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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Sheon verlor? Aber da wußte ich es nicht besser; es geschah aus Unwissenheit. Das weist Duun die Schuld zu.) »Ich habe gestern meine Lehrerin Sagot angeschrien, Meister Tangan.«
    »Hast du gestohlen?«
    »Nur von Duun.«
    Wieder kam es zu Unruhe auf den Plätzen.
    »Hast du gelogen?«
    »Manchmal.«
    »Hast du irgend jemand getötet?«
    »Nein, Meister Tangan.«
    »Hast du deine Fertigkeiten falsch eingesetzt?«
    Er schloß die Augen. Und öffnete sie wieder. Es war leicht zu zählen. »Dreimal, Meister Tangan. Als ich Sagot anschrie, als ich einen anderen Schüler schlug und als ich ihn bedrohte.«
    »Die Antwort kam ja schnell. Gibt es da nicht mehr zu erzählen?«
    Dorn überlegte noch einmal. »Ich habe mich mit Duun gestritten.«
    »Ich auch, Besucher.« Ein leises, kurzes Lachen ging durch die Halle. Neben Dorn zog Duun den Kopf ein. Der Gesichtsausdruck des Meisters änderte sich nicht.
    »Wir haben in der Gilde einen Fall. Ein Mitglied beansprucht ein Messer, das auch von einem anderen Mitglied beansprucht wird. Wie löst du dieses Problem?«
    Dorn biß sich auf die Lippe. Panik rauschte durch ihn hindurch. (Es ist eine falsche Frage! Man kann sie nicht beantworten! Kann ich es wagen, das zu äußern?) Er bemerkte, daß er in der Kälte zitterte. »Meister Tangan, es gibt in der Gilde nicht einen einzigen Hatani, der über Besitz streiten würde.«
    »Wir haben noch einen weiteren Fall. Zwei Schwestern heiraten einen Mann für nacheinander je ein Jahr. Aber kaum ist die erste Ehe vollzogen, da läßt sich der Mann von dieser Frau scheiden und heiratet eine dritte für drei Jahre. Wie beurteilst du das?«
    »Meister Tangan, wie wurde die Frage formuliert?«
    »Die erste Schwester sagt: Urteile zwischen mir und meiner Schwester und dieser Frau.«
    (Nicht über den Mann.)
    »Das ist keine Hatani-Angelegenheit, Meister Tangan. Sie sollten damit zum Friedensrichter gehen.«
    »Sie bestehen darauf. Sie bitten noch mal um dasselbe.«
    »Wie steht es um den Besitz?«
    »Sie haben ein Haus und ein Geschäft von ihren Eltern. Der Mann lebt und arbeitet mit der neuen Frau in einem Haus, das ihm gehört. Die neue Frau gehört zur Tanun-Gilde.«
    »Dann sollen die beiden Schwestern in ihrem eigenen Haus wohnen und sich einen neuen Ehemann suchen.«
    »Erkläre das!«
    »Sie wollen diesen Mann mehr, als er sie will, und sie hassen die neue Frau. Sie könnten nie mit ihr teilen.«
    Meister Tangan hob die Hand. Winkte jemandem. Dorn widerstand dem Impuls sich umzudrehen, aber er hörte jemanden kommen. Mehr als einen.
    »Ein weiterer Fall«, sagte Meister Tangan. »Sieh dir diese Frau an!«
    Dorn drehte sich um, und sein Herz machte einen Sprung. Es war Betan. Betan in einem blaßblauen Kilt und dunkelblauem Umhang, und sie hatte die Hände vor sich gefaltet und die Ohren angelegt. Mit einem Lufthauch gelangte ihr Duft zu Dorn. Es waren immer noch Blumen.
    (O Betan!) Erschöpfung überfiel ihn. (Also doch eine Hatani?)
    Ihr Gesicht verriet nichts.
    »Sieh mich an!« sagte Meister Tangan. »Diese Frau beschuldigt dich, sie angegriffen zu haben. Deine Überredungskraft benutzt zu haben, sie zu verführen. Und als sie dich nackt sah und erkannte, daß der körperliche Unterschied sie verletzen würde, will sie zu fliehen versucht haben, und du hättest deine Fähigkeiten benutzt, sie festzuhalten, bis Duun no Lughn eingriff. Sie bittet mich um ein Hatani-Urteil.«
    (Dachte sie das wirklich? Habe ich das wirklich getan?) »Was sagst du dazu?«
    »Ich ... war allein mit ihr in dem Zimmer. Alles, was sie sagt, könnte stimmen.«
    »Duun-hatani, du warst Zeuge.«
    »Ich kam herein, und diese Frau lief hinaus«, berichtete Duun. »Ich befahl ihr zu gehen. Ich war Zeuge einer Umarmung, aus der sie sich zu befreien versuchte und aus der sie sich dann auch löste.«
    »Als du hereinkamst.«
    »Ja, Meister Tangan.«
    »Was hast du sonst noch beobachtet?«
    »Wut auf seiten meines Schülers, Wut, die sich gegen mich richtete. Er sagte: ›Ich wünschte, du wärst später gekommen. Die Frau sagte nichts. Später äußerte mein Schüler: ›Ich wollte sie lieben.‹ Ich erklärte ihm, daß der Unterschied sie verletzt hätte.«
    »Wußte er nichts davon?«
    »Es ist möglich, daß es ihm nicht klar war.«
    »War es das?«
    »Nein. Ja.« Dorn bemühte sich um Fassung. »Ich habe sie weggeschoben, Meister Tangan. Sie roch nach Angst, und da habe ich sie weggeschoben.«
    »Weg von dir?«
    »Er lügt«, sagte Betan. »Er ist Hatani, und

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