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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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anderen beobachtete. »Sehen Sie, Kommandant, diese Sie und der Mensch daneben wollen Ihnen eine Reihe von Fragen stellen. Die Fra gen sind vielleicht nicht allzu wichtig, aber antworten Sie ruhig, so gut Sie können, und machen Sie sich keine Sorgen darum, ja?«
    »Okay, Sir«, sagte er.
    Er drehte sich langsam zu den Fremden um. Der General sagte etwas zu ihnen, und einen Augenblick später kam die Sie näher.
    »Wer sind Sie?« fragte die Sie.
    »Infanterie-Kommandeur dritter Klasse RB- 1079AX, Soldat im Dienste der Menschheit … Sir.«
    »Aber was sind Sie?«
    Er wiederholte die Information.
    »Ja, ich verstehe«, sagte die Sie. »Sie sind Soldat. Werden Sie immer Soldat sein?« Die Stimme des Wesens war ruhig.
    »Bis zum Tode.«
    »Aber was würde aus Ihnen werden, wenn es keine Kriege mehr gäbe? Wenn es keine Feinde zum Bekämpfen mehr gäbe?«
    Er schwieg.
    »Wissen Sie nicht, daß Sie ein Mensch sind?«
    Er schwieg.
    Der General trat dazwischen und blinzelte ihm zu. »Das ist alles, Kommandant. Sie können jetzt gehen. Machen Sie heute nachmittag wie üblich weiter.«
    Er salutierte und verließ die Räume des Generals.
     
    »Hat er denn keine Ausgehuniform?« fragte die Kaiserin in dem Bemühen, das tiefe Schweigen zu brechen, das nach dem Abgang des Soldaten eingetreten war.
    »Ausgehuniform haben wir nicht«, sagte der General ausdruckslos. »Eine Ausgehuniform ist Ausdruck der Berührung der gesellschaftlichen mit der militärischen Sphäre. Eine gesellschaftliche Sphäre gibt es hier aber nicht.«
    »Es tut mir leid. Ich dachte, er wäre vielleicht nicht intelligent genug, um … ich meine, ich dachte, er wüß te vielleicht nicht …« Sie stockte, ohne zu wissen, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Schließlich sagte sie nur: »Er macht einen fürchterlich dummen Eindruck.«
    Der General lächelte nicht. »Was die Intelligenz angeht, so gibt es unter zehntausend nicht einen, der ihm gleichkäme. Er ist natürlich viel klüger als wir alle. Ich hatte gleich das Gefühl, daß er sich gut halten würde.«
    Er winkte Chalmers zu und wandte sich an die Herrscherin. »Wenn Sie bitte einen Augenblick hier warten würden, Euer Hoheit. Ich möchte kurz mit Mr. Chalmers sprechen.«
    Sie gingen zusammen in das Büro des Generals.
    »Ich nehme an, ihre Reaktion auf den Soldaten ist einigermaßen typisch«, bemerkte Chalmers, als die Tür geschlossen war. »Ein großartiges, pathetisches Wesen, dessen Lebensart ihrem Gefühl für Schicklichkeit nicht entspricht und dessen Intelligenz in einer ihr unverständlichen Richtung läuft.«
    Der General hatte nicht zugehört. »Ich werde sie nicht sterben lassen«, flüsterte er. Es war seine Pflicht, das zu sagen.
    »Das Nervengas wirkt schnell und schmerzlos«, sagte Chalmers, ohne sich um den General zu kümmern, ohne sich um eine Stimme in seinem Inneren zu kümmern, die die Worte des Generals nachsprach. »Verschiedene Stützpunkte sind bereits behandelt worden.
    Die Vollstrecker schweben einige tausend Kilometer hoch in einer Kreisbahn. Ich lasse sie morgen früh herabkommen. In ein paar Minuten ist dann alles vorbei.«
    »Ich kann sie nicht sterben lassen.«
    »Doch, das können Sie«, sagte Chalmers schwer. »Wir alle können es. Wir müssen.«

UND DAS DUNKEL
 
von James Sallis
     
     
    »Dow hat den Auftrag angenommen, weil wir es einfach für unsere Bürgerpflicht halten, unsere Regierung und unser Militär mit den benötigten Dingen zu versorgen, wenn wir über die technischen und wissenschaftlichen Fertigungsmöglichkeiten verfügen und von der Regierung zum Versorgungsbetrieb bestimmt worden sind.«
    DOW, 1966
     
    »Guten Abend, Mr. Davis.«
    Er hob den Kopf und starrte in die Dunkelheit au ßerhalb des Lichtkegels seiner Lampe. (Zwei Gestalten, Männer in Mänteln. Beschlagene Fenster. Draußen Lichter.) Er legte den Füllfederhalter aus der Hand und bewegte die Hand über den Tisch, über die lederumrahmte Schreibunterlage.
    »Nein, lassen Sie die Lampe stehen, Mr. Davis. Ich fürchte, wir werden Sie überhaupt bitten müssen, Ihre Hände stillzuhalten – an einer Stelle, wo wir sie sehen können.«
    Einer der Männer schloß die Tür und stellte sich mit dem Rücken dagegen, den Blick zum Fenster gerichtet. Der andere näherte sich (im Fensterlicht: groß, hager, dunkle Augen, bleiche Gesichtsfarbe; leise Schritte auf dem weichen Teppich) und ließ sich auf dem gepolsterten Stuhl nieder. Er fuhr mit einer Hand in seinen Mantel und holte Zigaretten

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