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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Enthaltsamkeit zumutet, dazu bin ich allemal in der
Lage!« stellte er klar.
»Was weißt du?« erwiderte der Emir vieldeutig,
einladend und abweisend zugleich. »Ich brauche nur die
Finger zu schnippen, und der Moslah füllt mir den Harem
mit soviel Huris, wie mein Herz begehrt –.«
Kazar sah die ungläubige Miene Riks. »Es gibt eine
Blume, die nennen wir Malika al-Lail, Königin der Nacht,
sie erblüht nur für eine Nacht! – Am nächsten Morgen ist
sie –.«
Er schnippte jetzt so herrisch kalt mit den Fingern, daß
es Rik fröstelte, »– aus, vorbei, vergessen!«
Rik verneigte sich leicht, warf noch einen letzten Blick
auf den Wächter vor der Tür zu dem Arbeitsgemach des
Emirs, der jetzt auch ein Auge auf die Truhe hatte, und
schritt zurück zur Wendeltreppe.

aus der Niederschrift von Mahdia
Im Bann des Ringes
Bericht des Rik van de Bovenkamp
    War Rik van de Bovenkamp auf seinem Weg durch Italien
im Po-Delta und im Apennin noch auf versprengte Trupps
von Gefährten gestoßen, mit denen er einst Deutschland
verlassen – und vor allem auf viele, die umgekommen
waren, verhungert, erfroren –, traf er jetzt auf seinem Weg
nach Rom niemanden mehr an, den er kannte. Der Teil des
Kreuzzugs, dem er sich angeschlossen hatte, schien sich in
Luft aufgelöst zu haben, nicht eine einzige Spur sprach
noch von den vielen Tausend, die losgezogen waren, das
Heilige Grab zu Jerusalem von den Heiden zu befreien.
    Rik hatte Assisi später verlassen, als er ursprünglich
vorhatte. Einmal hielt ihn die Hoffnung, sein Compán
Oliver von Arlon würde sich doch noch aufraffen, seine
Enttäuschung überwinden und ihn auf seiner Reise in den
Süden begleiten, zum andern hielt ihn der umtriebige
Bischof von Assisi auf Trab – seine Dienste in dessen
Garde waren von Tag zu Tag neu gefragt. In Assisi drohte
ein Bürgerkrieg zwischen den erbosten Eltern, denen die
Kinder davonliefen, um diesem seltsamen Franziskus in
eine selbstgewählte Armut zu folgen, und der
bischöflichen Macht, die sich unverständlicherweise vor
diese völlig entartete, undankbare Jugend stellte, ihre
skandalöse Hinwendung zu Bettlern und Leprösen
unterstützte! – Als dann auch noch die jungen Mädchen
der Stadt, aus besten Familien, von diesem Fieber
angesteckt wurden – und der Herr Bischof solch Treiben
auch noch deckte –, waren sich Bürger, Kaufleute und
Adel schnell einig, dem Unsinn mit Waffengewalt ein
Ende zu setzen. Dem stellte der Vertreter der Kirche seine
bischöfliche Garde entgegen, die einzigen in der Stadt,
von denen man wußte, daß sie keiner Schlägerei aus dem
Weg gingen. Das hatte schließlich gewirkt, und Rik
konnte, reich beschenkt aus der bischöflichen Schatulle,
von dannen ziehen.
    Den Ring hatte ihm Oliver schon vorher zu treuen
Händen anvertraut mit der Bitte, ihn der Dame Elgaine
d’Hautpoul zurückzuerstatten. Er würde dem Hoffräulein
sicher spätestens in Palermo begegnen, wo sie bei der
Königin im Dienst stand. Auch wenn Oliver es nicht über
die Lippen brachte, war sein Wunsch herauszuhören, der
Freund möge bei der Dame ein Wort für den Freund
einlegen, ein Wort, zu dem Oliver selbst zu stolz war –
oder zu sehr verletzt. Dann war vor den Toren der Stadt
der Bischof noch einmal an Rik herangetreten und hatte
einen letzten Dienst von ihm eingefordert. Rik möge am
kommenden Sonntag in Sankt Peter der Messe beiwohnen,
einem feierlichen Hochamt, bei dem der Papst den König
von Aragon ehren werde. In dessen Gefolge befände sich
eine Person, die er schützend zu einem heimlichen Treffen
begleiten solle – Rik, der noch nie in Rom gewesen war,
wollte Fragen stellen, nach dem Ort des Stelldicheins, vor
allem aber, woran er die Person aus der aragonesischen
Entourage erkennen sollte. Da hatte der Bischof überlegen
die Lippen geschürzt.
»Ihr habt doch den Ring, Rik van de Bovenkamp nach
dem wird man Euch fragen. Er weist Euch aus!«
    Damit war er entlassen worden – und ritt geradewegs der
heiligen Stadt entgegen. Der Ring brannte ihm nun wie
Feuer, wie glühendes Eisen unter dem Hemd auf der
nackten Haut!
    Hatte der Bischof ihn und Oliver belauscht? War der
Freund – wissentlich oder ahnungslos von dieser Elgaine
d’Hautpoul in eine Verschwörung hineingezogen worden?
Gegen wen, zu welchem Ziel? Rik kannte sich nicht im
geringsten aus in der intriganten Welt der Politik –.
    In Rom fragte er sich schnurstracks nach der Basilika des
heiligen

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