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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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fährst. Es ist leicht, hier zu fahren, und leicht, zu weit zu fahren.« Duun grinste ihn an. (Wie kann er nach all dem noch lächeln? Sich freuen? Kann sich jemals wieder jemand freuen, nach dem, was geschehen ist?)
    Duun zog ihn sanft am Handgelenk. »Halte den Arm steif. Mach dir nichts draus, versuch dich nicht festzuhalten.« Die Verschlüsse des Fliegeranzugs gaben nach. Duuns Anzug trieb in Einzelteilen dahin, an Brust, Handgelenken und Knöcheln geöffnet. Nun befreite Duun Dorn. Das Drehmoment versetzte sie in kreisende Bewegung, und zusammen schwebten sie in der Luft, während sich die Kabine langsam um sie drehte.
    Dann war Dorn frei. Er schwebte, schloß vor Erschöpfung die Augen und öffnete sie wieder zu Schlitzen, um zu beobachten, wie Duun durch ein Loch, das er vorher gar nicht gesehen hatte, hinausschwebte und wieder hereinkam. Eine Luke war über ihnen geöffnet worden. Während der langsamen Drehung erblickte Dorn ein weißes Licht, in dem Shonunin, die mit irgend etwas beschäftigt waren, hin und her schwebten. Duun glitt dort hinauf und kam dann wie ein anmutiger Taucher wieder heruntergesegelt. Seine Ohren waren aufgerichtet, die Augen lebhaft und strahlend.
    (Er kennt sich hier aus; er kennt dies alles; er hat diesen Weg schon mehr als einmal gemacht.)
    »Wohin fliegen wir, Duun?«
    »Still, ruh dich aus! Wir sind beschäftigt.«
    »Was ist mit der Welt passiert?«
    »Sie ist immer noch da. Die Kämpfe konzentrieren sich jetzt auf die Shuttlehäfen, auf Avenen und Suunviden. Aber sie lassen nach - jetzt, wo wir fort sind und sie nichts mehr dagegen unternehmen können.«
    »Warum haben wir das getan? Wohin fliegen wir?«
    »Warum, warum, warum? Wir haben eine Dusche an Bord.
    Ich werde sie benutzen. Danach wickele ich dir etwas Plastik um die Hände und mache aus dir einen angenehmeren Gesellschafter.« Duun schwebte von ihm weg. Dorn drehte sich in der Luft um und sah, wie er durch ein weiteres Loch verschwand. Dorn versuchte, eigenständige Manöver zu machen, kreiste und stieß gegen die Polster, erinnerte sich noch im letzten Moment daran, nicht die Hände zu benutzen. Er prallte hilflos ab und schwebte dann wartend in der Luft.
     
    Eine Saugpumpe ging in der Duschkabine an, und Dorn beobachtete, wie die Wassertropfen in aneinanderhängenden Spuren hineinliefen und verschwanden. Die Höhensonne trocknete ihn. Er öffnete mit dem Ellbogen den Riegel und schwebte hinaus, drehte sich einmal langsam in der Luft um sich selbst, bevor Duun ihn packte, einen einfachen blauen Kilt um ihn wikkelte und einen Gürtel aus demselben Stoff und von derselben Farbe wie der Kilt um seine Taille band, eine Berührung, die ihm vor Jahren vertraut gewesen war, genau die schützende Wärme, die Art, wie Duun es damals gemacht hatte. Dorn blickte ihm nun als Erwachsener in die Augen, auf gleicher Höhe, als Duun ihm zum Schluß noch einen leichten Klaps auf die Seite gab, wie damals, als er noch klein gewesen war. Die Zeit lief rückwärts und wieder vorwärts, kreiste, wie es der Raum tat.
    »Folge mir!« sagte Duun, trat gegen die Schrankwand und schwebte mit unfehlbarer Würde aufwärts durch die enge Luke.
    Dorn stieß sich ab, richtete sich mit der Anmut aus, die er zustandebringen konnte, und segelte hinter Duun durch die Luke, folgte ihm weiter hinauf dorthin, wo es hell war, in die Zentrale des Shuttles, wo Besatzungsmitglieder kamen und gingen.
    Sie starrten ihn an ... (Sie sind schockiert; sie wollen höflich sein, sie wissen nicht, ob sie mich betrachten sollen, ob das Starren ehrlich ist oder nur unhöflich.) Duun schwebte weiter und hielt an, und Dorn ahmte seine Bewegungen nach, kümmerte sich nicht um die Blicke ... (Die Welt in Flammen. Sie müßten mich eigentlich hassen. Ich werfe es ihnen nicht vor. Ich bin dazu geboren.) Und er trieb seltsam frei dahin, nahm all ihre Vorwürfe an, kümmerte sich nicht um ihre Blicke auf seiner glatten, bleichen Haut, und er duldete Duuns Griff um seinen Arm, mit dem er ihn zum Fenster zog.
    Der leuchtende blaue Planet lag dort draußen. Die Brände darauf waren nicht zu sehen. Die Perspektive leugnete alles -und die Brände wurden zu nur einer weiteren Illusion hinter einem Fenster; Dorns Leben schrumpfte auf einen unsichtbaren Maßstab zusammen, verbracht auf einem Berg und in einer Stadt, deren Brände nicht einmal die Wolken beflecken konnten.
    Er sah unverwandt hinaus, und Tränen bildeten sich in seinen Augen, bis ein Blinzeln sie hinaustrieb. Er

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