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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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gesagt, er gehöre dazu!«
    Das Stirnrunzeln des Emirs drängte ihn, sich weiter zu
erklären, er warf sich aber vor seinem Herrn zu Boden.
»Ohne sein Mitwirken würde hier ein Werk des Teufels
entstehen – hat der Ehrwürdige gesagt, ihm, Saifallah
obliege es –.«
    Dem Emir war es ebenso leid wie dem Angesprochenen,
die Sache in den Händen des überforderten Wächters zu
belassen, er sagte gerade beherrscht: »Schafft ihn
hinaus!«, als der andere sein Kabut zurückwarf und mit
stechendem Blick die Anwesenden fixierte. Der einzige,
der den Ulama sofort erkannte, war Alekos.
    »Luc de Comminges!« flüsterte er dem neben ihn
getretenen Rik zu.
Es war tatsächlich der ›Vicarius Mariae‹, offensichtlich
nicht nur zum Islam übergetreten, sondern er hatte auch in
dieser Religion den Zugang zur geistlichen Macht des
Landes gefunden. Die Art, wie Alekos ihn, den
vormaligen Vertreter der christlichen Kirche im ›Wunder
von Marseille‹ gezeichnet hatte, mußte dem, der sich jetzt
›Schwert Gottes‹ nannte, aufs äußerste mißfallen.
»Niemand soll es wagen«, fauchte er den Türwächter an,
es war aber an die Adresse des Emirs gerichtet, »Hand an
mich zu legen!«
Da er in der Bibliothek keinen entdecken konnte, der
sich zu seinen Gunsten eingesetzt hätte, wandte er sich
höhnisch lächelnd an den Hausherrn. »Daß Ihr diesen
Christenhunden gestattet, ihre Lügen zu verbreiten, müßt
Ihr mit Eurem Gewissen als gläubiger Moslem
ausmachen.«
Er wandte sich zum Gehen, schon um näher an der Tür
zu sein. »Doch solltet Ihr zur Kenntnis nehmen, daß in der
Welt des Islam für ein solches Machwerk der
Anmaßenden kein Platz ist. Denn kein von Ungläubigen
geschriebenes Wort kann die endgültige Wahrheit des
Koran übertreffen. Verbrennt sie, Eure ›Tawarikh‹, diese
Chronik christlichen Lügengestammels, bevor Eure
Bibliothek mit ihr in Flammen aufgeht!«
Der Emir war schneeweiß im Gesicht, so biß er die
Zähne zusammen. Er beherrschte jedoch seinen Ausdruck,
der dem Hinausgehenden im Rücken haften blieb, wie ein
durch die Rippen gestoßener Dolch, bis sich die Tür hinter
ihm geschlossen. Der unglückliche Wächter war seinem
Herrn zu Füßen gefallen und erwartete mit Recht, daß ihm
der Kopf abgeschlagen würde.
Rik brach das lähmende Schweigen, indem er den armen
Wurm mit einem Fußtritt hinausbeförderte. »Es hat sein
Gutes, Kazar Al-Mansur«, sagte er laut, »daß wir jetzt
wissen, woran wir mit der Geistlichkeit des Landes sind.«
Er wandte sich an die anderen. »Da seht Ihr, welcher der
Preis ist, sich über die Hürden des eigenen Glaubens
hinwegzusetzen und auch Menschen einer fremden
Religion zu Wort kommen zu lassen. Ihr seht auch, wie
wichtig es ist, den anderen zu verstehen!«
Dann bat er die Mitwirkenden: »Laßt uns jetzt bitte
allein.«
›Armin‹, Daniel, Alekos und Timdal zeigten sich sofort
verständig und verließen mit einer Verbeugung vor dem
immer noch erstarrten Emir den ›Saal der Bücher‹.
»Ich hätte den Unverschämten auspeitschen lassen!«
Rik ließ der unterdrückten Erregung freien Lauf, Kazar
Al-Mansur aber hielt seine Gefühle auch jetzt im Zaum.
»Wenn ich mich rächen wollte, müßte ich Abdal den
Hafsiden um einen Gefallen bitten – das ist dieser
Konvertit nicht wert –.«
»Ihr habt Euer Gesicht –.«
»Vor wem, Rik van de Bovenkamp?«
Er bemerkte den verständnislosen Ausdruck des
Freundes. »Ich bin hier als der Gouverneur des AyubitenSultans eingesetzt, auf einer Felsnase, der der harte Steiß
von Marrakesch näher ist als der weiche Arsch von Kairo.
So bin ich als fremdblutiger Kurde gehalten, mit dem
einheimischen Beduinengesindel in Frieden zu leben und
ganz gewiß werde ich mich nicht an der hohen
Geistlichkeit der Großen Moschee vergreifen –.«
»Dieser ›Saifallah‹ gehört doch nicht zu den würdigen
Hütern –.«
»Es genügt, wenn er unter ihrem Schutz steht!« beschied
der Emir den Anwalt seiner Ehre abschließend, »wichtiger
ist, wir wissen jetzt, daß die dicken Mauern von Mahdia
nicht verhindern konnten, daß von der Arbeit an der
›Chronik‹ so viel nach draußen gedrungen ist, daß es die
religiösen Eiferer auf den Plan gerufen hat!«
»Rein aus Zufall ist Luc de Comminges hier nicht
erschienen!« bestätigte ihm Rik sorgenvoll. »Wir sollten
die Wachen verstärken, ihnen einschärfen –.«
»Nichts von alledem! Es würde das Natterngezücht nur
reizen!«
Kazar legte dem Freund

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