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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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daß er mehr Nahrung beanspruchte als die anderen. Er schien Spaß daran zu haben, Verie zu quälen; Saura mochte ihn nicht.
    King stand auf und reckte sich. Saura beobachtete aus den Augenwinkeln, wie er sich leise über den unebenen Boden näherte, die Hand nach dem Haufen geschälter Kartoffeln ausstreckte und sich eine nahm. Er fluchte ein Wort vor sich hin, das sie noch nie gehört hatte, und sagte: »Du machst zu langsam. Schäl schneller.« Vorsichtig kehrte er dann auf die Bank zurück. Knifeson rührte sich einmal beim Knarren einer Diele, aber es wachte niemand auf. King setzte sich, biß ein Stück Kartoffel ab und begann zu kauen. Wenn ihm Kartoffelstücke am Bart hängenblieben oder in den Schoß fielen, sammelte er sie ein und schob sie wieder in den Mund. Als er fertig war, suchte er sich noch einmal ab und vertilgte die wenigen übriggebliebenen Brocken.
    Die Zeit schien nur langsam zu vergehen, und Saura war bald mit dem Kartoffelschälen fertig. Sie stand auf, sammelte die Kartoffeln in ihrem Rock und bedeutete Verie, ihr zu folgen. Als sie an ihm vorbeikamen, öffnete King die Augen, sagte jedoch nichts. Saura beugte sich um Alice herum, der vor dem Herd schlief. Nachdem sie das Backfach geöffnet hatte, arrangierte sie die Kartoffeln um das Schwein, damit sie den herabtropfenden Saft aufsaugten. Sie zerrte einige Lumpen von einem Haken an der Wand und benutzte sie als Topflappen zum Wenden des Schweins, damit es gleichmäßig geröstet wurde.
    Nachdem sie nun das Schwein gewendet und mehr Holz aufgelegt hatte, setzte sie sich neben der Tür auf den Fußboden, wobei sie möglichst weit von Alice abrückte. Verie saß ihr gegenüber und schwieg. Sauras Angst hatte etwas nachgelassen, einfach weil sie der Angst überdrüssig war. Die Männer schienen weder sie noch Verie essen zu wollen, so daß also keine unmit telbare Gefahr bestand, bis Weed zurückkam. Sie hoff te, daß er sich überhaupt nicht mehr blicken ließ. Sie war sicher, daß ihr oder Verie nichts allzu Schlimmes wi derfahren würde, solange King das Kommando führte, und sie wollte nicht, daß Weed die Situation wieder komplizierte. Andererseits war sie sich ihrer Sache wieder nicht so sicher. Sie fürchtete sich vor den Launen der Bande, die sich im Grunde von niemandem etwas sagen ließ. Saura erinnerte sich noch deutlich an die Warnungen ihrer Mutter, die sich vor allem vor einer Vergewaltigung gefürchtet hatte. Sie hatte Saura oft von Mädchen erzählt, die von den Banden so geschwächt zurückgelassen worden waren, daß sie bei den Ruinen eine leichte Beute der Hunderudel und draußen auf dem Lande von den Wölfen angefallen wurden.
    Saura schauderte zusammen. Dann hörte sie, wie sich Weed auf dem Beton vor der Tür die Füße abtrat. Alice fuhr hoch und stieß sich den Kopf am Herd. King sprang auf und weckte Jay mit einem Tritt. Die vier Männer nahmen ihre Waffen. Jay und Longpole hatten Keulen, die aus Ästen zurechtgeschnitten waren; während Jays Waffe ein kurzer Totschläger war, zeichnete sich Longpoles Keule durch eine besondere Länge aus, der kein Gegner entgehen konnte. King und Knifeson hatten Messer. Kings Klinge war fast einen halben Meter lang, während die andere nur fünfzehn Zentimeter maß.
    Saura sprang auf und zog Verie von der Tür fort. Sie dachte daran, zu rufen, doch sie hatte sich in ihrem Leben schon zu oft angepaßt. Sie mußte an den wahrscheinlichen Sieger denken und hielt den Mund.
    Die Tür sprang auf, und Weed machte Anstalten, ins Haus zu kommen, einen Pappelklotz über der Schulter. Seine Axt hielt er in der Rechten, Saura überlegte noch, daß das Stück Holz groß war und mehrere Tage reichen würde.
    Jay holte mit seiner gefährlichen Keule aus, doch Weed duckte den Schlag ab. Die Keule traf krachend auf das Holz. Weeds Beine knickten ein, aber er ließ das Holzstück von seiner Schulter gleiten, schleuderte es der Bande entgegen und blieb irgendwie auf den Beinen. Dann sprang er zurück, von der Tür fort und in den Regen hinaus.
    Longpole hechtete sich über den Holzstamm, der zu Boden polterte, während die anderen ihn umgingen. Das Holz rollte über Alices Fuß, der laut aufschrie.
    Saura stellte sich so, daß sie den Kampf durch die Tür beobachten konnte. Longpole stürzte keulenschwingend hinaus. Weed wich dem Schlag nach hinten aus und griff dann selbst mit einem Axthieb an. Longpole konnte eben noch seine Keule heben, die unter dem Hieb zersplitterte. Sie milderte den Schlag jedoch

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