder
aus Aberglauben auf die Hautbeschau und hielt es gleich
über den Ring. Er hob und senkte den Ring, preßte mal
sein Auge gegen das Glas, mal hielt er es weit von sich
entfernt, doch wie er den Ring auch drehte und wendete,
die verborgenen Zeilen wollten sich ihm nicht erschließen.
Der Emir runzelte die Stirn. »Es handelt sich auf keinen
Fall um Koranverse!«
Timdal erlöste ihn, nahm ihm den Ring ab und klemmte
sich den durchsichtigen Klunker vor das
zusammengekniffene Auge. Dann hieß er Daniel ein Licht
unter den Ring halten. »… flieg – stolzer – Falke…«
entzifferte er, doch er wurde unterbrochen von einem
leisen Aufschrei Elgaines.
»Nein! Das kann nicht sein!« ›Armin‹ stützte sie. »Das
hieße ja, Friedrich trägt – die ganze Zeit, den----?!«
Elgaine ließ sich auf einen Schemel niedersinken, der
Emir wollte sich um sie bemühen, aber mit letzter Kraft
hielt sich die junge Frau an ›Armin‹. »Bitte führt mich auf
mein Zimmer –.«, hauchte sie und ›Armin‹ reichte ihr

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