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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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doch lügt er mit offenem Gesicht.«
    »Was verlangst du für ihn?«
    »Schicken Sie ihn zurück nach Dsonan! Nehmen Sie ihn nicht in die Gilde auf!«
    »Was verlangst du für sie, Besucher?«
    »Ich halte das für eine Falle«, sagte Dorn. »Ich denke, auch das ist wieder ein Test, und sie ist eine Hatani.«
    »Warum meinst du das?«
    »Sie bewegt sich so.«
    »Du irrst dich, junger Mann. Sie ist keine Hatani, weder frei noch von der Gilde.«
    »Sie ist Ghota«, sagte Duun. »Oder ich bin blind. Und es war dumm von ihr, herzukommen.«
    Betan stand nur da. (Ghota?) Dorn starrte sie an. Er hatte bewaffnete Männer erwartet. (Betan? Ghota?)
    »So lautet mein Urteil«, sagte Tangan: »Verlasse dieses Haus. Ich werde keinen Gildenkrieg beginnen. Du hast eine halbe Stunde, um dich zum Flughafen zu begeben. Und nimm meine Warnung ernst!«
    Betan drehte sich auf den Fersen um und ging weg, folgte vorsichtig dem Weg, vorbei an den Hatani auf den Steinen und die Stufen am Ende der Halle hinauf. Dorn zitterte, aber es lag an der Kälte und den Verbrennungen. In ihm, wo Betan und ein Teil seiner Jugend gewesen war, war es nun kalt.
    »Noch eine Frage«, sagte Tangan.
    »Meister?« Dorn drehte sich um und blickte zu dem alten Mann auf dem Felsen hinauf.
    »Von dem, was du heute getan hast, worauf bist du am meisten stolz?«
    Dorn blinzelte. Es verriet ihn, und er war verdrossen, aber seine Augen stachen und seine Knie bebten. »Duuns Umhang hierherzubringen.«
    Im ganzen Raum klang Gelächter auf, beißendes Gelächter, rauh und heiser.
    »Die Eigenart eines Novizen«, sagte Meister Tangan. Sein Gesicht entspannte sich, und Freundlichkeit wurde darin erkennbar. »Novizen, die im Gildenhaus aufwachsen, lassen sich nie so erwischen außer am Tag ihrer Ankunft. Aber dir hat man es nicht beigebracht, und du ehrst deinen Lehrer. Sie lachen weil du vier Kieselsteine gefunden hast, abgesehen vom Wasser und vom Essen. Das ist sehr selten. Ich rechne es dir als Fehler an, daß du das Wasser ausgegossen hast. Aber du hast es auf die schwere Art wieder wettgemacht. Von diesen Verbrennungen wirst du Narben behalten, junger Mann. Ich denke, du solltest sie behandeln lassen, bevor wir dich zurückschicken.«
    (Dann habe ich also verloren.)
    »Du wirst bei Duun no Lughn in die Lehre gehen, solange es Duun für angebracht hält. Danach wirst du tun, was du für richtig hältst. Du besitzt die Weisheit, von einem Urteil Abstand zu nehmen, wo dein Wissen nicht ausreicht. Das ist sehr wichtig. Sei freundlich. Sei gnädig. Fälle richtige Urteile. Alle weiteren Regeln der Gilde leiten sich daraus ab. Ein Freihatani urteilt, ohne daß die Gilde sich einmischt. Wenn du urteilst, wird die Gilde Blut vergießen, um dich zu unterstützen. Denke stets daran, Haras-hatani!«
    »Ja, Meister Tangan.« Und für einen Augenblick gewährte ihm das Gesicht des Meisters einen Ausblick an einer weiteren Barriere vorbei. (Das ist ein besorgter Mann. Die Hatani dort oben sehen es jetzt. Sie haben gelacht, weil sie erschraken. Zorn schwebt in diesem Raum.) Dorn blickte kurz zu Duun und sah dort die andere Hälfte dieses Ausdrucks. (Sie wissen etwas. Nein, Duun weiß etwas, und Tangan findet es heraus.)
    »Nimm ihn mit und sorge dafür, daß jemand nach diesen Verbrennungen sieht, Duun-hatani!«

DREIZEHNTES KAPITEL
    »Versorgen Sie ihn!« sagte Duun, als er ging. Es waren Hatani-Meds, die Dorn die Kleider abnahmen und ihn aufforderten, sich auf ein Plastikgitter zu stellen und die Hände auf Tische an beiden Seiten zu legen, damit sie sie verarzten konnten. Zwei weitere Meds machten sich mit Seife und einem kleinen, durchsichtigen Wasserschlauch daran, ihn abzuwaschen; sie fingen mit seinem Haar an und wuschen dann von oben nach unten den ganzen Körper mit Schwämmen ab. Graues Wasser spritzte und strudelte durch das weiße Plastikgitter davon und schwemmte Ruß und Sand hinweg. 
    Dorns Knie tat weh und pochte, aber die Berührungen durch die Meds waren flüchtig und sanft. Sie wuschen auch seine Hände, aber anders, mit größerer Sorgfalt. »Das wird ganz schön kalt«, sagte einer; etwas roch stechend und kündigte damit schon an, weh zu tun. Dann traf es seine rechte Hand mit einem Schock, der ihm für einen Moment das Gefühl vermittelte, er würde bis auf den Knochen durch gehen, während ein Med eine klare Flüssigkeit daraufsprühte. Aber dann folgte Taubheit, oder der Schmerz hörte auf. Es war ein so starker Wechsel, daß Dorn erst jetzt merkte, wieviel

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