Das Kuckucksei
und legte ihn mit den Lotionsflaschen in den Helm.
»Oh, stell dich nicht so dumm an!« sagte der andere. »In der Halle werden sie dich auslachen! Du wirst vor Meister Tangan treten, vor allen Hatani im Haus! Du kannst dort nicht dieses ganze Zeug anschleppen!«
»Ich bin noch nicht ganz dazu gekommen, Duun seinen Umhang zu geben. Ich bin mir nicht sicher. Ich könnte diese Sachen verlieren. Ich will, daß er mir sagt, was ich tun soll.«
»Dann komm, Dummkopf! Aber ich warne dich: Sie werden lachen. Ihr Götter, bist du schmutzig! Möchtest du dich umziehen? Ich kann dir etwas leihen.«
»Danke. Ich frage Duun, wenn ich ihn sehe.«
Der andere deutete auf die offene Tür.
Der Flur mündete eine offene Halle mit einem Parkett, dessen Seiten viele Stufen aufwiesen. Hatani in grauen Umhängen saßen auf diesen Stufen, Hunderte von ihnen. Der Boden war sandbedeckt und wies Spiralen auf, die hineingeharkt worden waren. Große Steine standen im Sand. Auf jedem saß ein Hatani.
Am Fuß der Stufen vor ihm stand Duun, der einzige, der keinen Umhang anhatte. Duun hob leicht das Kinn, und Dorn ging die Treppe hinunter, gefolgt von seiner Eskorte.
»Du hast meinen Umhang mitgebracht«, stellte Duun fest. »Haben sie alles angefaßt?«
»Nein, Duun-hatani.«
Duun streckte eine Hand aus, nahm den Umhang entgegen und zog ihn an. Dann deutete er zum entferntesten Stein. »Der auf dem letzten ist Meister Tangan.«
Dorn ging über den Sand, folgte dem schmalen Pfad, auf dem auch die Hatani auf den Steinen gegangen waren und der die Form eines Baumes auf wies. Er hörte, wie andere ihm folgten.
Vor dem hintersten Stein blieb er stehen. Er trug immer noch seine Sachen unterm Arm.
»Du kannst deine Sachen weglegen«, sagte Meister Tangan und hob eine Hand auf genau die Art, mit der auch Duun immer zum Ausdruck brachte, daß er einer Sache trauen konnte. »Du wirst stehen.« Duun trat neben ihn. Die beiden Hatani, die ihn hergebracht hatten, stellten sich an seine andere Seite. Dorn legte seine Habseligkeiten vor sich auf den Boden.
»Du bist unordentlich, junger Mann«, sagte Tangan. »Ist es vielleicht eine Art, so in die Halle zu kommen?«
»Vergeben Sie mir, Meister Tangan.«
»Stimmte mit dem Zimmer etwas nicht?«
Dorn zögerte. Es kam ihm wie die richtige Frage vor. Er griff in seinen Gürtel und zog das Papiertuch heraus. Er faltete es auseinander und zeigte die Kieselsteine vor. Die Verbrennungen taten ihm weh, und seine rußigen Hände bluteten auf das Tuch, zitterten dabei trotz all seiner Anstrengungen, das zu verhindern. (Sind es alle? Habe ich einen übersehen?)
»Hat er das Wasser getrunken?«
»Der Krug war leer«, sagte einer seiner Begleiter.
»Hat er das Essen verzehrt?«
»Das Essen war zerkrümelt«, sagte der andere.
»Ein Kieselstein lag in dem Krug, aus dem dieser Krug gefüllt wurde. Ein Kieselstein lag auf dem Teller, von dem dieser Teller gefüllt wurde. Hast du getrunken oder gegessen?«
»Nein, Meister Tangan. Ich habe das Wasser auf das Feuer gegossen. Ich habe nichts gegessen. Ich war mit den Händen nicht mehr am Mund, seit ich das Essen angefaßt habe.«
»Woher soll ich wissen, ob das stimmt?«
Zuerst kam es ihm wie eine Anschuldigung vor. Dann merkte er, daß es wieder eine Frage war. »Sie sind Hatani, Meister Tangan. Wenn ich einen solchen Trick nicht entdecken würde, könnten Sie mich auch durchschauen.«
Für einen Augenblick war es überall im Raum still. »Hast du gebadet?«
»Nein, Meister Tangan.«
»Das scheint mir auch offenkundig.«
Dorn war zu müde. Er blickte nur zu Tangan hinauf und hielt immer noch die Kieselsteine in der Hand.
»Was hast du mit dem Wasser gemacht?«
»Ich habe es abgelassen, Meister Tangan, um nach Kieselsteinen zu suchen.«
»War dort einer?«
»Nicht in der Badewanne.«
»Leg die Kieselsteine, die du gefunden hast, nacheinander in den Sand.«
Dorn bückte sich und ließ sie einzeln aus dem Tuch gleiten. Beim dritten wurden die Hatani im Raum auf ihren Plätzen unruhig, beim vierten noch unruhiger. Er richtete sich wieder auf und blickte zu dem uralten Mann hinauf.
»Vier sind ungewöhnlich«, sagte Meister Tangan einfach. »Zwei über das Essen und das Wasser hinaus wären dir vielleicht entgangen. Das ist die erste Probe. Die zweite bin ich selbst. Erzähl mir das Schlimmste, was du je getan hast.«
Beinahe hätte Dorn seinem Gesicht erlaubt, eine Reaktion zu zeigen. Er bremste sich und überlegte für einen Moment. (Daß ich
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