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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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und starrte das Wandgemälde an, das eine Seeschlacht darstellte. Er konzentrierte sich im Besonderen auf ein großes Kriegsschiff, das dort abgebildet war, und sein Unterkiefer spannte sich ein wenig.
    Sein Kopf zuckte nach hinten, und es war ein klägliches Husten und Winseln zu hören, das in der Miniaturausgabe einer Explosion endete; drei Meter entfernt von dem Kriegsschiff in dem Wandgemälde löste sich eine Bodenvase in einer Staubwolke auf.
    Der große grauhaarige Mann schüttelte traurig den Kopf und pochte wieder auf sein künstliches Auge. »Stimmt schon«, sagte er, »ich bin betrunken.«
    Der junge Mann stand auf, hielt die Gewehre, die er ausgesucht hatte, in den Armen, wandte sich um und sah den älteren Mann an. »Wenn du zwei Augen hättest, würdest du alles doppelt sehen. Hier, fang!«
    Während er das sagte, warf er ein Gewehr dem Alten zu, der genau in dem Moment eine Hand zum Auffangen ausstreckte, als die Waffe gegen die Wand hinter ihm krachte und scheppernd zu Boden fiel.
    Cullis blinzelte. »Ich glaube«, sagte er, »ich würde gern wieder unter den Tisch kriechen.«
    Der junge Mann kam zu ihm, hob das Gewehr auf, prüfte es noch einmal und reichte es dem Alten, wobei er ihm half, die langen Arme darumzulegen. Dann bugsierte er Cullis zu dem Haufen aus Waffen und Kleidung.
    Der alte Mann war größer als der junge Mann, und sein echtes Auge und sein falsches Auge – das in Wirklichkeit eine Licht-Mikro-Pistole war – blickten auf den jungen Mann hinunter, während dieser einige Munitionsgürtel unten aus dem Haufen herauszog und dem Alten über die Schultern warf. Der junge Mann verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als Cullis ihn ansah; er streckte die Hand hoch und drehte dessen Gesicht in eine andere Richtung, dann entnahm er einer der Brusttaschen der zu großen Feldmarschalljacke etwas, das aussah wie eine gepanzerte Augenklappe – und auch eine war. Er band den Riemen behutsam um den Kopf des Alten mit dem grauen, militärisch kurz geschnittenen Haar.
    »Mein Gott!«, japste Cullis. »Jetzt bin ich blind.«
    Der junge Mann griff nach oben und passte die Augenklappe neu an. »Bitte um Verzeihung. Falsches Auge.«
    »So ist es besser.« Der Alte straffte sich und holte tief Luft. »Wo sind die Schweine?« Seine Stimme war immer noch nuschelig, sodass man beim Zuhören das Bedürfnis verspürte, sich zu räuspern.
    »Ich sehe sie nicht. Wahrscheinlich sind sie noch draußen. Durch den gestrigen Regenschauer hat sich der Staub gelegt.« Der junge Mann legte Cullis ein zweites Gewehr in die Arme.
    »Diese Schweine!«
    »Ja, Cullis.« Einige Munitionsbehälter wurden den Gewehren hinzugefügt, die der Alte in den Armen wiegte.
    »Diese dreckigen Schweine!«
    »Recht hast du, Cullis.«
    »Diese… Hmm, weißt du was? Ich könnte einen Drink gebrauchen.« Cullis schwankte. Er senkte den Blick auf die Waffen in seinen Armen und versuchte offenbar dahinter zu kommen, wie sie dorthin geraten waren.
    Der junge Mann drehte sich um und nahm noch weitere Gewehre von dem Haufen, doch er änderte seinen Sinn, als er ein lautes Scheppern und Krachen hinter sich hörte.
    »Scheiße!«, murmelte Cullis vom Boden her.
    Der junge Mann ging zu der mit Flaschen voll gepackten Anrichte. Er belud sich mit so vielen vollen Flaschen, wie er finden konnte, und kehrte zu der Stelle zurück, wo Cullis unter einem Berg von Gewehren, Behältern, Munitionsgürteln und den dunklen Holzsplittern, die die Überreste eines Stuhls für feierliche Bankette waren, friedlich schnarchte. Er räumte die Trümmer von dem Alten und öffnete einige der Knöpfe der zu großen Feldmarschalljacke, um die Flaschen zwischen Jacke und Hemd zu stopfen.
    Cullis öffnete die Augen und beobachtete den Vorgang eine Weile lang. »Welche Zeit ist es, hast du gesagt?«
    Er knöpfte Cullis’ Jacke bis zur Hälfte zu. »Zeit zu gehen, denke ich.«
    »Hmm. Kann sein. Du weißt es am besten, Zakalwe.« Cullis schloss die Augen wieder.
    Der junge Mann, den Cullis Zakalwe genannt hatte, schritt eilends zum einen Ende des großen Tisches, auf dem eine verhältnismäßig saubere Decke lag. Ein großes, eindrucksvolles Gewehr ruhte dort; er hob es auf und kehrte zu der großen, wenig eindrucksvollen Gestalt zurück, die am Boden schnarchte. Er packte den Alten am Kragen und ging rückwärts zur Tür am anderen Ende des Saals, wobei er Cullis mit sich zog. Er hielt an, um die ölverschmierte Tasche mit dem Waffenzubehör, das er zuvor ausgewählt

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