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Das kritische Finanzlexikon

Das kritische Finanzlexikon

Titel: Das kritische Finanzlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Wierichs
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an der Wall Street. Milken hatte sich bereits während seines Studiums mit Untersuchungen zu extrem risikoreichen Investments beschäftigt und war dabei zu dem Ergebnis gelangt, dass bei solchen Investments das Verhältnis von Ertrag und Risiko insgesamt noch überdurchschnittlich war. Fazit: Man kann mit etwas Glück und vor allem dem richtigen Händchen für die Auswahl an Schrottanleihen eine sehr gute Rendite erzielen.
    Milken weitete das Geschäft mit junk bonds noch aus. Über die Neuemission solcher Papiere sammelte er Gelder für Firmenübernahmen ( leveraged buyouts ) ein. Damit nutzte er, wie die angelsächsische Bezeichnung bereits andeutet, den mit der hohen Fremdkapitalaufnahme verbundenen Hebeleffekt, engl: → leverage . 1986 strich er die für damalige Verhältnisse sensationelle Summe von 550 Millionen Dollar an Gehalt und Bonus ein.
    Ratingagenturen unterteilen ihre Bonitätsstufen grob in die Segmente investment grade und speculative grade . Als beste Qualität gilt das triple A , jenes AAA-Gütesiegel, welches zum Beispiel die Bundesrepublik Deutschland oder etwa auch Finnland (noch) besitzt. Spekulativ wird es im unteren Bereich des B-Sektors. Junk bonds sind am C oder D zu erkennen.
    Natürlich hat auch hier die Finanzbranche viele »maßgeschneiderte« Angebote im Programm. Ein Anleger, der nicht direkt, wie der Kunde in unserem Ausgangsfall, sein Geld in einen junk bond stecken möchte, hat die Möglichkeit, in eine → Fondsanlage zu investieren, deren Wertentwicklung an einen → Index für junk bonds gekoppelt ist. Netterweise hat man diesen Indizes einen schöneren Namen verpasst; man nennt sie high-yield bond indices (also Hochertragsbonds) . Es gibt eine Fülle davon.
    Und zu guter Letzt muss man noch die – gegen den Willen der emittierenden Staaten entstandenen – modernen junk bonds erwähnen. Staatsanleihen von Ländern wie Griechenland sind inzwischen ziemlich weit unten angekommen. Man freut sich teilweise schon über ein B. Und auch mit modernen junk bonds aus Wackelstaaten kann man gute Geschäfte machen (vgl. dazu → haircut und → quantitative easing).

K
    Achtung: Innovation!
    Kapitalgarantie – ein Zauberwort! Dennoch sollte man kritisch nachfragen, ob es so etwas überhaupt geben kann. Hinterfragen muss man auch den knock out ; der kann einen in der Tat umhauen. Mit den Begriffen Kobold und Kolibri verbindet man hingegen eigentlich nichts Unangenehmes. Doch Vorsicht ist geboten: Hinter Finanzinnovationen verbirgt sich meist eine böse Überraschung. Aber die Banken hängen nun mal an ihren Finanzinnovationen. Ehe sie sich von ihnen trennen, verursachen sie lieber eine Kreditklemme .

Kapitalgarantie
    Es ist ein bekanntes Dilemma: Anleger wollen möglichst hohe Zinsen erzielen, gleichzeitig fürchten sie jedoch Wertverluste. Die Finanzbranche ködert ihre Kunden dann mit Garantieprodukten. Ob → Fondsanlagen oder → Zertifikate – das Versprechen auf garantierte Rückzahlung des eingezahlten Geldes zieht immer, vor allem, wenn es mit hohen Renditeaussichten verknüpft ist.
    Die meisten Kunden würden sich jedoch vornehm zurückhalten, wenn sie denn wüssten, mit welchem Bauernfängertrick solche Produkte konstruiert sind. Jeder kann nämlich eine Anlage mit Kapitalgarantie problemlos auch in Eigenregie zusammenbasteln. Das Rezept lautet wie folgt:
    Man nehme eine abgezinste Anleihe, also ein Wertpapier, bei dem die Zinsen nicht jährlich gezahlt werden, sondern in einer Summe am Ende der Laufzeit (sogenannte Zerobonds). Den am Anfang einbehaltenen Zinsabzug kann man mithilfe eines gängigen Taschenrechners schnell ermitteln. Bei einem Zinssatz von beispielsweise 1,8 Prozent ergibt sich bei einer zweijährigen Laufzeit ein Anlagebetrag von 96,50 Euro von je 100 Euro Anlagesumme. 1 Hätte man 10 000 Euro auf der hohen Kante, könnte man somit das Zinsprodukt für 9 650 Euro erwerben und erhielte nach zwei Jahren 10 000 Euro zurück.
    Also verfügt ein Anleger, der so handelt, bereits jetzt über eine Spekulationskasse von 350 Euro. Damit kann er nun munter spekulieren. Er sucht sich zum Beispiel einen Top-Performer-Optionsschein aus (vgl. → naked warrants ), der zurzeit 0,10 Euro je Stück kostet, und bekommt für diese 350 Euro also 3 500 Scheine. Wenn der Optionsschein zum Beispiel auf 0,18 Euro steigt, hätte man ruckzuck die 350 Euro um 280 Euro (3 500 Scheine * 0,08 Euro Gewinn je Schein) auf 630 Euro vermehrt. Das wäre schon ganz beachtlich. In der Natur von

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