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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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erhalte Anfragen. Wir haben ein langsam tröpfelndes Leck, das im Begriff ist, sich zu einem wilden Sturzbach zu entwickeln! Um der Götter willen, Duun! Wir haben nicht mehr sehr viel Raum zum Manövrieren. Ich möchte, daß das Programm weiterläuft, ich will, daß wir den Plan wieder einholen. Und eins will ich dir noch sagen. Es geht nicht mehr nur um Shbit. Es kommt auch etwas aus den Provinzen. Wir erhalten Anfragen. Verstehst du?«
    »Ich habe es immer verstanden. Es gibt eine Grenze, Ellud. Der Verstand hat Grenzen. Ich will, daß Dorn wieder ruhig wird. Ich will ihn ganz. Er ist jetzt dichter dran als je zuvor. Aber gib ihm Freiraum!«
    »Er weiß über Betan nicht Bescheid, oder?«
    »Wie könnte ich ihm das erklären, ohne auch gleich auf die ganze Ratsgeschichte einzugehen? Darum konnte ich sie auch nicht an Ort und Stelle festnageln. Was sollte ich denn sagen? Manche Leute wollen deinen Tod? Er meidet bereits Spiegel. Sollen seine Narben erstmal ausheilen, bevor er den Rest erfährt.« Es war die zweifingrige Hand, mit der er die Tasse hielt. Duun betrachtete sie, drehte die Tasse zwischen den Fingern und stellte sie weg. »Sagot soll sich darum kümmern.«
    »Das kann sie nicht.«
    »Frag sie! Nein, ich werde es ihr erklären. Sie ist alt, sie ist schlau und sie ist weiblich, und das ist die beste Kombination, die ich mir nur denken kann, um mit der Aufgabe fertig zu werden.«
     
    Der Posten stand noch vor der Tür, wie immer, und Dorn wandte den Kopf, um den Posten anzusehen, der ihn ins obere Stockwerk eskortierte - kein harter Blick, und auch nicht rachsüchtig. (Er hat Duun darauf gebracht.) Zuerst hatte er an Cloen gedacht. Aber Dorn war nicht verschlagen gewesen, hatte sich nicht richtig darum gekümmert, seine Spuren zu verwischen, hatte auch nicht geglaubt, daß es nötig war.
    An diesem Morgen durch diese gewöhnliche Tür zu gehen, war alles, was er tun konnte. (»Betan ist weg«, hatte Duun ihm gestern gesagt. »Sie ist versetzt worden. Sie hat selbst darum gebeten.«) (»Hast du sie umgebracht?« hatte Dorn gefragt, kalt und wieder zitternd. Es war vielleicht keine rationale Frage; aber schon die Atmosphäre war brüchig gewesen, voller Zweifel, voller Doppelspiele. Und Duun blickte ihm in die Augen, als er antwortete: »Nein, nichts dergleichen ...« So vernünftig, wie Duun ihm immer geantwortet hatte, wie Duun ihm immer Halbwahrheiten erzählt und die Welt von ihm ferngehalten hatte, bis Betan ihr Einlaß verschaffte.)
    (Welches Jahr haben wir?)
    (Ich hätte nicht lachen sollen. Sheon ist nicht gerade die Hauptstadt der Welt, nicht wahr?)
    Dorn ging hinein, betrat die Diele mit ihren hellen weißen Wänden, ihrem einfachen weißen Sand, dem strengen Arrangement von Vase und Zweig auf der Erhebung. Man sah, daß der Sand in der Nacht geharkt worden war; eine einsame Reihe von Fußspuren führte um die Ecke herum in den großen Hauptraum, in dem alle Fenster weiß und blank waren.
    Dorn folgte der Spur und blieb unter dem Türbogen stehen, vor all den leeren Schreibtischen. Die einsame Spur führte zu dem Schreibtisch, der am tiefsten in dem hellweißen Raum stand, dem Tisch, der Elanhen gehört hatte.
    Ein Fremder saß dort mit gekreuzten Beinen, die Hände auf den Schenkeln. Nase und Mund und Augen waren weiß umrandet, ein Weiß, das allmählich in Sandfarbe überging, abgesehen von den Ohrenspitzen. Der Kamm war hellweiß. Die Arme waren hager. Dorn starrte den Fremden an, glaubte, einen Kranken zu sehen.
    »Komm näher!« Es war eine dünne Stimme, die zur körperlichen Erscheinung paßte. Dorn ging näher heran, blieb stehen und starrte. »Du bist Haras, Dorn.«
    (Ihr Götter, weiß er es denn nicht?) Gelächter wogte in ihm auf wie Blut in einer Wunde, aber er konnte in dieser großen, sterilen Stille nicht lachen. (Er?) Dorn vermutete auf einmal, daß es kein Mann war, aus Gründen, die er nicht genau definieren konnte. »Wo ist Elanhen? Wo sind Sphitti und Cloen?«
    »Ich heiße Sagot. Du starrst mich aber an, Junge. Stört dich etwas an mir?«
    »Es tut mir leid. Wo sind die anderen?«
    »Weg. Setz dich! Setz dich, Dorn!«
    Er wußte nicht, wie er sich einer so sanften Stimme widersetzen sollte, und Duun hatte ihm nicht beigebracht, wie man nein zu einer Autorität sagte. Er hatte es selbst gelernt; und die Welt war zu gefährlich, um leichtsinnig darin zu werden. Er suchte die nächste Erhebung und setzte sich auf deren Kante, ließ die Füße baumeln.
    »Ich bin Sagot. Du hast

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