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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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(Was will er sonst noch? Was habe ich gewonnen? Was habe ich getan? Was jetzt?)
    Duun ließ ihn los. Deutete auf die blutbefleckten Waffen. »Mach sie sauber! Ich zeige dir, wie es geht.«
    Dorn regte sich wieder, rückte näher an die Reihe von Waffen auf der Decke. »Du hast gesagt ...«, setzte er an.
    »Was habe ich gesagt?«
    »Wir würden auf die Jagd gehen. Du hast gesagt - wir würden heute auf die Jagd gehen.«
    »Das werden wir auch. Wir werden heute abend nichts zu essen haben, wenn wir nichts erlegen.«
    Dorns Augen zuckten wieder hoch. Er brachte das fertig, ohne den Kopf zu drehen. Der Blick zeigte seine Hoffnung, Duun hätte einen Witz erzählt, und Duun machte ein unversöhnliches Gesicht.
    Es gab natürlich keine Frage. Die Gegend wimmelte von unvorsichtigem Wild. Niemand jagte es hier viel. Bis jetzt nicht. Und ein Hatani war in der Lage, selbst in der schlimmsten Ödnis noch Nahrung zu finden.
    Aber Dorn würde das herausfinden, wenn er hungrig wurde. Wenn er es selbst versucht und festgestellt hatte, daß er zu laut und zu ungeschickt war.
    Wenn er gesehen hatte, was das Land bot und was die wilden Geschöpfe wußten.
    »Ich habe dir ein Messer versprochen.«
    Ein rascher Blick zu ihm hinauf, aufmerksames Interesse. Ein Blick aus weißen, geweiteten Augen.
    »Das Wer -Messer. Das, was du benutzt hast. Es wäre ein gutes Messer für dich. Du kannst es haben, wenn du willst. Es ist eine hervorragende Klinge. Du mußt sie makellos sauberhalten. Schon Finger machen Flecken darauf. Ich zeige dir, wie man sie pflegt.«
    Dorn nahm das Messer am Griff. Hielt es fest.
     
    Der schlaksige Junge kam den Pfad herauf und dachte, er wäre wachsam, wie Duun wußte. Dorn wandte den Blick hierhin und dorthin. Seine schwieligen Füße machten nur wenige Geräusche auf dem staubigen Pfad zwischen den Felsen.
    » Dort oben «, zischte Duun. »Sieh hinauf! « Dorns Kopf ruckte hoch. Duun hatte sich schon bewegt und war im Unterholz verschwunden.
    Der Junge blickte immer noch nach oben, als Duun ihn mit einem geworfenen Stein am Rücken traf. Dorn wirbelte herum und warf auch, aber sein Stein verschwand klappernd im Unterholz und zwischen den Felsen. Duun war ihm mit einer fließenden Hüftbewegung ausgewichen.
    »Zu spät«, sagte Duun. »Du bist tot, ich nicht.« Dorn ließ die Schultern hängen. Er senkte beschämt den Kopf.
    Wirbelte herum und warf hinterhältig noch einen Stein.
    Duun konnte auch dem mit lediglich einem Wechsel der Haltung ausweichen. Dorn wirkte nicht überrascht. Nur erschöpft. Endlich geschlagen.
    Duun grinste. »Schon besser. Damit hast du mich wirklich überrascht.« Das Grinsen verschwand. »Aber mit der Wahl dieses Weges nach oben hast du es nicht. Das war dein erster Fehler. Woher wußte ich es schon vorher? Kannst du es dir denken?«
    Dorn schnappte nach Luft. Hockte sich auf den Weg, die Arme auf den verschorften Knien liegend. »Weil ich müde war. Der Anstieg ist hier leichter.«
    »So ist es besser. Du hast recht. Aber denke nächstes Mal voraus, möglichst in alle Richtungen. Du kennst diesen Weg. Du hättest diese Felsen schon im Kopf sehen müssen, bevor du sie erreichtest.«
    Keine Antwort. Dorn wußte Bescheid. Das war Duun klar. Dorn wischte sich mit dem Unterarm über das Gesicht und verschmierte Staub im Schweiß. Selbst auf diese Entfernung stank er nach Wärme.
    »Also«, erinnerte Duun ihn feinfühlig. »Als du um den Berg herumkamst, blies der Wind von der Seite her, in einem Winkel zu den Felsen. Verstehst du, warum dich das hätte warnen sollen?«
    Dorn blinzelte Schweiß aus den Augen und fuhr sich wieder mit dem Arm darüber. Seine Glieder waren länger geworden. Der Bauch war unterhalb der Rippen hohl geworden und oberhalb seines Lendentuches von Muskeln zerfurcht. Kratzer vom Unterholz schimmerten weiß auf der Haut. »Der Geruch«, antwortete Dorn. Er rang nach Luft. Ärger stand auf seinem staubverschmierten Gesicht zu lesen. »Entschuldige, Duun. Es tut mir leid.«
    »Daß es dir leid tut, würde dich nicht retten. Die Tatsache, daß du nicht riechen kannst, bedeutet nicht, daß das für die ganze Welt gilt. Du wärst jetzt tot, Dorn.«
    »Ja, Duun.« Mit schwacher, heiserer Stimme. Dorn ließ wieder die Schultern hängen. »Du wirst mich nicht noch einmal erwischen.«
    »Wirklich nicht?«
    »Duun ... Ich habe Hunger, Duun! «
    Duun sprang an die andere Seite des Baumes, lehnte sich an den Stamm und musterte Dorn finster. »Dann jage, Dummkopf! Erzähl mir nicht,

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