Das Kuckucksei
etwas ab. Sie führte ihn an der Hand zur Tür an der Seite des Zimmers und hindurch in ein kleines Zimmer, das keine Illusionen mehr duldete, es sei keine Einrichtung von Meds. Es war ganz vollgestellt mit Geräten und einem Tisch. Sagot hielt Dorn weiter an der Hand. Sie wollte offensichtlich nicht über die Sache diskutieren. (Sie hat Angst. Sollte ich nicht auch welche haben?) Aber er blieb ruhig stehen, während Meds hereinkamen und ihm sagten, er solle den Kilt ausziehen und sich hinlegen.
»Ich schaffe das schon«, sagte er zu Sagot; er wollte sich nicht vor ihr ausziehen, nicht, weil er sie zu schockieren glaubte - (Ich habe vierzehn Ururenkel, Junge.) -, sondern genau deswegen, weil sie nicht schockiert sein würde; sie würde ihn wie ein Kind betrachten, und Dorn, das Kind, war bereits zu nackt. Aber Sagot blieb, und Dorn wandte ihr den Rücken zu, löste den Kilt und stieg auf den Tisch, als die Meds ihm sagten, er solle es tun. Sein Kopf schwamm; seine Glieder fühlten sich an, als wären sie sehr weit vom Gehirn entfernt; er schwebte in einer übermächtigen Ruhe, die allein ihn schon beunruhigte.
(Es war eine Droge, was Sagot mir gegeben hat. Weiß Duun darüber Bescheid? Weiß er, wo ich bin, was sie machen, hat er es gar angeordnet?)
Sie befestigten Elektroden an seinem Körper. Er spürte es wie von ferne. Sie unterhielten sich flüsternd, oder sein Gehör funktionierte nicht mehr richtig. Sie justierten einen Bildschirm über seinem Kopf. Etwas Weiches und Rauhes senkte sich auf seinen nackten Körper, und er erkannte vage, daß jemand eine Decke über ihn gezogen hatte. Er empfand eine matte Dankbarkeit. (Es ist kalt hier drin. Sie merken sonst nie, wie kalt mir manchmal wird; sie haben ja Felle und ich nicht, und ich schwitze jetzt ...) Etwas Enges legte sich über seine Beine und dann noch einmal über die Brust. »Reden Sie mit ihm! Um der Götter willen, es ist doch kein Stück Fleisch, mit dem Sie da umgehen!«
»Sagotmingi, wir müssen Sie bitten, ruhig zu sein, mit allem Respekt, Mingi Sagot.«
Ein Gewicht senkte sich auf seine Schultern. Schüttelte ihn. »Halte die Augen offen! Sieh nach oben!«
Dorn gehorchte der Stimme. Er hörte die Klänge seiner Bänder, immer wieder von neuem.
»Blinzle. So ist es richtig. Du kannst blinzeln, wenn du mußt.«
»Er kommt mit, nicht wahr?«
Die Stimme schwebte wieder davon. Er hörte, wie ihn eine andere Stimme beschwatzte; er sah Bilder, befand sich in einem Simulator; weitere Stimmen, weitere Bilder, Leute, die sich wie er in der Dunkelheit bewegten; er sah Gesichter, die ihn anschwatzten, Maschinen und noch mehr Maschinen ...
Er versuchte davon wegzukommen.
... Augen wie Spiegel starrten ihn an. Dann kamen weitere Maschinen, die sich in der Dunkelheit drehten, und Arme, die winkten ...
Er kämpfte dagegen an. Er wich aus und entkam und kämpfte.
»Das ist dein Erbe«, sagte ihm eine Stimme aus der Dunkelheit. »Nimm es an, Haras-hatani! Das ist dein Erbe. Nimm an, was du hörst und siehst. Hör auf, Widerstand zu leisten! Nimm an! Das ist dein Erbe.«
Ein Bilderchaos.
»Lausche den Klängen! Lerne das, Haras-hatani! Vergiß diese Dinge nicht mehr!«
»Wach auf!«
Er lag auf dem Tisch. Die Decke lag auf ihm. Er war schweißgebadet. Er wollte nichts anderes, als dort liegen bleiben, und seine Augen stachen, als wäre Schweiß hineingelaufen; das konnte auch gut sein. Jemand wischte ihm das Gesicht ab, und das Tuch fühlte sich neutral an, naß und rauh, aber weder kalt noch warm. Jemand entfernte Gewichte von Doms Brust und Beinen. »Sind Sie sicher, daß Sie das tun sollten? Er ist noch nicht wieder wach.« Er war es zwar, zog es aber vor, dieses Geheimnis für sich zu behalten, den nackten Stahl ignorieren, ebenso die plötzliche Nacktheit seines Körpers, als sie die Elektroden mit kurzen Rucken entfernten, die er deutlich hätte spüren sollen, was jedoch nicht der Fall war.
»Seine Farbe sieht nicht gut aus.« (Mir ist kalt, Dummkopf.)
Etwas stach in seinen Arm. Der Schmerz war nicht stark.
Wenig später spürte er sein Herz pochen, wie es das in Alpträumen tat.
(Geht weg! Laßt mich in Ruhe! Faßt mich nicht an!)
»Halten Sie ihn fest! Er soll sich nicht bewegen!«
Er blinzelte. Meds hielten seine Glieder mit schmerzhaften Griffen fest. Er hob den Kopf. »Lassen Sie mich los! Ich bin wach. Ich möchte mich aufsetzen.«
Sie machten dumme Gesichter und senkten die Ohren. Nachdem sie es sich überlegt hatten, ließen sie
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