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Das krumme Haus

Das krumme Haus

Titel: Das krumme Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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anfangen?«
    Sergeant Lamb zückte seinen Bleistift. Brenda Leonides setzte sich Taverner gegenüber auf ein Sofa.
    »Haben Sie etwas herausgefunden?«, fragte sie. Ich merkte, dass ihre Finger unruhig mit einer Chiffonfalte des Kleides spielten.
    »Es steht endgültig fest, dass Ihr Gatte an einer Eserinvergiftung gestorben ist. Mit der letzten Spritze, die Sie ihm gaben, injizierten Sie ihm Eserin und nicht Insulin.«
    »Aber das wusste ich nicht. Damit habe ich wirklich nichts zu tun!«
    »Dann muss irgendjemand das Insulin absichtlich mit den Augentropfen vertauscht haben.«
    »Wie abscheulich! Könnte es nicht ein unglücklicher Zufall gewesen sein? Vielleicht… vielleicht wollte man einen Spaß machen?«
    »Das glauben wir nicht«, gab Taverner sanft zurück.
    »Es muss einer der Angestellten gewesen sein. Niemand sonst könnte es getan haben.«
    »Sind Sie da so sicher, Mrs Leonides? Denken Sie einmal nach. Kommt Ihnen kein Verdacht? Gab es nicht irgendwelche Spannungen oder Reibereien?«
    Mit großen trotzigen Augen sah sie ihn an.
    »Ich weiß von nichts.«
    »Sie waren an dem Nachmittag im Kino, nicht wahr?«
    »Ja, ich kam um halb sechs nachhause – da war es Zeit für das Insulin. Ich gab ihm die Spritze genau wie immer, und dann wurde er… wurde er ganz sonderbar. Ich bekam einen Schrecken und lief zu Roger – das erzählte ich Ihnen ja schon. Muss ich es wiederholen?«
    Ihre Stimme ging aufgeregt in die Höhe.
    »Ich bitte um Entschuldigung. Kann ich jetzt mit Mr Brown sprechen?«
    »Mit Laurence? Warum denn? Er weiß doch gar nichts von der Sache.«
    »Ich möchte trotzdem mit ihm sprechen.«
    Sie blickte ihn argwöhnisch an.
    »Eustace hat gerade bei ihm Lateinstunde. Soll er hierher kommen?«
    »Nein, wir werden zu ihm gehen.«
    Taverner ging schnell hinaus. Lamb und ich folgten ihm. Er führte uns über ein paar Stufen und dann durch einen Flur in ein großes Zimmer, das nach dem Garten hinauslag. Hier saßen ein blonder, ungefähr dreißigjähriger Mann und ein hübscher, dunkler Junge von sechzehn Jahren an einem Tisch. Bei unserem Eintritt schauten beide auf. Sophias Bruder musterte mich, Laurence Brown starrte Taverner entsetzt an.
    Noch nie hatte ich einen so völlig von Furcht gelähmten Menschen gesehen. Er stand auf und setzte sich wieder. Seine Stimme quietschte geradezu, als er sagte: »Oh… guten Morgen, Chefinspektor.«
    »Guten Morgen.« Taverner war kurz angebunden. »Kann ich mit Ihnen sprechen?«
    »Ja, natürlich. Mit dem größten Vergnügen. Wenigstens…« Eustace erhob sich.
    »Soll ich gehen?«
    In seiner angenehmen Stimme schwang ein leicht arroganter Unterton.
    »Wir… wir können später fortfahren«, sagte der Lehrer.
    Eustace hinkte zur Tür. Bevor er hinausging, warf er mir einen Blick zu, fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle und feixte. Dann schloss er die Tür hinter sich.
    »Also, Mr Brown«, begann Taverner, »es gibt keinen Zweifel mehr. Leonides ist an einer Eserinvergiftung gestorben.«
    »Ich… heißt das, er wurde wirklich vergiftet? Ich hatte gehofft…«
    »Er wurde vergiftet«, fiel Taverner kurz ein. »Jemand vertauschte die Augentropfen mit dem Insulin.«
    »Ich kann es nicht glauben… es ist unfassbar.«
    »Die Frage ist, wer hatte ein Motiv?«
    »Niemand. Gar niemand!«
    Der junge Mann schrie beinahe.
    »Wünschen Sie die Anwesenheit eines Anwalts?«
    »Ich habe keinen Anwalt. Ich will keinen. Ich habe nichts zu verbergen… nichts.«
    »Es ist Ihnen klar, dass Ihre Aussagen protokolliert werden?«
    »Ich bin unschuldig, ich versichere Ihnen, ich bin unschuldig.«
    »Mrs Leonides war viel jünger als ihr Mann, nicht wahr?«
    »Ich… ich glaube… ich meine… o ja.«
    »Sie muss sich manchmal ziemlich einsam gefühlt haben?«
    Laurence Brown antwortete nicht. Er befeuchtete sich die trockenen Lippen.
    »Ich würde es ganz natürlich finden, wenn zwischen Ihnen beiden eine Zuneigung entstanden wäre.«
    Der junge Mann widersprach heftig.
    »Das stimmt nicht! Das stimmt nicht! Ich weiß, was Sie denken; aber das stimmt nicht! Mrs Leonides war immer sehr freundlich zu mir, und ich hatte die größte Achtung vor ihr; aber mehr nicht, mehr nicht, glauben Sie mir. Es ist ungeheuerlich, so etwas anzunehmen! Ungeheuerlich! Ich würde niemals einen Menschen töten… oder mit Flaschen manipulieren… oder etwas dergleichen tun. Ich bin sehr empfindlich und nervös. Ich… schon der Gedanke, einen Menschen umzubringen, ist mir entsetzlich. Das

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