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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Versteck geangelt und den
beiden Arbeitssklaven die Freiheit erschlossen – sich
selbst zwangsläufig gleich mit, weswegen er sich furchtbar
grämte. Die Freigelassenen kümmerte das wenig, sie
begriffen allerdings, daß sie allein an Bord eines der
Schiffe der Insel entfliehen konnten. Sie wählten jedoch
eine der Müllbarken, weil nur dort die Möglichkeit
gegeben war, sich in den verdreckten Kiel zu pressen und
sich von Barth mit allerlei Abfällen bedecken zu lassen,
als habe er die ihm obliegende Säuberungsarbeit schlecht
verrichtet. Auch diese Schmach war der gutmütige Kerl
bereit in Kauf zu nehmen. Er wollte sich gerade wieder
reumütig selbst an die Kette anschließen und sich auf
Befragen und Prügel unwissend und blöd stellen, was das
Verschwinden der beiden Gehilfen anbetraf, als oben im
Turm ›Guillem das Schwein‹ erwachte. Mit einem Blick
hatte er die Flucht von Pol und Luc erfaßt und schnaubte
vor Wut. Ihm blieb jedoch keine Zeit, in die Bucht
hinabzusteigen, denn er sah von seinem erhöhten
Standpunkt aus das Schiff seines Partners Hugo
zurückkehren. So zog er es vor, sich ebenfalls lieber
unwissend und blöd zu stellen und die ärgerliche
Entdeckung der Flucht dem ›Eisernen Hugo‹ zu
überlassen.
Hugo berichtet seinem Kumpanen höchst beglückt von
dem Abkommen mit Stephan, das ihm mit Hilfe des
Monsignore gelungen war. Er hat schon die mitgebrachten
Mannschaften auf die fünf Schiffe verteilt, als sein Blick
auf die leere Eisenkette in der Müllbucht fällt. Guillem
gelingt es mühelos, den Ahnungslosen und Empörten zu
spielen, denn daß nun auch ihr treues Faktotum Barth
Rotsturz verschwunden ist, überrascht selbst ›das
Schwein‹. Sie finden den Treulosen ertrunken zwischen
den Felsen angeschwemmt – ein Schicksal, das wohl auch
den mit ihm Entflohenen widerfahren sein muß! Das
beruhigt die beiden Kumpane, genau genommen war es
die beste Lösung! So blieb niemand auf der Insel zurück,
der irgendetwas bezeugen könnte – auch, wenn sie nicht
vorhatten, jemals wieder einen Fuß auf Tauris zu setzen.
Die drei Müllbarken des Guillem, die sie zurückließen,
würden bald von der Brandung leckgeschlagen und
verschlungen werden – desgleichen ein leicht zu
verschmerzender Verlust! Zufrieden gehen sie an Bord
ihrer kleinen Flotte, um jetzt im Hafen von Marseille die
wartende Fracht zu laden.
    »Ich weiß, daß bei den Christen dem Opferlamm nur noch
Symbolwert beigemessen wird«, faßte der Emir
sarkastisch zusammen, kaum, daß die Vorleserin erschöpft
und heiser in Schweigen gefallen war, »doch daß sie sich
schon in jungen Jahren wie Lämmer verhalten?«
    Ihm fehlten die Worte, auch weil Elgaine sich bittend an
›Armin‹ wandte, noch einmal den die Kehle
besänftigenden Honigtrank heischend. Kazar Al-Mansur
schickte sofort in die Küche. Rik erbot sich, das
Gewünschte selbst zu besorgen. Der Emir hatte bereits
zerstreut genickt, als ihm einfiel, daß er den ›Murabbi alAmir‹ schon zum wiederholten Mal ersucht hatte, ihm den
Ring zu zeigen. Er forderte Rik also auf – für alle
vernehmbar und ausdrücklich –, bei dieser Gelegenheit
endlich seinem Wunsch nachzukommen, und dem fiel
diesmal auch keine Ausrede mehr ein, zumal er sah, daß
Elgaine dem Emir einverständig zulächelte.
    »Ich verstehe nicht«, sagte sie, kaum daß Rik den Saal
der Bücher verlassen hatte, »warum Herr van de
Bovenkamp mir nicht längst die Gelegenheit gegeben hat,
den Ring in Augenschein zu nehmen, zumal sein Besitz
eher mir zusteht als ihm!«
»Das könnte durchaus der Grund sein«, mischte sich
    Alekos ein, der sich – als Autor des von Elgaine
vorgetragenen Berichts ›Das Wunder von Marseille‹ – die
ganze Zeit über in vornehmer Bescheidenheit
zurückgehalten hatte, »ich bin sehr neugierig, die
Umstände zu erfahren, wie das verräterische Beweisstück
damals in seine Hände kam – doch wohl kaum ohne Euer
Zutun, ya Djinni?«
    Elgaine schien diese Wendung nicht zu behagen, sogar
zu erzürnen. »Es sei Euch vergönnt – und wie Ihr seht,
trage ich auch meinen Anteil gern dazu bei, Alekos«, ihre
Stimme wurde spitz, »Euch im verdienten Ruhm zu
sonnen, den steinigen Pfad vom Schankknecht in
Marseille zum ›Adib‹, einem recht begabten Schriftsteller
in Iffriqia, durchmessen zu haben, doch alles, was sich
außerhalb dieses Weges ereignet hat, sollte nicht
Gegenstand Eurer Wißbegierde sein!«
    Sie sprach zu ihm wie eine

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