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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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auch Menschen . Ihr Sieg ist nicht nur für uns wenige erfochten, sondern für die menschliche Rasse. Auch für sie. Es wäre nicht fair, sie davon auszuschließen!« Der General verstummte, als er erkannte, daß er zu bitten begonnen hatte.
    »Nein, unsere Maßnahme ist nicht fair«, erwiderte Chalmers. »Aber nötig. Niemals haben so wenige so vielen soviel geschuldet, aber was können wir für sie tun? Wir haben einfach keine Möglichkeit, fünf Milliarden unproduktive Menschen zu ernähren. Und selbst wenn wir einmal annähmen, daß sie sich tatsächlich umformen ließen, dann hätten wir noch lange nicht die Mittel dazu. Sie sind keine Voraussetzung für unser Überleben mehr, und wir haben noch eine Menge andere Arbeit. Wenn wir sie nicht vernichten, sterben sie qualvoll an Hunger – oder schlimmer. Sie wissen das so gut wie ich.«
    Der General schwieg.
    »Wir müssen unsere Bevölkerung dringend vermehren«, schaltete sich die Kaiserin wieder ein. »Könnte man ihnen keine Partnerinnen geben? Die Frauen sind absolut in der Überzahl – könnten sie die Last nicht auf sich nehmen? Es wäre ja nur für eine Generation.«
    Der General schüttelte den Kopf. »Die Soldaten haben keine Vorstellung von der Vermehrung. Es gibt keine Kinderstätte hier auf der Welt, und sie haben in ihrem ganzen Leben noch kein Kind gesehen. Allenfalls könnten sie als Zuchttiere dienen, und dafür haben wir auch genügend normale Männer.«
    »Aber was wird aus den Soldaten, die zum Kämpfen zu alt werden?« fragte sie. »Sie werden doch gewiß nicht liquidiert?«
    »Nein, Euer Ehren. Das ist ein Problem, dem wir bisher immer aus dem Weg gehen konnten. Sie müssen verstehen, im Wehrdienst wird niemand alt.«
    Sie starrte den General hilflos an. »Aber Sie verteidigen sie ja gar nicht! Sie unterschreiben ihr Todesurteil!« rief sie verzweifelt, anklagend.
    »Ich weiß«, erwiderte er, und seine Stimme klang so gepreßt, daß sie beschämt den Blick senkte.
    Nach langem Schweigen blickte der General zu Chalmers hinüber, richtete seine Worte jedoch an sie. »Ich habe dafür gesorgt, daß einer der Soldaten herüberkommt. Sie wollen vielleicht mal mit ihm sprechen. Er ist draußen im Büro. Wenn Sie nichts dagegen haben, warte ich hier so lange.«
     
    Infanterie-Kommandeur dritter Klasse RB-1079AX war frühmorgens vom Exerzierfeld gerufen worden und hatte in der Baracke den Befehl erhalten, sich um zwölf Uhr in den Räumen des Generals zu melden. Der Vormittag war in ungewohnter Untätigkeit verstrichen; er hatte auf seiner Koje gesessen und auf die Geräusche gelauscht, die durch die geöffnete Tür hereindrangen. Gegen halb zwölf hatte er geduscht und sich sauberes Manöverzeug angezogen und stand jetzt wartend im leeren Vorzimmer des Generals.
    Die Tür zum Büro öffnete sich, und zwei fremde Menschen kamen heraus und blieben vor ihm stehen. Er salutierte und verhielt in Habacht-Stellung. Keiner der beiden Fremden trug Militärkleidung, und es wur de bald offensichtlich, daß einer der beiden gar kein Mensch war, sondern wohl eine Sie. Nie zuvor hatte er eine Sie in Begleitung von Menschen gesehen, aber die Umrisse der losen, seltsam geschnittenen Tunika erinnerten eher an eine Sie als einen Menschen oder Soldaten. Die Tunika selbst überraschte ihn, denn er hatte selten eine bekleidete Sie gesehen. Die Beine des Wesens waren völlig pelzfrei, und es hatte ein großes Haarbüschel auf dem Kopf. Beide Merkmale waren nicht typisch für eine Sie, aber er vermutete, daß er hier vielleicht eine Mensch-Abart vor sich hatte – eine Art Mensch-Sie vielleicht. Er wartete auf Informationen, die seine Theorie bestätigten.
    Zu seinem Schrecken sah Sie ihn plötzlich an und – und redete! »Was für ein herrlicher Mann«, sagte die Sie.
    Er wandte sich um, aber da war niemand hinter ihm. Er sah die Sie verwirrt an und bemerkte, daß das Wesen offensichtlich Schmerzen hatte. Er nahm das Telefon von einem leeren Tisch, nannte die Nummer der Krankenbaracke und befahl einem Arzt, sofort in die Räume des Generals zu kommen. Als er aufsah, stand der General neben ihm.
    »Sir, die Sie hatte Wasser in den Augen. Ich habe einen Arzt gerufen, Sir«, sagte er.
    Der General nahm ihm das Telefon ab, widerrief den Befehl und legte den Hörer wieder auf. »Ist schon in Ordnung, Kommandeur. Der Sie geht es gut.« Er führte den Offizier auf die andere Seite des Zimmers, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sprach leise auf ihn ein, wobei er die

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