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Das krumme Haus

Das krumme Haus

Titel: Das krumme Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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verstand man durchaus beim Militär… ich bin aus religiösen Gründen gegen das Töten. Stattdessen war ich als Sanitäter tätig… sehr anstrengende Arbeit… wurde mir zu viel… aber man gab mir die Erlaubnis, mich als Lehrer zu betätigen. Ich habe mir große Mühe mit Eustace gegeben, auch mit Josephine… ein sehr intelligentes Mädchen, aber schwierig. Und alle waren sehr freundlich zu mir… Mr Leonides und Mrs Leonides und Miss de Haviland. Und jetzt ist diese schreckliche Sache geschehen… Und Sie verdächtigen mich… mich… des Mordes!«
    Taverner betrachtete ihn mit einer gewissen Anteilnahme.
    »Davon war keine Rede«, bemerkte er.
    »Aber Sie denken es! Ich weiß, dass Sie es denken! Alle denken es. Das verraten mir die Blicke. Ich… kann nicht mehr mit Ihnen sprechen. Mir ist nicht gut.«
    Er eilte hinaus.
    Taverner drehte sich langsam zu mir herum.
    »Nun, was halten Sie von ihm?«
    »Er bebt vor Angst.«
    »Wenn Sie mich fragen«, fiel Lamb ein, »er hätte niemals den Mut, einen Mord zu begehen.«
    »Er würde niemals einen Menschen auf den Kopf schlagen oder eine Pistole zücken«, räumte Taverner ein. »Aber was war bei diesem Verbrechen zu tun? Man musste nur mit zwei Flaschen manipulieren, um einen Greis auf verhältnismäßig schmerzlose Weise aus der Welt zu schaffen. Dann wäre der Weg zu einer reichen Witwe frei gewesen.« Taverner seufzte. »Aber das ist alles graue Theorie. Angst kann man auch haben, wenn man unschuldig ist. Eher scheint mir die Frau verdächtig. Aber warum hat sie dann die Insulinflasche nicht weggeworfen oder gereinigt?« Er wandte sich an den Sergeant: »Kein Hinweis von der Dienerschaft?«
    »Das Zimmermädchen behauptet, sie seien ineinander verliebt.«
    »Wie kommt es darauf?«
    »Weil sie ihn auf eine besondere Art anschaut, wenn sie ihm den Kaffee einschenkt.«
    »Wenn das alles ist! Darauf würde der Staatsanwalt nicht viel geben.« Taverner sah mich an. »Gehen Sie zu ihr, und sprechen Sie mit ihr. Berichten Sie mir dann von Ihrem Eindruck.«
    Halb widerstrebend folgte ich der Aufforderung.

9
     
    B renda Leonides saß am gleichen Platz in ihrem Salon. Sie blickte mit einem Ruck auf, als ich eintrat.
    »Wo ist der Inspektor? Kommt er zurück?«
    »Noch nicht.«
    »Wer sind Sie?«
    Ich beantwortete die berechtigte Frage wahrheitsgemäß: »Ich habe mit der Polizei zu tun, bin aber auch ein Freund der Familie.«
    »Der Familie! Lauter schlechte Menschen! Ich hasse sie alle.« Sie sah finster, ängstlich und zornig aus. »Sie waren immer schlecht zu mir, immer. Von Anfang an. Warum waren sie gegen die Heirat? Was schadete es ihnen? Sie hatten ja Geld in Hülle und Fülle von ihm bekommen. Sie waren viel zu dumm gewesen, es selbst zu verdienen! Warum soll sich ein Mann nicht zum zweiten Mal verheiraten, auch wenn er nicht mehr jung ist? Er war im Grunde noch gar nicht alt. Und ich hatte ihn sehr gern. Ja, ich hatte ihn gern.« Trotzig schaute sie mich an. »Wahrscheinlich glauben Sie mir nicht; aber es ist wahr. Ich hatte die Männer satt. Ich wollte ein Heim haben, wollte einen Menschen haben, der mich verwöhnte und nette Dinge zu mir sagte. Aristide sagte nette Dinge zu mir… und er konnte einen zum Lachen bringen… und er war gescheit. Er verfiel auf alle möglichen Mittel und Wege, um die dummen Verordnungen zu umgehen. O ja, er war sehr, sehr gescheit. Ich bin nicht froh, dass er tot ist. Ich bin traurig.«
    Sie lehnte sich zurück. Sie hatte einen ziemlich breiten Mund, der sich nun zu einem merkwürdigen, verschlafenen Lächeln verzog.
    »Hier war ich glücklich. Hier war ich in Sicherheit. Ich ging zu all den eleganten Schneiderinnen, von denen ich früher gelesen hatte. Ich war jemand. Und Aristide schenkte mir schöne Sachen.« Sie streckte die Hand aus und betrachtete den Rubin an ihrem Finger. Hand und Arm erschienen mir wie eine ausgestreckte Katzenpfote, und ihre Stimme klang in meinen Ohren wie ein Schnurren. Sie lächelte immer noch vor sich hin. »Was lässt sich dagegen sagen? Ich war nett zu ihm. Ich machte ihn glücklich.« Sie beugte sich vor. »Wissen Sie, wie ich ihn kennen gelernt habe?«
    Sie fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten: »Es war im ›Fröhlichen Kleeblatt‹. Er hatte sich Rührei und Toast bestellt, und als ich ihm die Platte brachte, weinte ich gerade. ›Setzen Sie sich‹, sagte er, ›und erzählen Sie mir, was los ist.‹ Ich sagte: ›Nein, das geht nicht. Man würde mich entlassen, wenn ich das täte.‹ Er

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